Land- & Forstwirtschaft

LfL zu Bio-Kartoffel-Zucht

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Die Züchtung von Kartoffeln stand bei der neunten Sitzung des Forums zur Förderung der ökologischen Pflanzenzüchtung in Bayern im Mittelpunkt. Den besonderen An- und Herausforderungen der Züchtung für die Produktion, Verarbeitung und die Vermarktung von Bio-Kartoffeln widmeten sich sowohl die drei Impulsvorträge wie auch die intensive Diskussion im Anschluss. Das bundesweit einmalige Forum tagte am 11. April an der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Freising.

Im Forum zur Förderung der ökologischen Pflanzenzüchtung kommen Fachleute der gesamten Wertschöpfungskette – von der Züchtung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen bis hin zum Verbraucher – zusammen, um sich über Fragen zur Pflanzenzüchtung im ökologischen Landbau in Bayern auszutauschen. So werden über das Forum hinaus wertvolle Anregungen für die Entwicklung angepasster Sorten speziell für den ökologischen Landbau gegeben. Bei den zweimal jährlich stattfindenden Treffen wird jeweils ein bestimmtes Thema durch Fachvorträge erörtert und anschließend diskutiert. Rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren beim neunten Forum dabei, sowohl in Präsenz wie auch online.

Impulsvorträge hochkarätiger Experten

Für die Impulse sorgten diesmal die Vorträge von Dr. Karen Sieber vom Projektbüro ForKa, Nikolai Timaeus von der Vermarktungsgesellschaft Bio-Bauern und Klaus-Dieter Brügesch von Demeter Felderzeugnisse. Sie beleuchteten das Thema aus den Bereichen Züchtung, Vermehrung und Verarbeitung. „Klimawandel und Knödelteig: Kartoffelzüchtung entlang der Bio-Wertschöpfungskette“ – so lautete das Thema des Vortrags von Dr. Karen Sieber. Sie beschrieb Projekte, Zuchtprogramme und Zuchtziele für Kartoffeln besonders im Hinblick auf die Eignung für den ökologischen Landbau. Bereits seit mehr als zwölf Jahren beschäftigt sich die LfL gemeinsam mit verschiedenen Projektpartnern mit der Züchtung für den ökologischen Landbau. Hierbei stehen neben der Verarbeitungseignung insbesondere verschiedene Krankheitsresistenzen im Vordergrund. Das ForKA Projektbüro entwickelt seit 2019 Kartoffelsorten und konnte bereits 2022 die Sorte Melia zulassen, die für den ökologischen Anbau besonders gut geeignet ist.

Nikolai Timaeus lieferte mit seinem Impulsvortrag „Ansprüche und Herausforderungen in der ökologischen Vermehrung von Kartoffeln aus Sicht eines Vermarkters“ einen wertvollen Einblick in den Pflanzgutmarkt. Danach stammen über 60 Prozent des Pflanzgutes aus biologischer Erzeugung, 64 Prozent des verkauften Pflanzgutes müssen aber von anderen Vermehrern, auch aus dem Ausland, zugekauft werden. Von diesem Pflanzgut sind wiederum 64 Prozent aus konventioneller unbehandelter Produktion. Eine Besonderheit der Kartoffelpflanzgutvermehrung ist laut Timaeus, dass häufig auch Pflanzgut für den konventionellen Anbau unter ökologischen Bedingungen vermehrt wird. Neben den Anforderungen an Qualität und Resistenz gibt es bei der Vermarktung von Kartoffelpflanzgut für den Öko-Bereich auch logistische Herausforderungen, insbesondere was die Planung der Vermehrung und die rechtzeitige Verfügbarkeit von Pflanzgut anbelangt.

Im seinem Online-Bericht zur Kartoffelverarbeitung zeichnete Klaus-Dieter Brügesch ein aussagekräftiges Bild über die Anforderungen der Verarbeiter an die Pflanzenzüchtung. Für die Vielfalt der Verarbeitungsprodukte sind demnach Sorteneigenschaften äußerst wichtig. Allerdings fragen die Verarbeiter in der Regel nicht nach bestimmten Sorten, sondern sie verarbeiten das, was vom Handel oder den Erzeugern angeboten wird. Das gleiche gilt laut Brügesch für frische Kartoffeln im Lebensmitteleinzelhandel: Es kommen die Sorten ins Regal, die von den Erzeugern oder dem Großhandel angeboten werden.

Der Aufwand ist bei Ökozüchtung aufwändiger und teurer

Bei der lebhaften Diskussion wurde deutlich, dass die Ökozüchtung aufwändiger und teurer ist als die Züchtung unter konventionellen Bedingungen. Die Ökozüchtung sei nur finanzierbar, wenn der erhöhte Aufwand einen Mehrwert für Verbraucher bedeute und auch honoriert werde. Bei der Kartoffel werde im ökologischen Landbau auch noch viel Pflanzgut aus konventioneller Züchtung eingesetzt, da kaum Sorten aus ökologischer Züchtung verfügbar sind. Der Austausch ergab auch, dass die Ökozüchtung nicht aus ideologischen Gründen unter ökologischen Bedingungen selektiert, sondern vor allem, weil der Ökolandbau besondere Anforderung an die Sorten stellt. Dazu gehörten neben der Qualität insbesondere die Resistenzeigenschaften, die für den Anbau aber auch für die Vermehrung eine wichtige Rolle spielen. Einigkeit herrschte unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dass alle Glieder der Wertschöpfungskette ihren Beitrag leisten müssen, um Anbau und Züchtung von Kartoffeln im ökologischen Landbau zu erweitern. Grundvoraussetzung dafür sei eine intensive Kommunikation zwischen den verschiedenen Marktbeteiligten. Die Arbeitskreise und das Forum der LfL sind hierfür bereits eine hervorragende Basis.

Weitere Informationen:

Bericht und Foto: LfL / Wolfgang Seemann

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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