Wie berichtet, hat der Bayernbund (www.bayernbund.de) erstmals einen Haimatpreis verliehen, dieser ging an die Bayerische-tirolerische Wallfahrt nach Sachrang zum dortigen Müllner-Peter-Verein. Die Laudatio hielt Bayernbund-Landesvorsitzender Sebastian Friesinger, seine Festrede nachfolgend im Wortlaut:
In Würdigung für die Aufrechterhaltung und Organisation der „Bayerisch-tirolischen Ölbergwallfahrt“ in Sachrang wird dem Verein „Freundeskreis Müllner-Peter von Sachrang e.V.“ der Bayernbund-Heimatpreis 2018 verliehen.
Die Ölbergwallfahrt ist ein nachhaltiges christliches Zeugnis für ein nachbarschaftliches Miteinander von Bayern und Tirol.
So stand es in der Einladung zum heutigen Festabend, wahrlich ein großes Ereignis wozu auch ich Sie alle aufs herzlichste Begrüßen darf.
Am 13. Januar 1973 wurde zur Gründungsversammlung des „Freundeskreises Müllner-Peter von Sachrang“ geladen. Ein Samstag ist es gewesen, auf dem dieses Datum entfiel und als Uhrzeit war 15:00 Uhr aufgegeben, Ort „Gasthof Tankstelle“ in Sachrang.
Versammlungsleiter war Johann Pumpfer, 1. Bürgermeister von Sachrang und Wahlleiter Simon Bauer 2. Bürgermeister von Sachrang. Im Protokoll steht geschrieben es waren 43 Versammlungsteilnehmer anwesend und davon 28 Mitglieder.
Die Wahl der Gründungsversammlung ergab als 1. Vorsitzender Hans Prollmann, Zollbeamter – zum Stellvertretenden Vorsitzenden Alfred Förg, Verleger, zum Schriftführer wurde Josef Liebel, Polizeibeamter und zum Kassier Christian Baumgärtner, kaufmännischer Angestellter, gewählt.
Zudem wurden 5 Beisitzer bestimmt und zwei Kassenprüfer, darunter Hochwürdiger Herr Pfarrer Sebastian Aicher und ein gewisser Wastl Fanderl aus Frasdorf. Alles nachzulesen im Protokoll, dass in der Chronik von 2012 abgedruckt ist.
Initiatoren waren Alfred Förg, Verleger des Rosenheimer Verlagshaus, Hans Pumpfer, 1. Bürgermeister Sachrangs, sowie unter anderem Zollbeamter Hans Pollmann der als 1. Vorsitzender der Gründungsversammlung hervorging. Dazu Prof. Dr. Carl Oskar Renner, Bezirksmusikreferent Wastl Fanderl und Kreisheimatpfleger Dr. Hugo Decker.
Auch hatten sich von Anfang an bedeutende Persönlichkeiten, darunter MdB’s Unternehmer und Amtsträger der Pflege des Müllner-Peter-Erbes gewidmet.
Zu erwähnen sei hier jedoch, dass bereits 1972 – also ein Jahr vor der Vereinsgründung diese Persönlichkeiten die „Bayerisch-tirolerische Ölbergwallfahrt in Sachrang“ erneut initiiert und wieder zum Leben gebracht haben.
Die Bayerisch-tirolerische Ölbergwallfart zu Sachrang gilt als die wohl älteste und bedeutendste Grenzwallfahrt zwischen Bayern und Tirol. Mit dem Baubeginn der Ölbergkapelle an der Grenze zwischen Sachrang und Tirol im Jahre 1674 wurde der Grundstein für ein kirchliches Leben an dieser besonderen Stelle gelegt. Überliefert wurde, dass Vikar Wolfgang Paulich 1709 dort wohl die erste heilige Messe las.
Wir schreiben das Jahr 1825 in dem der Sachranger Peter Huber, der sogenannte Müllner Peter, die Oberkirchliche Genehmigung erreichte, die Kapelle wieder zu restaurieren – was ihm auch gelang.
Am 24. September 1827 erfolgte die Segnung der Ölbergkapelle durch seine Eminenz Erzbischof Lothar von Anselm aus Salzburg, verbunden mit einer „Wallfahrt der Bayern und Tiroler“. Es war die Geburtsstunde unserer heutigen „Bayerisch-tirolerischen Ölbergwallfahrt“ zu Sachrang am dritten Sonntag im September.
Leider verliefen sich in der Folgezeit die Wahlfahrten und gerieten in Vergessenheit.
1972 wird das Jahr der Wiedererstehend der Bayerisch-tirolischen Ölbergwallfahrt am dritten Sonntag im September, auf den Tag genau 145 Jahre nach ihrem Beginn. Initiatoren waren die Vorbereiter des „Freundeskreis Müllner Peter von Sachrang e.V.“
Bis heute finden die Ölbergwallfahrten am dritten Sonntag im September statt. Stets wurde das Amt des Zelebranten von Äbten, Bischöfen, Weihbischöfen, Erzbischöfen und Kardinälen übernommen, unter anderen auch vom späteren Papst Benedikt XVI. Auch gab es immer wieder Schirmherrschaften durch Landräte, Staatssekretäre, Minister und besonders durch den Landtagspräsidenten Dr. Heubl, den Landeshauptmann von Salzburg Dr. Wilfried Hauslauer und den Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Franz Josef Strauß.
