Am 21. September fand in der Stieglbrauerei Salzburg die 5. Leopold Kohr-Summerschool statt. Hochkarätige Teilnehmer:innen spannten den Bogen von der Theorie zur Praxis und diskutierten die Vorteile dezentraler bzw. regionaler Energieversorgung. Das Fazit: Dezentrale Energieversorgung bietet nicht nur ökologische und ökonomische Vorteile, sie schafft auch Unabhängigkeit und sichert das Gemeinwohl – auch wenn es bisher noch Grenzen gibt.
Bereits zum fünften Mal fand am 21. September die Leopold Kohr-Summerschool statt. Organisiert wurde die Veranstaltung, wie bereits in den Vorjahren, von Susanna Vötter-Dankl und Christian Vötter. Thema der diesjährigen Summerschool war die Bewältigung der Energiewende durch dezentrale Energieversorgung. Der Postwachstumsökonom und Moderator Niko Paech sah Österreich als Vorbild: „Als Deutscher kann ich Ihnen nur neidig sein, wenn Sie bereits 34% des Bedarfes aus erneuerbarer Energie decken.“ Die einfachen Möglichkeiten sind ihm zufolge allerdings bereits ausgeschöpft. Neue Potentiale können durch dezentrale Lösungen erschlossen werden.
Die Vorträge zeigten, wie dies praktisch umgesetzt werden kann. Franz Kok von der Universität Salzburg bzw. der Ökostrombörse Salzburg sprach von den Möglichkeiten, die Erneuerbare Energiegemeinschaften bieten. Er machte dies an praktischen Beispielen fest, wie Photovoltaikanlagen auf Mehrparteienwohnhäusern sowie dem Kleinkraftwasserwerk SinnHub, mit dem 170 Salzburger Haushalte einen Teil ihres Energiebedarfes decken. Die Münchner Soziologin Jana Türk beschäftigte sich nicht mit technischen Fragen, sondern mit den Aushandlungsprozessen, die für nachhaltige Entwicklung notwendig sind. Dabei beforschte sie zwei Alpengemeinden, in Bayern und Südtirol. „Nicht nur die regionale Wertschöpfung spielt eine Rolle, sondern auch Teilhabe an regionalen Entwicklungen und Unabhängigkeit“, so Türk über die Vorteile, die in den Regionen selbst gesehen werden.
Mario Wallner stellte, konkret festgemacht an einem Beispiel im Pinzgau, das Konzept der Klima- und Energiemodellregionen vor, das über den Klimafonds gefördert wird. Er arbeitet derzeit, in enger Absprache mit der Bevölkerung, an dem Ziel, den Energiebedarf des Pinzgaus 2040 zu 100% aus erneuerbaren Energien zu bedienen. Man muss den Pinzgau nicht verlassen, um zu zeigen, dass erneuerbare Energie und regionale Versorgung nicht Zukunftsmusik sind, sondern auf lange Tradition zurückblicken können. Die Lichtgenossenschaft Neukirchen wurde bereits 1929 gegründet und verfügt heute über eine positive Energiebilanz – allerdings ist die Energie nicht immer verfügbar, wenn sie gebraucht wird. Gerade im Winter ist die Leistung von Photovoltaik und Wasserkraft eingeschränkt.
Windkraft ist eine mögliche Antwort auf diese Herausforderung, wie an diesem Abend mehrmals betont wurde. Und auch hier gibt es, ganz im Sinne von Leopold Kohr, Lösungen im Kleinen, es kann, so Niko Paech, „gezeigt werden, was Menschen Kraft ihres Engagements alles tun können.“ Dieser Aspekt der Selbstermächtigung ist es, der Jonathan Schreiber von pureselfmade antreibt, Workshopteilnehmer:innen zu vermitteln, wie ein Windkraftwerk von Grund auf in Eigenregie verwirklicht werden kann. Der Wind wird, neben den bereits genannten Lösungen, in der Energiewende eine Rolle spielen, so zeigten sich die Teilnehmer:innen auch in der abschließenden Diskussion überzeugt, an der neben den Referent:innen auch Rudolf Göstl von den Bergbahnen Wildkogel teilnahm. Energiewende und dezentrale Energieversorgung sind dabei nicht nur als Herausforderung zu sehen, sondern mit Niko Paech als „Abenteuer, bei dem man dabei sein kann, und das man auch genießen kann.“
Musikalisch umrahmt wurde das Programm von der Hellbrunner Geigenmusi.
Foto: Leopold Kohr-Akademie – Text: Peter Linhuber