Natur & Umwelt

Mehr Raum für die Salzach in der Lebenau

Veröffentlicht von Christina Rechl

Laufen: Mehr Raum für die Salzach in der Lebenau – Wasserwirtschaftsamt Traunstein beginnt mit dem Ausbau der Uferbefestigung – Fluss kann sich bis zu 50 Meter aufweiten

Laufen – Das Eintiefen des Flusses bremsen und zugleich der Natur mehr Raum geben: Das ist die Idee hinter den Projekten, die das Wasserwirtschaftsamt Traunstein auf bayerischer Seite entlang der Salzach verfolgt. Nach der erfolgreich abgeschlossenen Uferaufweitung bei Tittmoning beginnt am Montag, 4. November der Uferumbau in der Lebenau, nördlich von Laufen.
Beide Maßnahmen funktionieren unabhängig davon, ob das wenige Kilometer flussabwärts diskutierte Wasserkraftwerk kommen wird oder nicht. Sie heißen deshalb „No-Regret-Maßnahmen“: Maßnahmen, die in jedem Fall ohne Bedauern durchgeführt werden können. Wichtig dabei: Das bestehende Hochwasserschutzniveau bleibt vollständig erhalten.

Aufweitung als Mittel zur Sohlsicherung und Verbesserung der Ökologie
Die Salzach ist ein Gebirgsfluss mit Geschichte. Über Jahrhunderte machten sich die Menschen den Fluss untertan. Sie regulierten ihn, um Bau- und Ackerland zu gewinnen. Das funktionierte über Jahrhunderte sehr gut. Die Regulierung führte aber zu einer Eintiefung der Flusssohle, die nicht mehr weitergehen darf. Daneben wendet sich der Blick auch auf die Ökologie: Es geht um Renaturierung. Das Gewässer soll frei fließen, nicht in ein Korsett gezwängt sein durch steinerne Uferlinien. Fluss und angrenzende Auen sollen sich wieder vernetzen, Tiere an Land und im Wasser bessere Lebensbedingungen finden. Dennoch sind für die Baumaßnahmen auch Eingriffe in die Natur notwendig, die einen Ausgleich erforderlich machen. Pyramiden aus Totholz werden daher zum Beispiel im Auwald Unterschlupfmöglichkeiten für Fledermäuse bieten, Wurzelstöcke im Wasser Unterstand für Fische.
Das Vorhaben ist auch im Sinne der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie wichtig: Sie fordert bis zum Jahr 2027 den „guten ökologischen Zustand“ aller Gewässer in Europa, wofür als Grundvoraussetzung auch eine dynamische Sohlstabilität erforderlich ist.

Bauarbeiten auf drei Kilometer Länge
Über gut drei Kilometer erstreckt sich der Baubereich in der Lebenau, einem „Natura 2000“-Gebiet. Er reicht etwa vom Kraftwerk Lebenau, wo der Kraftwerkskanal in die Salzach fließt, bis auf Höhe Osing, nahe der Laufener Salzachschleife. In einem ersten Schritt werden ab dem Kraftwerk, auf einer Länge von 1,5 Kilometern, die Uferbausteine ausgebaut. Die Arbeiten sollen im Frühjahr abgeschlossen sein. Der zweite Abschnitt startet im Winter 2025. Dieses zeitliche Vorgehen machen naturschutzrechtliche Belange notwendig. Zugleich bietet sich der niedrigere Wasserstand während der Wintermonate eher für die Bauarbeiten an. Zum Schutz des Ausleitungskanals des Kraftwerks Lebenau wird ein Abschlussbauwerk aus Steinen errichtet. Sollte der Fluss die Böschungen in diesem Bereich bis dorthin abtragen, bilden die Steine einen Riegel, der den Kanal sichert.

Sobald die Verbauung verschwunden ist, wird die Salzach nach und nach den Uferbereich aushöhlen und immer wieder Sand, Kies und anderes Material mitnehmen. Mittel- bis langfristig könnte sich die Salzach um 30 bis 50 Meter aufweiten.

Ausgebaute Steine werden sofort wiederverwendet
Im Zuge der Uferaufweitung muss auch der bisherige Uferweg rückgebaut werden. Als Ersatz dient der bestehende Forstweg, der zudem als Baustraße bereit steht für Lkw, die die ausgegrabenen Steine direkt zu einer weiteren Baustelle in der Nähe fahren. Übrig gebliebene Steine werden auf einer Lagerfläche bei Untergeisenfelden zwischengelagert und für weitere Projekte des Wasserwirtschaftsamtes verwendet.

Mit den Steinen wird das Wasserwirtschaftsamt stromauf das Offene Deckwerk sichern. Zwei bis vier Sohlgurte sollen entstehen und die bisherige Konstruktion verstärken. Zur Stabilisierung der Sohle war bereits in den Jahren 2008 und 2009 auf einer Länge von 500 Metern eine flächige Sohlsicherung aus Wasserbausteinen eingebaut worden. Sie sollte die bestehenden Hochwasserschutzdeiche und -mauern und auch die Brücken in Laufen/Oberndorf langfristig sichern. Am Ende der gesicherten Strecke wurde als Abschluss ein Querriegel zum Schutz vor Erosion eingebaut. Dieser Riegel soll nun ergänzt werden, da sich die Salzach seit kurzem unterhalb des Bauwerks eintieft.

Freistaat und Republik Österreich teilen sich die Kosten
Ende 2026 sollen sowohl die Sicherung des Offenen Deckwerks als auch die Renaturierung der Salzach im Bereich Lebenau abgeschlossen sein. Die Kosten betragen rund zwei Millionen Euro. Das Wasserwirtschaftsamt Traunstein vertritt den Freistaat Bayern als Bauherrn und übernimmt die Bauleitung. Die Finanzierung teilt sich Bayern mit dem Republik Österreich.

Foto & Text: Wasserwirtschaftsamt Traunstein

 


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Christina Rechl

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