Es wird nicht selten die Meinung geäußert, es sei „schon alles gesagt über Thoma“. Vielen gilt er immer noch als ´Bauernpoet in Lederhose´, gleichzeitig ist er aber auch Verfasser von antisemitischen Hetzartikeln und jovialer Frauenheld. Das sind nur drei Seiten von Ludwig Thoma. Je näher man sich aber mit dem Schriftsteller beschäftigt, desto widersprüchlicher, facettenreicher und perspektivreicher wird das Bild über ihn. Anlässlich seines 150. Geburtstags ermöglicht die Ausstellung im heimatMuseum Prien, die für die Bezirksheimatpflege von Oberbayern erarbeitet wurde, nun einen neuen Blick auf den Autor und Menschen Thoma. Einerseits verdichtet die Ausstellung die Klischeebilder über Thoma, andererseits hinterfragt sie das vermeintlich Wohlbekannte und Allgemeingültige. „Wir wollen Ludwig Thoma nicht verteufeln, aber auch nicht reduziert haben auf den Pfeife rauchenden Bauerndichter in der Lederhose“ sagte Bezirkstagspräsiden Josef Mederer bei der Ausstellungseröffnung in Benediktbeuern. Der Besucher soll sich am Ende selbst die Antwort auf die Frage geben: „Wer ist Ludwig Thoma (für mich)?“. Damit das möglich ist, haben die Kuratorinnen Dr. Katharina Osterauer und Slávka Rude-Porubská die Ausstellung, die mit vielen Originaldokumenten, Fotos, Briefen und frühen Ausgaben der Bücher Thomas bestückt ist, in mehrere Abteilungen unterteilt. Der Besucher lernt Ludwig Thoma als Schriftsteller und Journalist, als Frauenheld aber auch in seiner Beziehung Heimat und Religion, kennen. Darüber hinaus geht es um die mehr als 100 Jahre andauernde Rezeption. Es wird dargestellt, wie Ludwig Thoma zu einem „bayerischen Mythos“ und schließlich sogar zur Marke geworden ist. Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 29. Oktober, täglich außer Montag von 14 bis 17 Uhr zu sehen.
Fotos: Hötzelsperger