Kultur

Kultur- Veranstaltung in Ainring

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Wohnzimmeratmosphäre empfing die Besucher im Haus der Kultur zur Veranstaltung des Kulturvereins Ainring mit dem Titel „Klingt meine Linde“ mit Erzählerin und Sängerin Anna Knott und den Musikerinnen Erika Emans, Violine und Bratsche, sowie Kana Zurzolo, Klavier. Um etliche niedrige Tischchen waren die Stühle gruppiert. Der gemütliche Eindruck ging weiter auf der Bühne, wo ein Bild mit Lindenblättern, gemalt vom Künstler Pino Zurzolo, eine Sitzgruppe und der Stuhl für die Erzählerin auf einem Teppich neben einem Kästchen im skandinavischen Stil um den Flügel angeordnet waren. Lindenblütenblätter lagen auf dem Boden. Den Tee dazu gab es in der Küche.

Alles passte hier zu einem großen Bild für alle Sinne zusammen. Anna Knott erzählte von dem Schönen, der Freude und den Werten, ohne die die Menschen in dem Märchen „Klingt meine Linde“ von Astrid Lindgren nicht leben können. Auch die drei Künstlerinnen wollen diese Werte leben. Die Kompositionen, die sie ausgewählt und arrangiert haben, drückten wie Filmmusik die Emotionen der Hauptfigur Malin aus. Für das „Schöne“ erklang Musik von Mozart, für das „Sehnen“ der „Valse triste“ von Jean Sibelius. „Märchenbilder“ von Robert Schumann umrahmten das schwedische Volksmärchen über Lilli Rosa und Långa Leda, das in „Klingt meine Linde?“ seine Fortsetzung fand.

Die Zuhörer erfuhren von der Bedeutung des Lindenbaumes für die Liebenden, für die Dorfbewohner, für Traditionen und Rituale, sowie für die Gesundheit. Der Lindenbaum sei immer ein Ort des geselligen Fröhlichseins gewesen, ein Ort, der die Menschen durch Musik und Wort zusammenbringt. Dass es auch bei dieser Veranstaltung so sei, wünschte sich Knott. Alle zusammen stimmten das alte Volkslied „Nun will der Lenz uns grüßen“ an. Mit Klavierbegleitung durch Kana Zurzolo sang Anna Knott zu Beginn ein Lied aus einer Film-Biographie zu Astrid Lindgren mit dem Titel „Springa“ – „Spring! Trau dich zu springen, durch den Tod hinein ins Leben, durch die Dunkelheit ins Licht!“, das an dieser Stelle eine symbolische Bedeutung annahm.

„Wie mächtig Gedanken sein können, und dass durch Glauben, Hoffen und Sehnen Wunder geschehen können, zeigt uns das Märchen“, so Anna Knott. Die achtjährige Malin sehnt sich von ganzem Herzen nach einer klingenden Linde, die die Einsamkeit vertreibt. Ihre Worte wurden vom Pizzicato der Violine untermalt. Sie war im Waisenhaus, da ihre Eltern gestorben waren und musste mit Pompadulla betteln gehen. Mit schwedischer Fiddle-Musik auf ihrer Geige fing Erika Emans die Stimmung der Worte in der Erzählung ein. Da hörte Malin durch eine geöffnete Tür das schwedische Volksmärchen, kann sich aber später nur an die Textzeile „Klingt meine Linde? Singt meine Nachtigall?“ erinnern. Mit dieser Zeile im Herzen von Malin und durch ihre innere Kraft der Liebe sucht sie beständig nach dem Schönen und der Freude. Und so kommt es, dass auf dem Acker aus einer Erbse schließlich eine Linde wächst. Aber der Baum ist tot und klingt nicht, auch die Nachtigall ist nicht da. Die ganze Trauer der Waisenhaus-Bewohner darüber drückte Erika Emans auf ihrer Bratsche mit dem Präludium aus der c-moll-Suite von Johann Sebastian Bach aus, als sie musizierend durch den Saal wanderte. Malin schenkt darauf dem Baum ihre eigene Seele und lebt darin weiter. Alle wurden am nächsten Morgen von der lieblichsten Musik der klingenden Linde und der singenden Nachtigall geweckt – es war ein Tag der Herzensfreude, der mit einem fröhlichen Tanz auf Violine, Klavier und Cello, gespielt von Anna Knott, gefeiert wurde.

Und die Zugabe, der Song „Green Grass“ von Tom Waits mit der Anfangszeile „Lay your Head Where my Heart Used to be“ aus der Perspektive eines (hier: einer) Verstorbenen war der perfekte Abschluss dieses Erzählabends, bei dem sich die Spiritualität der Worte in der tiefgreifenden Melancholie der Musik widerspiegelte. Ein Gesamtkunstwerk an einem ganz besonderen Abend, der zu Herzen ging.

Bericht und Fotos: Brigitte Janoschka


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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