Die Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Freistaates Bayern, Michaela Kaniber, hat gemeinsam mit ihren Amtskollegen Daniela Schmitt (Ministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Landes Rheinland-Pfalz), Peter Hauk (Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz des Landes Baden-Württemberg), Sven Schulze (Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt) und Susanna Karawanskij (Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft des Freistaats Thüringen) ein eindringliches Schreiben an die EU-Kommissionpräsidentin Dr. Ursula von der Leyen gerichtet. Dieses Schreiben, verfasst anlässlich der Agrarministerkonferenz, betont die Bedeutung des Schutzes und der Erhaltung des Kulturguts und Weltkulturerbes Weinbau in Europa.
In dem Schreiben wird auf den Verordnungsvorschlag zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) eingegangen, der im Juni 2022 von der Europäischen Kommission vorgestellt wurde. Die Ministerinnen und Minister betonen ihre grundsätzliche Unterstützung für die Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln im Rahmen des Green Deals als wichtigen Bestandteil des Integrierten Pflanzenschutzes. Gleichzeitig äußern sie jedoch ihre Bedenken hinsichtlich bestimmter Artikel des Vorschlags, insbesondere bezüglich des Verbots von Pflanzenschutzmitteln in empfindlichen Gebieten und der Berechnung der Reduktionsfortschritte.
Gemeinsam erklären die Ministerinnen und Minister: „Ohne Pflanzenschutz ist Weinbau in unseren Breiten nicht möglich, das gilt auch für den ökologischen Anbau. Käme der Weinbau zum Erliegen, würden einzigartige Kulturlandschaften nicht mehr gepflegt und wertvolle Habitate für eine besondere Artenvielfalt gingen verloren. Moseltal, Kaiserstuhl, Mainfranken, Neckartal und Saale-Unstrut ohne Weinbau, das ist unvorstellbar.“ Die Ministerinnen und Minister begrüßen die Absicht der Kommission, Zulassungsverfahren für Produkte mit geringem Risiko zu beschleunigen, betonen jedoch die Notwendigkeit ausreichend wirksamer Verfahren und Pflanzenschutzmittel. Insbesondere wird die Unterstützung für die Aufnahme von Kaliumphosphonat in die Ökolandbau-Verordnung gefordert. Die Züchtung resistenter oder toleranter Sorten wird ebenfalls als wichtiger Beitrag zur Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln angesehen.
Das Schreiben betont auch die Bedeutung von praktikablen Lösungen im Rahmen der SUR, die die regionale Produktion aufrechterhalten und die Erzeugung nachhaltiger gestalten sollen. Die Ministerinnen und Minister lehnen einseitige Verbote, überhöhte Zielvorgaben und bürokratische Hürden ab und setzen stattdessen auf freiwillige und kooperative Maßnahmen. Agrarministerin Michaela Kaniber erklärte abschließend, die Zukunft der Landwirtschaft in Europa werde nur über einen klugen Mix an Pflanzenschutzmaßnahmen gesichert: „Was die EU beim Pflanzenschutz plant, würde das Aus für die Hälfte unserer Winzer bedeuten. Die Hälfte unserer Weinberge würde aus der Landschaft verschwinden. Aber nicht nur die Winzer sind bedroht, auch Tourismus, Landschaftsbild und fränkische Identität stehen auf dem Spiel. Dabei haben die Winzer den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln schon auf freiwilliger Basis reduziert. Und genau das ist unser Weg: Kooperation statt Verbote. Wir setzen auf Forschung, Innovationen und Beratung. Die Pläne der EU dürfen so nicht umgesetzt werden.“
Foto & Text: StMELF