Ganz einfach, wie im richtigen Leben – Martina Schwarzmann bringt mit ihrem neuen Programm Festzelt zum „kaputt Lachen“
Mit dem Kabarettabend von Martina Schwarzmann hatten die Veranstalter der Festwoche anläßlich des Gaufestes ins Schwarze getroffen. Über 3000 Zuschauer waren gekommen, und erlebten einen Abend, an dem die Künstlerin mit ihrem neuen Programm „Ganz einfach“, ihrem Markenzeichen, „am spektakulärsten ist das unspektakuläre“ von Anfang bis Ende alle Ehre machte. Martina Schwarzmann braucht nicht viel, um ein riesiges Festzelt zu füllen: Nur einen erhöhten Stuhl, daneben ein rundes Tischlein mit einer biederen, bestickten Tischdecke, ihre Gitarre und sich selbst, mit ihren vielen Ideen, ihren Gedankensprüngen und ihrer trockenen, unnachahmlichen Vortragsweise. Auf boarisch natürlich. Denn auch wenn sie von dem ganzen „Heimatgschiss“ die Nase voll hat, und es ihrer Meinung nach „Zeit ist, dass es wieder bunt wird bei uns“ so bleibt der Dialekt für sie das Selbstverständliche. Denn sie habe “ gar net die Muskeln im Maul, die ich fürs Hochdeutsch braucht“ hat sie festgestellt. Und Fragen von Reportern, wieviel Zeit sie am Tag für ihren Dialekt brauche, findet sie total doof und mit ihr das ganze Festzelt. Denn das ist die zweite Seite der Kabarettistin Schwarzmann. Beabsichtigt und teils gnadenlos ihrem Publikum den Spiegel vorzuhalten, wenn sie über Dinge sinniert, die sich so in jedem Dorf, in jeder Familie, auf jedem Bauernhof, an jedem Stammtisch zutragen könnten. Wenn der letzte Lacher verklingt, beginnt bei den Zuschauern ungewollt das Nachdenken.
Erinnerungen an die eigene Kindheit und Jugend nutzt sie, um die heutigen Erziehungsmethoden aufs Korn zu nehmen. Ihre Eltern hätten sie „angenehm in Ruhe gelassen“, heute „wollen ihre Kinder erzogen werden“ und hätten ihr deshalb einen Erziehungsratgeber geschenkt und auf ihre Rechte gepocht, „Kinderrechte, Menschenrechte, Demokratie“, auch wenn das an dem Ergebnis der Erziehung nicht viel ändert und eher dazu führt, dass dieEltern das machen, was die Kinder wollen. Überhaupt nimmt das Gefüge „Familie-Ehemann- Kinder–Freunde“ einen breiten Raum in ihrem Programm ein. Und so mancher Zuhörer wird vieles davon in seinem eigenen Alltag wiederfinden. „Mein Mann kann über zwei volle Wäschekörbe steigen, ohne sich dabei was zu denken“, so nur einer der vielen Sätze aus dem Programm, bei dem neben den Lachern raunende Kommentare durchs Publikum gingen. Es gäbe noch vieles zu erwähnen, denn in dem Programm der Ehefrau, vierfachen Mutter, gelernten Bäckerin und Biobäuerin aus Altomünster folgte Pointe auf Pointe, etwa wenn sie über den Stammtisch älterer Herren im Stehcafé einer Bäckerei erzählt, über das Homeschooling mit ihren Kindern während der Coronazeit, über ihre „Lehrplankorrektur“, weil sie findet, dass die Kinder das lernen sollen, was sie im Leben wirklich brauchen, aber auch über die kleinen Insekten, deren Geräusche sie endlich hörte, als während des Lockdowns kein Flugzeug mehr vom Münchner Flughafen über Altomünster donnerte. Die besten Ideen für ihre Texte und Lieder kämen ihr auf dem Acker, wenn sie als Biobäuerin das Getreide streichelt, verrät sie den Zuhörern. Und macht sich lustig über Städter, die zwar „bio“ wollen, aber ein Tomate nicht von einer Kartoffel unterscheiden können und die glauben das „Kühe mit Haar die H-Milch geben“.
Mit Stefan Kröll aus Feldkirchen-Westerham hatte Martina Schwarzmann einen Kollegen mitgebracht, der inzwischen ein Meister des unpolitischen Kabaretts ist. In seiner gefühlt zu kurzen Einlage hat er, wie Schwarzmann auch, aus dem täglichen Leben geschöpft. Er parodierte gekonnt das obligate Berggehen mit den Eltern als Jugendlicher, die stillen Grantler, die ihm zuwider sind, oder den Lageristen vom Lagerhaus in Rosenheim.
Belebt wurde die fast dreistündige Vorstellung durch viele selbstkomponierte Lieder, die Schwarzmann mit Überzeugung sang und auf der Gitarre begleitete. Eigenwillige Melodien und Texte, deren Botschaften unüberhörbar waren. Eines davon hieß: „Des san mir“. Ja, das war Martina Schwarzmann und des san mir alle. Mit diesem Gefühl endete in Teisendorf ein gelunger „Gaufest- Festwochen-Kabarett-Abend“. Es war alles „Ganz einfach“, wie der Programmtitel es versprach.
Bericht und Fotos: Monika Konnert
– Martina Schwarzmann während des Programms
– Stefan Kröll bei seinem kurzen Zwischenspiel