Kultur

Kulturtage im Grassauer Klaushäusl

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Wer war Georg von Reichenbach?  – „Salz Reich“ der Chiemgauer Kulturtage im Museum Salz und Moor in Grassau

Georg von Reichenbach, dem berühmten Erfinder, Wegbereiter der Dampfmaschine in Bayern  und vor allem Erbauer der Berchtesgadener-Rosenheimer Soleleitung mit ihren Wassersäulenmaschinen, war eine sowohl unterhaltsame als auch informative Veranstaltung im Klaushäusl, beim Museum Salz und Moor gewidmet. Im Rahmen der Chiemgauer Kulturtage hatte der Verein „Chiemgau-Autoren“, allen voran seine Vorsitzende Uta Grabmüller, ein Theaterstück mit analogen und digitalen Szenen, einer Marionette und drei Avataren vorbereitet. So wurde das vom Alter her gut durchmischte Publikum auf einer Zeitreise 200 Jahre zurück in die bayerische Geschichte über die Frage aufgeklärt „Wer war Georg von Reichenbach? Oder: „Zur Not machen wir halt Erdbeereis“.

Im historischen Flair des urigen Veranstaltungsortes begrüßte Uta Grabmüller als Initiatorin und Organisatorin die Besucher, gleich gefolgt von Herrn Professor Walther von Dyck, dem Direktor und Gründer des Deutschen Museums in München, verkörpert von Robert Gapp aus Bergen. Mit Zylinder und im modischen Stil der Biedermeierzeit hielt von Dyck in wohl gesetzten Worten eine Laudatio auf Georg von Reichenbach und umriss sein Leben. Als dritter Sohn eines kurpfälzischen Oberstückbohrmeisters und Geschützgießers 1771 in Durlach bei Mannheim geboren (1826 in München gestorben), gilt als Mitbegründer der Optomechanischen Industrie in Bayern und war einer der Gründer des Mathematisch-Feinmechanischen Instituts von Joseph von Fraunhofer (1787 bis 1826). Beide erlangten mit ihren geodätischen und astronomischen Instrumenten Weltruhm. Georg besuchte die Elementar- und Lateinschule in Durlach und vier Jahre die dortige Militärschule, lernte vor allem aber praktische mechanische Arbeit in der Werkstatt seines Vaters. Sehr interessierten ihn die Instrumente in der von Abbé Barry geleiteten Mannheimer Sternwarte, so dass er selbst sogar einen eigenen Spiegelsextanten anfertigte. Mit kurfürstlicher Förderung durfte er daraufhin nach Großbritannien reisen, wo er bei Boulton und Watt in Soho, Birmingham, den Bau von Dampfmaschinen sah und sich in Edinburgh in höherer Mathematik fortbilden ließ. Nach vielen Erfolgen, unter anderem als Offizier und Erfinder zahlreicher Instrumente und Werkzeuge, wurde Reichenbach 1810 in den Adelsstand erhoben und zum Oberberg- und Salinenrat ernannt.

Großen Spaß bereitete dem Publikum, als der gefeierte Erfinder, „erstaunlich gut erhalten“, wie Uta Grabmüller feststellte, in Form einer Marionette höchstselbst auftrat und von seinem bunten Leben erzählte. Die Reichbach-Puppe war von der Marionettenbauerin Renate Munkler aus Grassau kunstvoll gebaut, und wurde von Gottfried Munkler eloquent und abwechslungsreich bespielt. Anschließend kamen drei „Avatare“ zum Leben auf der Leinwand, nämlich ein Videofilm mit den sprechenden Büsten von Georg von Reichenbach, Joseph von Fraunhofer und Carl Friedrich Gauß (1777 bis 1855), die eng zusammen gearbeitet hatten. Hergestellt war der Film von einem Video-Team aus München unter der Leitung von Ratko Krvavac. War hier schon die Verbindung in die heutige Zeit gelungen, erst recht bei dem Dialog von zwei Jugendlichen auf dem Kanapee, nämlich Lorena Steffl und Kathi Steiner, die sich darüber unterhielten, was die Erfindungen von Georg von Reichenbach heute für uns bedeuten. Anschließend durfte, wer wollte, das während der Veranstaltung hergestellte Speiseeis probieren, das – auch ohne Strom – nur mit Hilfe von Salz hergestellt werden kann.

Fast überflüssig zu sagen, dass der ehrliche Applaus kaum abreißen wollte, und die Zuhörer weder mit Bravorufen noch mit Spenden für den Verein Chiemgau-Autoren sparten.

Bericht und Fotos: Christiane Giesen

Die Initiatorin und Autorin der Zeitreise zu Georg von Reichenbach Uta Grabmüller, Robert Gapp als Direktor des Deutschen Museums im Jahr 1912 (links) und Ratko Krvavac, Leiter des Video-Teams.

Professor Walther von Dyck, der Direktor des Deutschen Museums 1912, gespielt von Robert Gapp aus Bergen.

Die Büste von Georg von Reichenbach mit Katharina Steiner, eine der jungen Damen, die sich über den Erfinder und seine heutige Bedeutung unterhielten.

Der Marionettenspieler Gottfried Munkler mit der von Renate Munkler gefertigten Marionette von Georg von Reichenbach.

 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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