Die Predikt beim heutigen Leonharidritt von Diakon Günter Schmitzberger im Wortlaut. Er hielt die Predigt im Dialog mit Frau Sandra Schober sowie mit den Kindern Viktoria und Anna Schober:
Leonhardiritt 2018 / Roßholzen
Vor kurzem bin ich von einem Kind gefragt worden, was es denn bedeutet, wenn manche Kinder beim Kommuniongehen gesegnet werden und dabei ein Kreuz auf die Stirn bekommen.
Ich habe dann mal nachgefragt, bei welchen Gelegenheiten sie denn noch erlebt haben, dass „gesegnet“ wurde. Und da kamen plötzlich ganz viele Erzählungen:
„Meine Oma macht immer ein Kreuzzeichen über das Brot, bevor sie es anschneidet… meine Mama macht mir am Abend immer mit Weihwasser ein Kreuz auf die Stirn … bei der letzten Taufe haben die Leute dem Baby ein Kreuz auf die Stirn gemacht … beim letzten Besuch bei uns zu Hause haben sie unserer kranken Oma ein Kreuz auf die Stirn, den Mund und auf die Brust gemacht… und manches andere brachten die Kinder noch an. Unter anderem auch, dass auch Tiere gesegnet werden.
Vielleicht bringt uns ein Gespräch zwischen der Mama und ihren Kindern die Bedeutung des Segnens nahe. Ich mache immer wieder die Erfahrung, theologische Feinheiten werden oft durch Kindermund verständlicher.
(Kind 1) „Du Mama, heute hat sich der Diakon, nachdem er dem Papa die Kommunion gegeben hat, zu mir herunter gebeugt und mir ein Kreuz auf die Stirne gemacht und gesagt: Jesus segne dich! Was heißt das?
(Mutter) „Ja, Theresa, das heißt, Jesus soll dich segnen. Gottes Segen – das ist all das Gute, was wir erleben. Jesus segne dich heißt, Jesus soll dich behüten und beschützen, damit es dir gut geht und du dich freust. Worüber hast du dich denn heute schon gefreut?“
(Kind 1) „Ja, über vieles: das schöne Wetter, dass heute Leonhardiritt ist, der bevorstehende Ausflug mit der Familie, dass ich am Montag meine Freundin wieder in der Schule treffen werde, und, und, und…“
(Mutter) „Siehst du, alles das, worüber du dich so freust, das hat Gott dir geschenkt. All das Schöne, was wir erleben, kommt von Gott. Er segnet uns, er sorgt für uns, weil er uns gernhat!“
(Kind 2) „Na, und das Eis hier? Hat Gott uns das etwa auch geschenkt? Schließlich hast du das Eis gerade bezahlt. Das hat uns also nicht Gott gegeben!“
(Mutter) Das Eis können wir essen, weil wir Geld haben, es zu bezahlen. Das Geld haben wir, weil wir so sparsam sind und wir durch Arbeit Geld verdienen! Aber letzten Endes kommt alles, was uns guttut und Freude macht, von Gott. Auch wenn du es nicht direkt von ihm bekommst, sondern wie jetzt das Eis von mir. Oder von der Oma, so wie letztens das neue Buch, das dir so gut gefällt, oder…“
(Kind 1) „Es ist doch ganz einfach! Gott macht eben einen Umweg über Eltern oder Omas oder sonst jemanden. Stimmt`s?“
Liebe Gottesdienstgemeinschaft,
„der Gott macht eben einen Umweg über Eltern oder Omas oder sonst jemanden.“
Ich meine, eine wesentliche Aussage über das Segnen!
Der Segen Gottes kann seine Wirkung am besten entfalten über andere Menschen. Als gesegneter Mensch darf ich dem anderen zum Segen werden.
Das heißt konkret, nach jedem Gottesdienst, muss jeder hinaus gehen und die Absicht haben, andere Menschen zu schützen, zu behüten und dafür zu sorgen, dass es dem anderen gut geht. Denn dann geht es mir auch gut!
Und dem heiligen Diakon Leonhard ist das besonders gut gelungen. Er hat segensreich gewirkt und ist für Kranke, Gefangene, Arme und auch für die Fürsten seiner damaligen Zeit dagewesen.
Und wenn wir heute auf seine Fürsprache den Segen Gottes auf die Pferde und die Tiere herabrufen, bedeutet das, dass die Menschen, welche für sie sorgen, darauf achten, gut mit ihnen umzugehen und sich die Tiere so wohlfühlen.
Aber vergessen wir nicht, nicht nur die Pferde werden gesegnet, sondern auch wir am Ende des Gottesdienstes.
Also: es gehen nur gesegnete Menschen von dieser Wiese weg.
Ob wir das dann beim Essen im Feuerwehrhaus und dann auch noch Zuhause spüren.
Auf die Fürsprache des Heiligen Leonhard lasst uns zu Gott beten:
- Wir beten für alle Menschen, die in der Alm- und in der Landwirtschaft arbeiten. Schenke ihnen Geduld und Freude bei ihren alltäglichen Aufgaben und schütze sie vor Unfällen.
- Wir beten für alle, die Verantwortung tragen für eine gerechte Weltwirtschaft und für die bäuerlichen Familienbetriebe in unserer Region.
- Wir beten für unseren Leonhardiverein. Lass uns in der Abhaltung des Leonhardirittes stets die Verkündigung unseres christlichen Glaubens im Vordergrund sehen.
- Wir beten für unsere Dorfgemeinschaft: Lass uns stets bemüht sein, christlich und geschwisterlich füreinander da zu sein.
- Wir beten für unsere jungen Menschen. Mache sie offen für die christlichen Werte, welche ihnen zu einem gelingenden Leben verhelfen.
- Wir beten für unsere verstorbenen Mitglieder, heute besonders für … und all unsere Verstorbenen. Vergilt ihnen ihren Einsatz zur Erhaltung deiner Schöpfung und lass sie bei dir glücklich sein.
Denn dir Gott, sei Lob, Preis und Ehre, heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper
Schwestern und Brüder,
ich sehe alles als Verlust an, weil die Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, alles übertrifft. Seinetwegen habe ich alles aufgegeben und halte es für Unrat, um Christus zu gewinnen und in ihm zu sein. Nicht meine eigene Gerechtigkeit suche ich, die aus dem Gesetz hervorgeht, sondern jene, die durch den Glauben an Christus kommt, die Gerechtigkeit, die Gott aufgrund des Glaubens schenkt. Christus will ich erkennen und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden; sein Tod soll mich prägen. So hoffe ich, auch zur Auferstehung von den Toten zu gelangen. Nicht dass ich es schon erreicht hätte oder dass ich schon vollendet wäre. Aber ich strebe danach, es zu ergreifen, weil auch ich von Christus Jesus ergriffen worden bin. Brüder, ich bilde mir nicht ein, dass ich es schon ergriffen hätte. Eines aber tue ich: Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist. Das Ziel vor Augen, jage ich nach dem Siegespreis: der himmlischen Berufung, die Gott uns in Christus Jesus schenkt. (Phil 3, 8-14)
Evangelium nach Matthäus
Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker. Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte sie. (Mt 13, 44-46)
Fotos: Rainer Nitzsche – Eindrücke vom Leonhardiritt in Rossholzen am Samerberg