Krummhals, Lämmersalat, Schuppenmiere oder Blauer Gauchheil – hinter diesen ungewöhnlichen Namen verstecken sich bunte, meist recht kleine Pflanzenarten, die besonders auf mageren, oft steinig oder sandigen Äckern in Mittelfranken zu Hause sind. Oftmals vorschnell als „Unkraut“ abgehandelt, verdienen die von Fachleuten anerkennend als „Schätze“ bezeichneten Pflanzen einen genaueren Blick. Bei den spontan auf den Äckern wachsenden Kräutern handelt es sich nicht nur um selten gewordene Naturschätze, sondern auch um uraltes Kulturgut. Dass es in Mittelfranken noch einige dieser kostbaren Schätze gibt, stellt der Ackerwildkraut-Wettbewerb 2022 unter Beweis, der unter anderem von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) durchgeführt wird.
Die auch als „Ackerwildkräuter“ bezeichneten Pflanzen können bei uns nur auf Äckern wachsen, weil sie an diesen Lebensraum mit seinen häufigen Störungen durch die Bewirtschaftung der Bauern optimal angepasst sind. Die meisten stammen von Pflanzen ab, die mit dem Getreide und dem Ackerbau vor 8.000 Jahren aus Kleinasien nach Mitteleuropa importiert wurden. Ein weiterer Teil kam mit Gemüse und Salat, die die Römer vor 2.000 Jahren eingeführt haben. Der Rest stammt von ursprünglich bei uns heimischen Arten.
Von den bekannten 300 Ackerwildkrautarten sind viele klein und unscheinbar, aber ein genauer Blick offenbart die oft prächtigen Blütenfarben und vielfältige Blüten- und Wuchsformen. Allerdings geht die Zahl bunt blühender Äcker seit Jahren zurück. Während Mohn und Kornblume sowie einige konkurrenzstarke Arten wie Acker-Kratzdistel und Weißer Gänsefuß auf den Äckern häufig zu finden sind, ist mehr als ein Drittel der Ackerwildkräuter heute gefährdet. Diese Arten, die alle keine Schäden anrichten, konnten sich an die starken Veränderungen im modernen Ackerbau – vor allem an den Herbizideinsatz – nicht anpassen und finden nur noch wenig geeigneten Lebensraum. Außerdem ist eine Vielzahl an Insektenarten von den Ackerwildkräutern abhängig, die wiederum als Futter für Vögel, Fledermäuse und zahlreiche andere Tierarten dienen.
Den Teilnehmern des Wettbewerbs winken attraktive Preise: In beiden Kategorien „Ökolandbau“ und „Konventionelle Landwirtschaft“ gibt es für den jeweils 1. und 2. Platz Gutscheine für einen Aufenthalt in einem Biohotel im Wert von 300 € und 200 €, die Drittplatzierten und alle weiteren Preisträgerinnen und Preisträger erhalten Sachpreise sowie eine Artenliste ihres Ackers.
Der Wettbewerb wird gemeinsam vom Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL), Bayerischer Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Biolandverband und dem BUND Naturschutz in Bayern (BN) durchgeführt. Ein Projektmitarbeiter wird im Mai und Juni alle gemeldeten Ackerflächen kartieren und sich dazu vorab mit den Flächenbewirtschaftern in Verbindung setzen. Noch bis 30. April 2022 können sich Landwirtinnen und Landwirte in Mittelfranken für den Wettbewerb anmelden. Eine Anmeldung ist auch möglich, wenn das Vorkommen von Ackerwildkräutern nur vermutet wird.
Weitere Informationen:
- Ackerwildkraut-Wettbewerb 2022 in Mittelfranken
- Ackerwildpflanzen erkennen und beurteilen
- Wiederansiedlung von gefährdeten Ackerwildkräutern auf Flächen von Biobetrieben
Bericht und Foto: Landesanstalt für Landwirtschaft