Die Teilnehmer der Ölbergwallfahrt aus Bayern, Tirol und oft von weit her sollen manches Mal Zahlen von mehreren Tausend erreicht haben, heutzutage meist zwischen 1500 und 2000 Gläubigen. Die Wahlfahrt hat im Volksmund auch unterschiedliche Namen, wie „Grenzwallfahrt“ und Friedenswallfahrt“. Soll sie doch das Bestreben der Gläubigen nach Frieden und Verständnis über die Grenzen hinweg, gerade in einer Region, die so schlimme Auseinandersetzungen und Kriegswirren zu erdulden hatte, zum Ausdruck bringen.
Als stetiger Schützer und Bewahrer des Friedens wollen dies auch die als Ehrenkompanien antretenden Tiroler Gebirgsschützenkompanien und die Königlich Bayerischen Gebirgsschützenkompanien gemeinsam in ihrem Glaubens- und Traditionsverständnis zum Ausdruck bringen. Sie werden begleitet von einer Vielzahl von Fahnenabordnungen der bayerischen und tirolerischen Vereine, Feuerwehren und Verbände.
Ein beeindruckendes Bild des Glaubens und der sehr guten Nachbarschaft zeigt auch die Gestaltung des Gottesdienstes auf, wenn die vielen Gläubigen gemeinsam mit dem Müllner-Peter-Chor und der Blaskapelle musizieren und singen und dazu Alphornbläser ihr bestes geben.
Dazu die hohen Zelebranten, die in ihren beeindruckenden Predigten Werte verinnerlichen und so der Empfang des Sakraments der Heiligen Messe an diesen besonderen Ort der Ölbergkapelle zu einen wahren Erlebnis des christlichen Glaubens werden lassen.
Um dies alles seit 1973 erleben zu dürfen braucht es Menschen die mehr tun, als ihre Pflicht ist. Menschen, die dem gesellschaftlichen Leben verantwortungsvoll gegenüber stehen, um mit ihren Verbindungen und der Gabe diese zu nutzen, heutzutage nennt man es Netzwerk, viel erreichen können.
Denn ohne persönliches herangehen und in vielen Gesprächen es auch zu beschreiben gilt es kein gemeinsames Werk wie die „Bayerisch-tirolerische Ölberwallfahrt in Sachrang“. Klar beschreiben zwar die fünf Satzungsziele das Wirken und Tun des Vereins „Freundeskreis Müllner-Peter von Sachrang e.V.“ die wie folgt lauten:
- Auswertung des musikalischen Nachlassens des Peter Huber
- Pflege seines kulturellen Erbes, unter anderem durch jährliche Namenstags-Konzerte im Juni
- Förderung und Erhalt der Ölbergkapelle
- Erhalt des Müllner Peter Grabens an der Kirche St. Michael
- Jährliche Abhaltung der Bayerisch-tirolerischen Ölbergwallfahrt
Mit seinen ca. 150 Mitgliedern pflegt der Verein die große Bedeutung des Müllner Peters, der auch für seine Zeit ein außerordentlicher und fast schon genialer Bürger war. Sein Wirken und Leben war ein eigener Vortrag und somit komme ich zur „Grenzwallfahrt“ zurück.
Stellvertretend für den großen Einsatz aller, möchte ich das persönliche „Tun“ und „Wirken“ für diese einzigartige Glaubensbekenntnis – von Hans Pumpfer noch extra erwähnen.
Bei den Initiatoren schon seit Anfang an dabei, war es ihm ein großes Anliegen diesen Teil der Sachranger Geschichte um seinen berühmten Sohn, dem Müllner Peter zu ehren. So hat Hans Pumpfer ein akribisch erarbeitetes und über 300 Seiten umfangreiches Chronikwerk des Freundeskreises 2012 in Buchform verfasst, dass große Bedeutung findet.
ie Restaurierung und Rettung der Ölbergkapelle hat er mit aller Kraft, mit unermüdlichen Verhandlungen und umfangreichen Spenden Aktivitäten betrieben.
Hans Pumpfer war 20 Jahre als 2. Vorsitzender und über 10 Jahre als außerordentlicher aktiver, bis Tirol und Südtirol wirkender 1. Vorsitzender dieses Vereins und brillanter Organisator der jährlichen Ölbergwallfahrt bis zum 30.06.2017 maßgeblich an der Umsetzung im Verein beteiligt.
Seit diesen Zeitpunkt ist er hoch geachteter Ehrenvorsitzender des Freundeskreises.
Ihm und all seinen Begleitern in der Vorstandschaft gilt allergrößte Anerkennung und ein großes Vergeltsgott.
Ihm und seinen Kollegen in der Vorstandsschaft war es ein stetiges Anliegen dass auch ab und zu nicht leichte Verhältnis in gute Nachbarschaft und Freundschaft zu stärken – was die letzten Jahrzehnte der beste Beweis hierfür sind.
Es wird Aufgabe der Zukunft sein dies der Jugend zu vermitteln, was auch schon laufend passiert, um so auch für die folgenden Generationen dieses außerordentliche Glaubensbekenntnis zu erhalten und zu stärken.
So wird – wie es der kommissarische 1.Vorsitzende Dieter Höpfner in seiner Aufzeichnung beschreibt:
„Auch in Zukunft zum nachhaltigen, christlichen Erlebnis, dass lange wirkt und als wichtige Erinnerung, die trotz der Rastlosigkeit unsere Zeit fortbesteht und so mit aller ihren Werten in der Menschlichkeit lebend bleibt.“
Auch ich meine – Nur eine lebendige „Bayerische-Tirolerische Ölbergwallfahrt“ ist Leben und nicht Geschichte. Für diese Aufrechterhaltung hat der Freundeskreis Müllner Peter von Sachrang e.V. den Heimatpreis des Bayernbundes Kreisverband Rosenheim 2018 mehr als verdient!
Gratulation und Glückwunsch!
Fotos: Rainer Nitzsche