Land- & Forstwirtschaft

Landfrauen zu Lebensmittel-Empfehlungen

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Wenn vom 4. bis 6. März 2024 in Kassel die Deutsche Gesellschaft für Ernährung zu ihrem 61. Wissenschaftlichen Kongress zusammenkommt, wird es auch um die Vorstellung der neuen lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen gehen. Diese neuen DGE-Empfehlungen sind dann auch Grundlage für die Qualitätsstandards in Krankenhäusern, Betriebskantinen sowie der Kita- und Schulverpflegung. „Den Überarbeitungsprozess nehme ich als wenig transparent wahr, die vorliegenden Kommentare und Stellungnahmen aus der öffentlichen Kommentierung wurden bis dato nicht veröffentlicht“, sagt Landesbäuerin Christine Singer. „Wir erwarten, dass die von uns eingebrachten Punkte bei der Entwicklung der Ernährungsempfehlungen berücksichtigt werden – und damit die regionale Erzeugung sowie eine vielfältige Ernährung unterstützt werden.“

Die Landfrauen im Bayerischen Bauernverband haben sich bereits im Frühjahr 2023 an der öffentlichen Kommentierung der wissenschaftlichen Methodik beteiligt, die zukünftig Basis für die lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen der DGE sein soll. Auch für die Nationale Ernährungsstrategie der Bundesregierung, die Anfang des Jahres veröffentlicht wurde, werden diese DGE-Empfehlungen die Grundlage sein.

Im Kern geht es den Landfrauen vor allem um das Potential der regionalen Erzeugung. „Die Vielfalt und die spezifischen Ressourcen der Regionen müssen in den Ernährungsempfehlungen stärker berücksichtigt werden, um eine nachhaltigere Ernährung zu fördern“, sagt Christine Reitelshöfer, Vorsitzende des BBV-Landesfachausschusses Ernährung und Verbraucherfragen. „Warum sollten pflanzliche Eiweißquellen aus dem Ausland empfohlen werden, wenn wir in unseren Regionen hochwertiges Fleisch, Milch und Milchprodukte produzieren können? Die Förderung lokaler und regionaler Lebensmittelerzeuger trägt zur Stärkung der regionalen Wirtschaft und zur Reduzierung von Umweltbelastungen durch den Transport bei.“ Und in dem die regionale Vielfalt mit pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln sichergestellt werde, haben die Verbraucherinnen und Verbraucher echte Wahlfreiheit.

Die Landfrauen im Bayerischen Bauernverband haben ihre Anliegen in folgenden sieben Punkten formuliert:

  1.  Sinnvoll wäre, zunächst die derzeit geltenden Ernährungsempfehlungen konsequent umzusetzen, bevor neue Richtlinien, die vermutlich mit einer drastischen Reduktion tierischer Lebensmittel einhergehen, erstellt werden. Es ist wichtig sicherzustellen, dass die bestehenden Empfehlungen von den Menschen verstanden und konsequent umgesetzt werden, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung zu fördern.
  2.  Die DGE-Empfehlungen dienen als Basis für Qualitätsstandards in Krankenhäusern, Betriebskantinen sowie der Kita- und Schulverpflegung. Auch hier wünschen wir künftig Wahlfreiheit und keine ausschließlich vegetarische oder vegane Verpflegung. Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Ernährungsempfehlungen eine breite Vielfalt an Lebensmitteln und Ernährungsstilen berücksichtigen, um den individuellen Bedürfnissen und Präferenzen der Verbraucher gerecht zu werden.
  3.  Die Berücksichtigung regionaler Gegebenheiten in den Ernährungsempfehlungen ist von entscheidender Bedeutung. Statt sich ausschließlich auf europäische Durchschnittswerte zu konzentrieren, sollten die Empfehlungen stärker die Vielfalt und die spezifischen Ressourcen der Regionen berücksichtigen, um eine nachhaltigere Ernährung zu fördern.
  4.  Unserer Ansicht nach macht es wenig Sinn, pflanzliche Eiweißquellen aus dem Ausland zu empfehlen, wenn wir in unseren Regionen hochwertiges Fleisch, Milch und Milchprodukte produzieren können. Die Förderung lokaler und regionaler Lebensmittelquellen trägt zur Stärkung der regionalen Wirtschaft und zur Reduzierung von Umweltbelastungen durch den Transport bei.
  5.  Wir fordern eine stärkere Berücksichtigung der sozialen Dimension. Unsere Betriebe spielen eine wichtige Rolle in der Erzeugung von hochwertigen Lebensmitteln und der Aufrechterhaltung der ländlichen Gemeinschaften. Es ist wichtig, ihre Bedürfnisse und Herausforderungen in den Ernährungsempfehlungen zu berücksichtigen, um ihre langfristige Nachhaltigkeit zu gewährleisten.
  6.  Essen lebt von der Gemeinschaft, Kultur und der Tradition. Diese wichtigen Aspekte kommen bei einer rein mathematischen Optimierung der Ernährung zu kurz. Wir fordern daher, dass in den Ernährungsempfehlungen stärker auf die Bedeutung von gemeinsamen Mahlzeiten, regionalen Kochtraditionen und kulturellen Essgewohnheiten eingegangen wird.
  7.  Die Bedeutung von Lebensmittelqualität und Geschmack darf nicht vernachlässigt werden. Statt sich ausschließlich auf Nährstoffe und Kalorien zu konzentrieren, sollten die Empfehlungen auch den Genuss und die Freude am Essen betonen. Hochwertige, geschmackvolle Lebensmittel tragen nicht nur zum physischen, sondern auch zum emotionalen Wohlbefinden bei.

Bericht und Foto: BBV / stock adobe – Thomas Kirchberger 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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