Hundert Jahre nach der Einführung des Frauenwahlrechts hat sich viel verändert. „Aber es geht noch besser! Es sollten noch viel mehr Frauen in den kommunalen Vertretungen und Parlamenten auf Landes- und Bundesebene vertreten sein“, sagt Landesbäuerin Anneliese Göller. Damit sich der Anteil insbesondere von Frauen aus dem ländlichen Raum in den politischen Gremien erhöht, haben die Landfrauen heute zu der Veranstaltung „Mehr als die (bessere) Hälfte – Frau. Macht. Politik.“ nach Herrsching eingeladen.
Genau in elf Monaten, am 15. März 2020, finden in Bayern die nächsten Kommunalwahlen statt. Aktuell sind nur 24 Prozent Frauen in Stadt- und Gemeinderäten vertreten. „Wo, wenn nicht in der Kommunalpolitik, werden Entscheidungen getroffen, die ganz besonders Frauen und Familien unmittelbar betreffen? Hierfür können Sie Ihren Hut in den Ring werfen. Wir wollen Sie alle motivieren, Ihre Stimme als Landfrau in das Konzert einzubringen und politische Entscheidungen nicht allein den Männern zu überlassen“, sagt Landesbäuerin Anneliese Göller vor rund 50 Teilnehmerinnen im Haus der bayerischen Landwirtschaft Herrsching. „Gerade die Bauernfamilien brauchen in der heutigen Zeit, in der Bäuerinnen und Bauern gerne als Sündenbock für alle möglichen gesellschaftlichen Probleme herhalten müssen, Fürsprecherinnen in der Politik“, sagt Göller.
Mit Prof. Ursula Münch, der Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing, haben die Landfrauen eine prominente Expertin für ihre Veranstaltung gewinnen können. „Wenn es um ehrenamtliches Engagement geht, sind Frauen gern gesehen, ob im Elternbeirat oder auf den eher ungeliebten Posten, etwa als Schriftführerin im Verein. Dabei vergessen sie aber, dass sie in anderen Gremien mit fast demselben Zeitaufwand womöglich mehr erreichen könnten“, sagt Ursula Münch. „Indem Sie sich in den politischen Gremien zu den aktuellen Themen einbringen, verleihen Sie mit Ihrer fachlichen Kompetenz und Ihrer Stimme Gewicht und können so im politischen Entscheidungsprozess Kompromisse ausloten.“
Im Engagement und Einsatz für gemeinsame Lösungen sieht auch Landesbäuerin Göller die große Chance, in der gesellschaftspolitischen Diskussion über die Zukunft der Landwirtschaft voranzukommen. „Es geht darum, angesichts gesellschaftlicher Veränderungen gemeinsam über die komplexen Zukunftsfragen zu diskutieren. Und hier liegt es auch an uns Landfrauen, sich einzubringen.“
Einblicke in ihre politische Karriere gaben die ehemalige Landtagsabgeordnete und Ehrenlandesbäuerin Annemarie Biechl, die Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler und die Europaabgeordnete Ulrike Müller. Tipps für den langen Atem in der Politik, den Umgang mit Niederlagen hielt die Landtagsabgeordnete Barbara Becker bereit.
Aus dem Blickwinkel von Dr. Michael Schanderl, 1. Bürgermeister in Emmering, und von der Münchner Stadträtin Alexandra Gaßmann erhielten die Teilnehmerinnen Einblicke in die Kommunalpolitik.
Text und Foto: Bayerischer Bauernverband