Der diesjährige Rosenheimer Milchviehtag fand am 07.12.2022 im Gasthof Höhensteiger statt. Mit über 130 Landwirtinnen und Landwirten sowie weiteren Teilnehmern aus der Branche war die informative Veranstaltung sehr gut besucht. Veranstalter war der VLF Rosenheimer Land und das Landwirtschaftsamt Rosenheim (AELF). Das Publikum wurde gekonnt von Monika Schaecke durch den Vormittag und die Vorträge geführt.
Sepp Grandl, Vorsitzender vom vlf Rosenheimer Land, nahm die Begrüßung vor und verwies besonders auf die Bedeutung von Innovation und Mut für eine erfolgreiche landwirtschaftliche Betriebsführung. Dem schloss sich Dr. Georg Kasberger, Behördenleiter des AELF Rosenheim, an und leitete bereits auf den ersten Vortrag des Tages von Prof. Wilhelm Windisch, Professor für Tierernährung an der TU München-Weihenstephan, mit dem ungewöhnlichen Titel „Milchvieh: Fluch oder Segen für Umwelt, Klima und Ernährungssicherheit?“ über. Im ersten Vortrag stellte Prof. Wilhelm Windisch zunächst die Rolle der Nutztiere im agrarischen Stoffkreislauf vor. Deutlich wurde hierbei, dass von der insgesamt durch die Landwirtschaft produzierten Biomasse lediglich ein kleiner Bruchteil für die menschliche Ernährung geeignet ist. So fallen bei der Produktion von einem Kilogramm pflanzlichen Lebensmittel vier Kilogramm Nebenprodukte an, die durch Nutztiere verwertet und damit für die menschliche Nahrung zugänglich gemacht werden können. Ein weiterer Aspekt stellt die Nutzung des Grünlandes dar, welches in Deutschland ca. 30 Prozent, im Landkreis Rosenheim rund 70 % der landwirtschaftlichen Fläche ausmacht. Eine ackerbauliche Nutzung ist auf diesen Flächen schlichtweg nicht möglich – aufgrund der natürlichen Gegebenheiten. Diese Flächen weisen jedoch eine hohe Biodiversität auf, welche ohne eine Nutzung, wie etwa durch Wiederkäuer, verwildern würde. Diese Kulturlandschaft, genutzt durch Mensch und Tier, ermöglicht die maximale Verwertung der Biomasse im Sinne der Kreislaufwirtschaft.
Hinsichtlich der Klimawirkung von Rindern gilt es, die Futtereffizienz zu optimieren und somit weniger Emissionen zu erzeugen. Mit Blick auf die kommenden Herausforderungen bezüglich der Welternährung und dem Klimawandel trifft Prof. Windisch eine klare Priorisierung der Verwertung der produzierten Biomasse: Teller > Trog > Tank. Ein Kompromiss zu finden aus Ernährungssicherheit, Erhalt der Biodiversität und einer intakten Umwelt wird für Landwirte und die Verantwortlichen in der Gesellschaft das zentrale Thema bilden. Nur so ist eine zukunftsgerichtete, standortangepasste Kreislaufwirtschaft möglich! Der Vortrag von Sandra Mühlbauer „aktuelles zum Milchmarkt“ startete mit den momentan guten Auszahlungspreisen der Molkereien. Als Hintergrund schilderte Sie den Zuhörern eine Gemengelage aus hoher Nachfrage bei geringerer Anliefermenge kombiniert mit dem Weltmarktgeschehen. So blieb die Milchanliefermenge am Erzeugungsstandort Bayern in den ersten neun Monaten des Jahres 2022 um 2,4 Prozent unter der Vorjahresmenge. Dieser Entwicklung liegen verschiedenste Ursachen zugrunde, zum Beispiel die sinkende Anzahl an Milchkühen, aber auch die Wetterereignisse bei zugleich stabiler Nachfrage. Deutlich spürbar ist allerdings die Preissteigerung, sowohl beim Einkaufsverhalten der Verbraucher als auch in den Erzeugungskosten der Landwirte. Eine Vorhersage über zukünftige Marktentwicklungen bringt Mühlbauer auf den Punkt: „Die Entwicklung bleibt spannend!“.
Das Thema der gestiegenen Futterkosten wurde im letzten Vortrag des Milchviehtages von Georg Baumann aufgegriffen. Bei Betrachtung der Kostenstruktur der Milchviehhaltung ist festzustellen: Über 55 Prozent der Produktionskosten bildet der Block der Fütterung. Diese Entwicklung verdeutlicht Baumann mit Futterrationsbeispielen von Landwirten aus dem Landkreis, in denen sich die Kostensteigerungen deutlich zeigen. Eine geschickte Rationsgestaltung mit der Verschneidung der diesjährigen Grassilagen bietet Einsparpotenzial, welches bei Betrachtung der Futteruntersuchungen klar deutlich wird. Ein großes Anliegen war es dem Fütterungsberater, die Landwirte für ein optimales Silagemanagement zu sensibilisieren. Hier kann bares Geld gespart– und die Effizient gesteigert werden, ganz im Sinne des Vortrags von Prof. Windisch. Umzusetzen ist dies etwa durch einen ausreichenden Zeitraum der Silage-Gärung, aber auch durch korrekte Einstellungen in der Maisernte. Abschließend gab es noch wertvolle Hinweise zu den Besonderheiten der heurigen Grassilagen.
Nach den kurzweiligen Vorträgen und einem Dank an die Referenten hatten die Besucher Gelegenheit, sich bei einem Mittagessen in gemütlicher Atmosphäre auszutauschen.
Bericht und Bilder: AELF Rosenheim – v.l.n.r.: Monika Schaecke (SGL vom AELF Rosenheim), Georg Baumann (LKV Fütterungsberater), Sandra Mühlbauer (LfL München), Prof. Wilhelm Windisch (TUM), Sepp Grandl (VLF Vorsitzender) und Dr. Georg Kasberger, Behördenleiter vom AELF RO.