Seit mehreren Jahren ist die ehemalige Seniorenresidenz Haus Leopold am Oberen Mühlfeldweg 10 am Burgberg unbewohnt. Sie war Teil des Wohnstifts Marquartstein. Eigentümer ist nach wie vor die Betreiberfamilie Netzer /Hundhammer. Wegen des beschlossenen Verkaufs des Schlosses Niedernfels, Salesianum und Josefheim (wir berichteten) wo bis vor kurzem noch Jugendwohngruppen, Therapieräume und die Verwaltung des Pädagogischen Zentrums Niedernfels untergebracht waren, hat sich der Träger der Einrichtung, die Katholische Jugendfürsorge (KJF), vertreten durch den Leiter der Heimschule, Christoph Cramme, an die Gemeinde und die Eigentümer des Hauses Leopold gewandt, um abzuklären, ob eine langfristige Vermietung des Hauses an die KJF in Frage kommt.
Bürgermeister Andreas Scheck und Geschäftsleiter Florian Stephan, assistiert von Bauamtsleiter Erik Oberhorner, erklärten den Sachverhalt eingehend. Geplant ist die Unterbringung von drei heilpädagogischen Jugend-Wohngruppen, jeweils mit acht bis neun Jugendlichen, in das Haus Leopold. Jede der Gruppen soll auf einem eigenen Stockwerk des so genannten Neubaus im angebauten hinteren Teil des schönen historischen Baus von Anfang des 20. Jahrhunderts wohnen. Dazu sind Therapieräume, Verwaltungsräume und allgemeine Versorgungsräume notwendig.
Die Heimaufsicht der KJF habe eine positive Stellungnahme abgegeben, erklärte Bürgermeister Scheck, allerdings müssten verschiedene Renovierungsarbeiten durchgeführt und Brandschutzmaßnahmen fertig gestellt werden. Von der KJF wird ein mittel- bis langfristiges Mietverhältnis von fünf bis zehn Jahren angestrebt. In einem Schreiben an den Bürgermeister hatte Einrichtungsleiter Cramme betont, dass die drei Jugendhilfe-Wohngruppen plus der Therapie- und Verwaltungsräume von den Jugendämtern Traunstein, Mühldorf, Altötting und Berchtesgadener Land als dringend notwendig bestätigt worden seien.
Startschuss für das Verfahren
Bei der Aussprache fand Christian Dögerl (CSU) das Vorhaben „grundsätzlich sehr positiv“. Allerdings müsse man versuchen die Belastung der Anlieger und Nachbarn zum Beispiel wegen mehr Verkehr möglichst gering zu halten. Die Anlieger sollten bei einem eigenen Treffen vorab informiert werden, schlug er vor. Michael Elgass (Bürger für Marquartstein), selbst langjähriger Erzieher in Niedernfels, sagte, dass oben am Burgberg nichts neu gebaut würde und wollte wissen, wie es mit Parkmöglichkeiten aussieht. Bei drei Wohngruppen würden mindestens 12 Mitarbeiter gebraucht. Auch Hubert Götschl (BfM) meinte, „viel Bewegung, viel Verkehr“ und schlug vor, das Mietverhältnis Probe halber erstmal zeitlich auf ein oder zwei Jahre zu begrenzen. Der Bürgermeister antwortete, dass der Mieter, die KJF, auf jeden Fall einen langfristigen Mietvertrag brauchen würde. Im Laufe des Verfahrens, bei dem auch ein Bauantrag notwendig sei, würde alles von den Ämtern geprüft und die Bürger beteiligt. Heute würde der Gemeinderat erst den Start dieses Verfahrens beschließen.
Nach ausgiebiger Diskussion der Sachlage beschloss der Gemeinderat einstimmig, den Bebauungsplan Burgberg und die Zweckbestimmung des Sondergebiets „Altenheim“ am Oberen Mühlfeldweg in Sondergebiet „Altenheim/Jugendwohnheim“ zu ändern, um nach Prüfung der Behörden und der Verwaltung den Weg frei zu machen, für die Unterbringung von Jugendwohngruppen der KJF. Gleichzeitig beschloss der Gemeinderat, die Bürger über die Ziele und Zwecke sowie wesentlichen Auswirkungen der Bebauungsplanänderung zu informieren.
Bericht und Foto: Christiane Giesen – Das Haus Leopold am Oberen Mühlfeldweg 10, früher Seniorenresidenz, soll durch eine Zweckbestimmungsänderung im Bebauungsplan auch von Jugendwohngruppen genutzt werden können.
