Kultur

Leihgaben für Sonderschau zur Bayerischen Geschichte

In der Sonderausstellung „100 Schätze aus 1000 Jahren“, die ab Freitag, 27. September, im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg gezeigt wird, sind auch sechs Objekte aus dem Diözesanmuseum Freising und dem Archiv des Erzbistums München und Freising zu sehen. Das Diözesanmuseum steuert mit Exponaten wie dem Freisinger Lukasbild und einem Selbstporträt Cosmas Damian Asams fünf seiner „absoluten Highlights“ und „kostbarsten Objekte“ aus dem Bestand bei, wie Carmen Roll vom Diözesanmuseum sagt. Das Archiv des Erzbistums wiederum leiht einen kleinen Zettel aus, der 1808 einem Findelkind beigelegt wurde und der nach Auffassung von Roland Götz vom Archiv „unmittelbar wie kaum ein anderes Objekt aus dem Archiv ein menschliches Schicksal zeigt“.

„Ich bitte ihnen, erbarm sie sich doch nur das arme Kind, dan ich bin ein armes Mädchen. Joseph heißt er“, fleht darin die Mutter. Neben dem persönlichen Schicksal spiegelt das Schriftstück die damalige Umbruchszeit wider, wie Götz erläutert: „Der Zettel zeigt, dass sich die großen historischen Umwälzungen auf dem Rücken der kleinen Leute ereigneten.“ Angesichts der grassierenden Armut schoss die Zahl der Münchner Findelkinder auf etwa 25 im Jahr hoch – und das in einer Zeit, als die Stadt gerade einmal die Fläche innerhalb des heutigen Altstadtrings umfasste. Aus konservatorischen Gründen wird der Zettel nach drei Monaten gegen einen ähnlichen von 1807 ausgetauscht.

Im größtmöglichen Kontrast dazu steht das Freisinger Lukasbild, eine kostbare byzantinische Marienikone mit reichem Metallbeschlag aus dem Kirchenschatz des Freisinger Domes. Der Legende nach soll der Evangelist Lukas das Bild gemalt habe. Die Ikone zählt zu den wertvollsten byzantinischen Kunstwerken in Bayern. Doch nicht nur die Bischofssitze, auch kleine Kirchengemeinden besaßen bisweilen herausragende Gegenstände, wie an einem aus dem 14. Jahrhundert in Venedig geschaffenen Reliquiar der Kirchenstiftung Massenhausen sichtbar wird. „Obwohl die Menschen damals noch nicht so mobil waren, gab es doch schon enorme Verbindungen bis über die Alpen“, sagt Roll.

Ein Beispiel katholischer Frömmigkeit und Glaubenspraxis im Zeitalter der Reformation ist die vom Münchner Hofmaler Hans II. Ostendorfer 1536 geschaffene Rosenkranztafel. Hauptthema ist eine Gebetsform, die im späten 15. Jahrhundert zu immenser Popularität gelangte, der Rosenkranz.

Der Freisinger Hofmaler Christopher Paudiß stellt in fast lebensgroßer Monumentalität, wie sie bis dahin nur Historienbildern oder Fürstenporträts vorbehalten war, eine bäuerliche Genreszene dar. An einem Tiefpunkt der bayerischen Geschichte, zum Ende des Dreißigjährigen Krieges, machte er mit „Der alte Bauer mit dem Kälbchen“ und anderen Werken Freising zu einem Zentrum der künstlerischen Tätigkeit.

Cosmas Damian Asam inszenierte sich in seinem Selbstporträt mit seinen Brüdern wiederum als eine nördlich der Alpen bis dahin so nicht wahrgenommene Figur: der Künstler nicht als Handwerker, sondern als kreativer Geistesarbeiter im Zeitalter des Barock.

Die Sonderausstellung „100 Schätze aus 1000 Jahren“ im Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg ist noch bis zum 8. März zu sehen.

Bericht und Foto: Erzbischöfliches Ordinariat (www.erzbistum-muenchen.de)

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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