Untersuchungen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zeigen: Zusammengenommen kommen die bayerischen Karpfenteiche auf eine Fläche von ca. 20000 Hektar und eine Uferlänge von 8500 Kilometern. Mit ihren Flachwasserbereichen und Röhrichtzonen bilden die Teichufer in Bayern einen einzigartigen Lebensraum. Zahlreiche, auch bedrohte Tier- und Pflanzenarten wie der Eisvogel oder die Heidelibelle finden hier einen Lebensraum.
Exemplarisch für die teichwirtschaftlichen Kerngebiete im Aischgrund, Tirschenreuth und Schwandorf wurden im Rahmen einer aktuellen LfL-Untersuchung die Ergebnisse der Artenschutzkartierung ausgewertet, der Arten- und Individuenreichtum von Amphibien, Libellen und Wasservögeln ermittelt und damit teicharme- bzw. teichreiche Gebiete mit Flussauen verglichen. Auf Grundlage der Ergebnisse der Artenschutzkartierung wurde die Lebensraumqualität der Teichflächen untersucht. Besonders im Arten- und Individuenreichtum von Amphibien und wassergebundenen Vogelarten zeigt sich die hohe Lebensraumqualität von Teichen, die häufig vergleichbar ist mit den ökologisch besonders wertvollen Flussauen. Bei Betrachtung des Artenreichtums werden die Flußauenlandschaften z.B. bei den Libellen um bis zu 16 Prozent und im Individuenreichtum sogar um bis zu 27 Prozent übertroffen. Hervorzuheben ist in den Teichgebieten auch die konstant hohe Anzahl an Arten der Roten Liste Bayerns für Amphibien (Auen: 6 / Teiche: 5) und Libellen (Auen: 3 / Teiche: 7). Teicharme Vergleichsflächen in der Kulturlandschaft haben dagegen häufig unter einem Prozent des Arten- und Individuenreichtums der Auen- und Teichflächen gezeigt.
Aufgrund der insgesamt ca. 40.000 Karpfenteiche in Bayern mit ihrer vergleichsweise geringen Größe ist die Uferlänge der bayerischen Teiche, anders als in anderen Karpfenregionen Europas, besonders lang. Dort, wo Wasser und Land sich treffen, entstehen wertvolle Flachwasserzonen und immer wieder auch Röhrichtzonen. Aktuelle Analysen der LfL zum Artenaufkommen verdeutlichen, wie bedeutend Teichanlagen und ganze Teichgebiete für Natur- und Artenschutz sind: Viele Tier- und Pflanzenarten wie Eisvogel, Purpurreiher, Zwergdommel, Moorfrosch oder Heidelibelle haben ihren Lebensraum an und in den flachen Stillgewässern.
Wie wichtig die Teichgebiete als Lebensraum für die Arten sind zeigt der Vergleich der Flächen mit denen umliegender teicharmer Vergleichsflächen. So fanden sich in den teicharmen Regionen ca. 65% weniger Libellenarten und in der Summe ca. 82 Prozent weniger Individuen wie in den typischen Teichgebieten. Bei den Amphibien und Wasservögeln zeigten sich sogar bis zu 95 Prozent weniger Individuen in den Flächen. Dagegen schnitten die Teichgebiete bei Libellen und Wasservögeln mit bis zu 49 Prozent mehr Individuen und 22 Prozent mehr Arten sogar besser ab als die besonders wertvollen Auengebiete.
„Die Erzeugung von Fischen mit unterschiedlichen Teichformen zum Laichen, Brüten und für die Aufzucht und die mit der traditionellen Teichbewirtschaftung einhergehende Abfolge von Stauen, Ablassen und Wintern der Teiche lässt vielfältige Lebensräume entstehen“, sagt Dr. Martin Oberle vom Institut für Fischerei an der LfL. Diese Vielfalt sei insbesondere für Vögel, Amphibien, Libellen und seltene Fischarten wie Bitterling oder Schlammpeitzger und zahlreiche Pflanzenarten besonders wertvoll. „Teichwirtschaftliche Flächen, die gemäß der traditionellen Karpfenteichwirtschaft bewirtschaftet werden, besitzen großen naturschutzfachlichen Wert als Biotop und Rückzugsraum für viele Arten. Der Erhalt der Teichbewirtschaftung schafft und schützt die Artenvielfalt.“ Dort wo Teichwirtschaft betrieben wird, werden deshalb häufig auch verschiedene Schutzgebiete ausgewiesen. „Teichwirtschaftliche Flächen, die gemäß der traditionellen Karpfenteichwirtschaft bewirtschaftet werden, besitzen großen naturschutzfachlichen Wert als Biotop und Rückzugsraum für viele Arten. Der Erhalt der Teichbewirtschaftung schafft und schützt die Artenvielfalt.“
Weitere Informationen: Forschungs- und Innovationsprojekt „Teichwirtschaft und Naturschutz: Anforderungen, Probleme, Lösungswege“
Bericht und Foto: LfL – Teiche mit ihren Wasser- und Uferbereichen sind ein besonders wertvoller Lebensraum. Die Länge der Teichufer in Bayern beträgt rund 8500 Kilometer. (Nürnberg Luftbild / Hajo Dietz)