Kirche

Landeskomitee: „Der Sonntag sichert die Würde des Menschen“

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Anlässlich 1700 Jahren Sonntagsschutz warnt das Landeskomitee der Katholiken in Bayern davor, „die Sonntagsruhe als gemeinsames Kulturgut und als sicheren Rahmen für familiären Zusammenhalt zu gefährden“. In einer gemeinsamen Stellungnahme mit dem Landeskatholikenausschuss in Niedersachsen betonen die Laien: „Der Sonntag sichert die Würde des Menschen, indem er sich der Expansion wirtschaftlicher Verwertungsinteressen widersetzt.“ Sie rufen zugleich alle politisch und gesellschaftlich verantwortlichen Akteure dazu auf, „diesen Schutz der menschlichen Würde als wertvollen Schatz zu begreifen“. Eine verlässliche Strukturierung der Zeit und verbindliche Rituale seien „überlebensnotwendig – gerade auch in Zeiten der Coronapandemie“. Der Schutz des Sonntags wurde im Jahr 321 von Kaiser Konstantin begründet.

Die Wertschätzung gemeinsam verbrachter Zeit könne die Gesellschaft laut den katholischen Laienorganisationen davor bewahren, „nur noch auf das vermeintlich wirtschaftlich Notwendige zu schielen und darüber die persönlichen sowie gemeinschaftlichen Bedürfnisse von Menschen zu übersehen“. Es brauche den Sonntag als Tag für die Teilnahme an religiösen und kulturellen Veranstaltungen und als eine Zeit, „in der wir uns als Menschen unserer eigenen Würde immer wieder neu bewusst werden, in der wir Muße finden, um über uns selbst nachzudenken und darüber, wie wir unser Leben und unsere Beziehungen sinnvoll und wertschätzend gestalten wollen“, so die Laien. Nach der Coronakrise werde diese Sehnsucht eher zu- als abnehmen.

Den Bedarf eines verbindlichen Ruhezeitraums habe vor 1700 Jahren Kaiser Konstantin erkannt, als er am 3. März 321 ein Edikt erließ, das in Deutschland Verfassungsrang genießt. „In diesem Edikt schrieb der römische Kaiser fest, dass alle Richter, Stadtleute und Gewerbetreibenden am ,verehrungswürdigen Tag der Sonne‘ ruhen sollen“, erinnern die Laien. Herzog Odilo von Bayern habe etwa 400 Jahre später im bayerischen Stämmegesetz, der „Lex Baiuvariorum“, nachgelegt und den Sonntag zum Tag der Arbeitsruhe bestimmt. In der jüngeren deutschen Geschichte wurde 1892 im Arbeiterschutzgesetz ein allgemeines Verbot der Sonntagsarbeit ausgesprochen. Die Weimarer Verfassung von 1919 erhob dieses Verbot in den Verfassungsrang und definiert in Artikel 139 die bis heute gültige verfassungsrechtliche Garantie des Sonntagsschutzes. Dieser Artikel wurde unverändert in Artikel 140 des Grundgesetzes übernommen.

Versuche des Handelsverbands Deutschland HDE und der Freien Demokratischen Partei FDP, eine Änderung des Grundgesetzes zu erwirken, „um den Weg hin zur Beseitigung des Sonntagsschutzes einzuschlagen“, kritisieren die Laien scharf. Sonntagsöffnungen würden demnach „zu völlig unnötigen Belastungen des Verkaufspersonals führen, deren Familienleben immer mehr auseinandergenommen wird“. Beschäftigte, die bei der Polizei, in Berufen der Daseinsvorsorge, der Pflege, der Rettungsdienste „oder anderen Bereichen arbeiten, die an Sonntagen verfügbar sein müssen, können ein Lied davon singen, wie mühsam sich die Planung gemeinsamer Zeiten gestaltet“, betonen die Laienorganisationen. Vor diesem Hintergrund unterstütze und begleite man nachdrücklich das Engagement der Allianz für den freien Sonntag als breites gesellschaftliches Bündnis von Kirchen, Gewerkschaften und Verbänden. (hs)

Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat

Foto: Hötzelsperger – Kirche St. Andreas in Ellbach

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

3 Kommentare

  • Der systematischen Zerstoerung der traditionellen Familie, die mit dem Einzug von Kabel – und Satelliten TV in unsere Wohnzimmer began, muss Einhalt geboten werden. Wozu die Zerstoerung des gesellschaflichen Fundamentes fuehrt ist in anderen, sogenannten „fortschrittlichen“ Industrielaendern zu beobchten. Allen voran die marode und menschenverachtende Gesellschaftsstruktur mit all ihren Auswuechsen in den USA. Familienleben wurde der Wirtschaft geopfert und Menschen wurden ueber Jahre zu Konsumlemmingen erzogen, die ihre „Gelueste“ nun 7 Tage in der Woche befriedigen wollen. Dies moeglist auch 24 Stunden am Tag.

  • Da hast du recht mein lieber Hans. Eine weiterer wichtiger Grund, warum unsere Gemeinschaft zerfällt, ist die Veränderung des Ruhetags. Der 7. Tag wurde einfach durch Menschen auf den 1.Tag in der Woche verlegt. Das bedenken die wenigsten, aber der Sonntag kann die Würde des Menschen nicht sichern, weil es nicht der Ruhetage ist, den unser Schöpfer uns geboten hat zu halten.

    • Wir entfernen uns mehr und mehr von dem was unserem Leben Sinn gibt und ersetzen es mit vergaenglichem Unrat. Anstatt jungen Generationen Bleibendes zu vermitteln, kaufen wir ihnen was oder geben ihnen die Moeglichkeit jemanden darzustellen der sie eigentlich nicht sind . Wir schaffen Menschheits/menschlichkeitsersatz oder Kopien. Ich bin froh und dankbar, dass ich noch richtig leben durfte.

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