Harfenspiel im Sommer in der Streichenkirche? Passt das? Mit diesem Vorurteil, dass das Instrument „Harfe“ nur für die Weihnachtszeit passt, muss die Harfenistin Silke Aichhorn kämpfen. Der Beweis, dass es sogar sehr gut passt, konnten die Zuhörer beim Streichenkonzert hören und fühlen.
Ausrichter des besonderen Konzertes war der Heimat- und Geschichtsverein Achental e.V., vertreten durch Axel Friedmann, der die Gäste begrüßte, eine kurze Retrospektive hielt und an das diesjährige 25. Jubiläum des Vereins erinnerte. Axel Friedmann freute sich, dass bei dem vollen Terminkalender der Künstlerin noch ein Termin vor Ort möglich war.
Multitaskingfähig bei der Harfe
Schon bei dem ersten Stück von dem belgischen Komponisten Hasselmans „La Source“ (die Quelle), konnten sich die Zuhörer bei den ersten Tönen der Harfe mit geschlossenen Augen gut vorstellen, wie es im Wald zu einer munter sprudelnden Quelle geht, was bei den tropischen Temperaturen im Sommer sehr angenehm ist. Der erste Beweis, wie passend ein Harfenspiel im Sommer sein kann, viele weitere Beispiele folgten.
Silke Aichhorn erzählte den Zuhörern, dass es für sie ein großes Privileg ist, an diesem besonderen Ort auf ihrer Harfe zu spielen. Ein kleiner humorvoller Exkurs zu dem Instrument folgte. So ist es nicht so einfach mit einem der größten und schwersten Instrumente den Berg hinauf zu kommen. 40 Kilogramm wollen bewegt werden. Jedes Kilogramm kostet eintausend Euro, kommt aus Amerika und hält nur sechs bis acht Jahre. Die Harfe muss mit Händen und Füßen bedient werden, die Spielerin muss also multitaskingfähig sein, darum sind es meist Frauen, die das Instrument spielen, erzählt die Künstlerin augenzwinkernd.
Eine vielseitige Künstlerin, die Türen öffnen will
Dass sie das perfekt beherrscht bewies die Harfenistin mit weiteren elf Stücken. Aber nicht nur die Harfe steht auf ihrem beruflichen Programm, Silke Aichhorn ist außerdem noch Buchautorin (ihr zweites Buch ist gerade erschienen), Unternehmerin mit eigenem CD-Label, Hospizbotschafterin, Pädagogin und Mutter von zwei Töchtern.
Auf die Frage, wie sie das alles schafft, erzählte Silke Aichhorn im persönlichen Gespräch mit Sybilla Wunderlich, dass es ihr einfach Spaß macht und dass sie es als Lebens-Aufgabe sieht, die Harfe als Soloinstrument in unterschiedlichen Genres zu etablieren. Sie möchte die Klischeevorstellungen, die über die Harfe existieren, abbauen und das Riesenspektrum der Möglichkeiten dieses Instrumentes zeigen und bekannt machen. Ihre Begabung für die Harfe sieht sie als Geschenk, sie möchte sich ein neues Publikum erschließen, Türen öffnen und ganz neue Wege gehen. Die Fülle der Möglichkeiten stellte Silke Aichhorn bei diesem Konzert unter Beweis, Stücke von Bach, Tschaikowsky oder Offenbach –um nur wenige zu nennen- eignen sich ganz wunderbar auch für die Harfe. Auch moderne Komponisten, wie der Norweger U.A. Vesje mit dem Titel „Life is flashing“, bei dem ein Teil aus der Box eingespielt wurde mit dem Gesang einer Amsel, sind in ihrem Repertoire. Jedes gespielte Stück wurde von Silke Aichhorn unterhaltsam moderiert.
Von dem ukrainischen Komponisten V. Barvinsky spielt die Künstlerin bei jedem Konzert die „Dumka“, um gute Energie ins Kriegsgebiet zu schicken. Silke Aichhorn berichtet, dass sie bei vielen Kompositionen „klauen“ muss, die eigentlich für Klavier oder Gitarre geschrieben wurden, aber bei M. Tournier konnte sie auf eine Original-Harfen-Komposition zurückgreifen „Auf dem Weg zur Quelle“, dabei zog sie den Vergleich zu Claude Monet und der Stilrichtung des Impressionismus.
Mit viel Applaus und ohne Zugabe wollten die Zuhörer Silke Aichhorn nicht gehen lassen, diese bedankte sich bei den ehrenamtlichen Organisatoren und entließ die Gäste mit einem neuen Stück „Der Herr ist mein Hirte“ in die tropische Nacht und wünschte allen einen guten Schlaf.
Text und Fotos: Sybilla Wunderlich