Es war eine Riesenüberraschung für Marianne Hinterbrandner, als ihr vom neuen Verbandsvorsitzenden Günther Frey bei der Gauversammlung im Oktober die Lehrer-Vogl-Medaille in Silber verliehen wurde.
Die Initiatoren freuten sich diebisch, dass es ihnen gelungen ist, dies geheim zu halten. Natürlich weiß die Geehrte, dass diese Lehrer-Vogl-Medaille schon was Bsonders ist und die Freude darüber war ihr sichtlich anzusehen. Aber diese Ehrung kommt nicht von ungefähr. Blank jeder Kenntnis um Tracht und Brauchtum lernte sie während ihrer Ausbildung zur Verwaltungsbeamtin in der Bayerischen Verwaltungsschule Holzhausen am Ammersee ihren Mann Gerhard kennen, ein pränataler Trachtler, schon mit der Lederhose auf die Welt gekommen. „Wenns was werden soll mit uns, dann muasst mitmacha“ war seine Ansage. Und sie machte mit! Schnell lernte sie das Trachtlerleben mit all seinen Facetten lieben und war über Jahrzehnte ihrem Mann Gerhard eine zuverlässige Stütze. Aber sie ergriff selbst die Initiative, machte sich in ihrem Lechhauser Verein nützlich und stieg 1980 auch in die Gauarbeit ein. Zuerst als Dirndlvertreterin u. a. mit der Abhaltung von diversen Nähkursen, der Einführung der Miedernäherei im Gau und immer im Blick das saubere Auftreten der Deandl, dann entdeckte sie ihre Lust am Schreiben und übernahm das Amt des Pressewartes. In diese Zeit fiel auch die Neuaufnahme der Arbeiten rund um eine – schon immer gewünschte – Gauchronik. Unterstützt von Alexandra Oppenländer, Martin Kramer, Marianne Sandmeier und Konrad Vogel war es nach zweijähriger intensiver Arbeit so weit: Die Gauchronik konnte 1998 präsentiert werden.
Große Aufgaben wurden gemeinsam erledigt: Jahrestagungen des Bayerischen Trachtenverbandes, Gaufeste, Standartenweihe. Bis 2009 eine schwere Nachricht eintraf: Bei Gerhard Hinterbrandner wurde ein Hirntumor festgestellt, die Lebenserwartung nunmehr begrenzt.
Die Diskussion um eine Nachfolge war intensiv. Die Aussage ihres Mannes „wennst di traust, dann machs“ gab den Ausschlag: Sie wurde zur ersten Gauvorständin im Bayerischen Trachtenverband gewählt und übte dieses Amt bis zu ihrem Rückzug 2019 aus. Viel Arbeit gab es: Die Neufassung der Satzung mit der dazugehörigen Geschäftsordnung stand an. Das 95-jährige Gaujubiläum war Anlass zum Auftritt des Gauverbandes beim Trachten- und Schützenzug, der erst Gauball wurde abgehalten, ein Höhepunkt war die Teilnahme an der Grande Parata in Rom im Jahr 2018. Daneben war ihr von Anfang an Holzhausen ein Anliegen. Viel Zeit verbrachte sie in ihrer „zweiten Heimat“. Sie übernahm Führungen und freute sich, wenn sie dabei Skeptiker positiv überzeugen konnte. Ihr Stil kam bei den Besuchern an und viele Einträge im Gästebuch zeugen davon. Mithilfe u.a. bei der Vorbereitung von Austellungen, im Depot und dem Adventmarkt gehörten zu ihren festen Terminen. Aber auch Standbetreuung bei verschiedenen Anlässen wie Oide Wiesn oder die Grüne Woche in Berlin machten ihr viel Freude. Dabei kam ihr das in über 50 Trachtlerjahren erlangte Wissen zugute.
Bereits in den 90-iger Jahren erhielt sie als eine der ersten weiblichen Trägerinnen das Ehrenzeichen des Ministerpräsidenten, die goldene Ehrennadel der Bayerischen Trachtenjugend und im Jahr 2010 nach der großartigen Präsenz des Gauverbandes auf der Augsburger Frühjahrsausstellung die Sieben-Schwaben-Medaille des Bezirks Schwaben.
Dass sie jetzt auch zum Ehrenmitglied des Altbayrisch-Schwäbischen Gauverbandes ernannt wurde ist natürlich Freude und Verantwortung für die Zukunft. Jetzt genießt sie ihren trachtlerischen Ruhestand ohne Verantwortung und wieder gutem Schlaf. Auf ihrem Ebike ist sie in ganz Bayern unterwegs und hofft auf weitere schöne Jahre.
Fotos: Sebastian Pfiffner, Gaupressewart Altbayerisch-Schwäbischer Gauverband
– von links: Landesvorsitzender Günter Frey vom Bayerischen Trachtenverband, Marianne Hinterbrandner und Gauvorstand Horst Müller vom Altbayerisch-Schwäbischen Gauverband
– Ehrung Marianne Hinterbrandner
– Beifall für Marianne Hinterbrandner