Leitartikel

Kreisbauerntag Rosenheim II: „Bauern sind die Seele der Gesellschaft“

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Bauern sind die Seele des Spiels“ – mit diesem Zitat eines französischen Komponisten und Schachspielers begann Josef Andres als Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes den heurigen Kreisbauerntag in der Rosenheimer Inntalhalle.  Diese war gefüllt mit über 400 Bäuerinnen, Bauern und Leuten, die mit der Landwirtschaft verbunden sind und Andres fügte hinzu: „Die Bauern sind auch heute noch die Seele der Gesellschaft, in dieser ist das Essen eine neue Religion und deswegen gilt: wer es nicht schafft, die Bauern richtig aufzustellen, der hat schon verloren“.

Dankbar zeigte sich der gastgebende Bauernverband, dass es nach zwei Jahren der Corona-Pause wieder möglich war, dass sich bäuerliche Vertreter von Stadt und Land wieder persönlich beim traditionellen Maria-Lichtmeß-Treffen in die Augen schauen können. Wie breit aufgestellt die Landwirtschaft ist und in wievielen Bereichen sie hineinwirkt, zeigte die lange Liste der Ehrengäste aus Bundes-, Land- und Bezirkstag, aus den Gemeinden, von vielen Ämtern, Verbänden, Banken, Molkereien, Schulen und landwirtschaftlichen Organisationen sowie von Vertretern der Imker, Betriebshelfer, Jagd und Schafhalter. „Gerade das Zusammenstehen von uns Allen macht es möglich, dass wir uns in Zeiten von mehr bürokratischen Auflagen und von steigenden gesellschaftlichen Ansprüchen behaupten und weiterentwickeln können“ – so Kreisobmann Sepp Andres, der noch informierte, dass im Jahr 1970 ein Bauer 27 Menschen ernährte und dass dies inzwischen bei weiterhin steigender Tendenz im Jahr 2020 bereits 39 Menschen waren. Weiters sagte er: „Die Landwirtschaft schwelgt nicht nur im Jetzt und in der Romantik, wir blicken generationenübergreifend nach vorne und wir stellen uns der ständigen Transformation – gerade auch, was den Brenner Nordzulauf anbelangt“. Hierzu schwörte er seine Mitglieder darauf ein, nicht ausdrücklich Nein zu sagen, sondern am Verhandlungstisch zu bleiben, denn: „Wenn wir Nein sagen, sind wir weg vom Tisch, wir wollen unsere Mitglieder bestmöglich vertreten, im Dialog bleiben und im Ernstfall gewappnet zu sein. An die Politik richten wir den Appell, uns bei diesem großen europäischen Projekt   vor Ort nicht alleine zu lassen“. Weitere Themen waren die aktuellen Brennpunkte in der Milchviehhaltung, bei der Schweinezucht, bei den Rinderhaltern, das neue Arzneimittelgesetz, die Kennzeichnungspflicht, Transport- und EU-Auflagen und natürlich der Beutegreifer Wolf. „Bei Wolf, Saatkrähe und Biber, deren Population gewachsen ist, braucht es keine praxisferne Romantik, sondern eine gesunde Regulierung für ein Gleichgewicht, um die in Jahrhunderten gewachsene Landschaft vor neu angesiedelten Tieren zu schützen“.

Grußworte des Oberbürgermeisters und der Kreisbäuerin

Kreisbäuerin Kathi Kern berichtete von hoch motivierten Ortsbäuerinnen und Landfrauen, von vielen Aktivitäten für gesunde Ernährung für Kinder und in Schulen sowie von hohen Standarts zugunsten des Tierwohls, der Ernährungssicherheit und der Ausbildung. Oberbürgermeister Andreas März dankte Obmann Andres für seine Dialogbereitschaft beim Brenner-Nordzulauf. Auch namens von Landrat Otto Lederer zeigte er tiefen Respekt, große Dankbarkeit und gar Ehrfurcht vor der tag-täglichen und beinharten Arbeit der Bäuerinnen und Bauern und sagte dazu: „Bei all den Vorschriften, Regulierungen und Gängelungen gewinnen wir den Eindruck, dass in der Bundespolitik die Anerkennung für die landwirtschaftlichen Leistungen fehlt, schließlich sind Lebensmittel ein Mittel zum Leben, die Landwirte schaffen Heimat und die Stadt Rosenheim wird auch zukünftig mit dem Grünen Markt und mit der Schmankerlstraße ihren Beitrag zum Wohle der Landwirtschaft leisten“.

Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbandes zur Wertschöpfung

Als heurigen Gast-Referenten konnte der BBV Rosenheim den Vizepräsidenten des Bayerischen Bauernverbandes Ely Eibisch aus Tirschenreuth in der Oberpfalz gewinnen, dieser sagte in seiner Einführung: „Es gibt viele mögliche Energie-Wertschöpfungsformen, holen wir so viel wie möglich aus der Landwirtschaft, denn wir haben in allen Bereichen große Herausforderungen. Schaffen können wir das, weil die bayerische Landwirtschaft vielseitig und breit aufgestellt ist, weil wir eine aktive und gut ausgebildete Jugend sowie fleißige und kreative Landfrauen haben“. Eine große Bedeutung hat nach den Worten des Referenten die Digitalisierung der Landwirtschaft und das Miteinander unter anderem vom Bauernverband mit der Organisation „Land schafft Verbindung“. Zum Brenner-Bauvorhaben bat Eibisch zu bedenken, dass Flächen Werkzeuge zum Arbeiten sind, dass Ausgleichsflächen einen Verlust für die Nahrungsmittelversorgung darstellen und dass jeder Flächenverbrauch einer Beeinträchtigung für die landwirtschaftliche Produktion gleichkommt. Ein weiteres Thema waren Erneuerbare Energien wie Gülle, die energetisch genutzt werden kann sowie PV-Anlagen, die zu allererst auf Dächern erbaut werden sollten.

Josef Bodmaier neuer Ehren-Kreisobmann

In Abwesenheit wegen einer Hüftoperation sowie in Anwesenheit von Ehren-Kreisobmann Sepp Ranner, von Ehren-Landesbäuerin Annemarie Biechl und Ehren-Kreisbäuerin Rosmarie Riepertinger ernannte Sepp Andres seinen Vorgänger Josef Bodmaier zum Ehren-Kreisobmann. Die entsprechende Urkunde wird ihm bei nächst-passender Gelegenheit übergeben werden. Blumen gab es für Gabi Madaus, die auf den Tag genau vor 25 Jahren ihren Dienst in der BBV-Geschäftsstelle antrat. Über die Ehrungen der jungen Landwirtschaftsmeister und Agrarbetriebswirte der letzten drei Jahre berichten wir noch gesondert.

Fotos: Hötzelsperger –  Eindrücke vom heurigen Kreisbauerntag in Rosenheim 1. Vizepräsident des BBV Ely Eibisch (li.) mit Kreisobmann Sepp Andres. 2. Vorne links: Ely Eibisch und Landrat Otto Lederer mit vorne rechts MdB Daniela Ludwig und Sepp Andres. 3. Referent Ely Eibisch, 4. OB Andreas März – 5. Blick in die volle Inntalhalle.


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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