Kultur

Konzert im Kulturhaus Nagl in Ruhpolding

Veröffentlicht von Christina Rechl

„Tierisch guad mit unmenschlich Menschlichem“ – Hauskonzert im Kulturhaus Nagl begeistert

Nicht nur musikalisch ging es im letzten Hauskonzert im Kulturhaus Nagl zu, sondern auch und vor allem poetisch-lyrisch. Denn Künstlerin und Gastgeberin Monika Nagl stellte das Programm gleich zu Beginn in Reimform vor und bat mit einem Gedicht von Sopranistin Eva Leitner die Gäste „Hört zu mit viel Humor, wir sorgen für den Wurm im Ohr“. Alle Kompositionen hatten mit Tieren zu tun, daher moderierte Monika Nagl mit Gedichten namhafter Autoren, augenzwinkernd, nachdenklich und unterhaltsam und hatte so die eine oder andere Botschaft parat, die sich als Parabel aus dem Tierreich durchaus auf die Menschen übertragen ließ – etwa beim Gedicht „Der Sperling und das Känguru“. Bekannt für Ironie solcher Art sind Heinz Erhardt oder Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz. Die Musiker ließen sich anstecken, besonders in der kompletten Konstellation, wenn die Sopranistin Eva Leitner, die Flötistin Margit Eilmannsberger und der Pianist Dr. Hubert-Hermann Lohr im Trio spielten und humorvoll dialogisierten. Dabei ist die Aufgabe des Pianisten besonders zu würdigen, da er bei jedem Programmpunkt gefordert war und sich immer wieder auf ein neues Genre einstellen musste. Als Arzt im Ruhestand, der schon seit seinem sechsten Lebensjahr Klavier und Orgel spielt, gelang ihm das jedoch hervorragend.

Solistisch waren das Konzert für Flöte „Il Gardellino“ von Antonio Vivaldi (1678-1741) zu hören und einige Sätze aus dem „Karneval der Tiere“ von Camille Saint Saëns (1835-1921), etwa das lautmalerisch-bewegte „La Volière“ (das Vogelhaus) oder „Le Coucou“ mit dem Kuckucks-Intervall der Flöte, das von draußen aus dem Flur in den Konzertraum klang. Delikat klang „Le Cygne“ (der Schwan) auf der Flöte von Margit Eilmannsbergers, ein Stück, das meistens auf dem Violoncello zu hören ist. Virtuosität zeigte sie besonders beim dritten Satz aus Sigfrid Karg-Elerts (1877-1933) „Impression exotiques“ mit dem Titel „Colibri“.

Mit ihrer großen Sopran-Stimme erfüllte Eva Leitner, die bei Opern und Liederabenden nicht nur in Salzburger Konzertsälen, sondern auch international brilliert, den Raum. Zum Thema „Tierisches“ bot sie Gustav Mahlers (1860-1911) „Ich ging mit Lust durch einen grünen Wald“, „An die Nachtigall“ von Johannes Brahms (1833-1895) oder das dramatische Lied „Storchenbotschaft“ (aus Möricke Lieder) von Hugo Wolf (1860-1903).

Der „Zwiegesang“ zwischen einem „Vögelein und einem Mägdelein“ von Louis Spohr

(1784-1859) bot den beiden Damen die Gelegenheit eines romantischen Dialogs zwischen Flöte und Singstimme. Auf die Melodie der Loreley „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“ sang Eva Leitner den schier makabren Text von Friedrich Silchers (1789-1860) Liebesgeschichte eines Herings und einer Auster, die ihren Verehrer mit ihren Schalen schließlich guillotiniert. Das „Flohlied“ aus Goethes Faust in der Fassung von Ludwig van Beethoven (1770-1827) stellte beispielhaft die wirkungsvollen Talente bzw. Auswirkungen des kleinsten aller Tiere heraus, und in Claude Debussys 1862-1918) „Chevaux de Bois“ drehen sich musikalisch Holzpferde auf dem Karussell, anschaulich interpretiert von den Musikerinnen. Aus dem Klavierzyklus des Komponisten Enrique Granados (1867-1916) erklang elegisch „Quejas ó la Maja el Ruiseñor“ (Klagen, oder das Mädchen und die Nachtigall). Von der Fauna zur Flora ging es mit dem Blumenduett aus der Oper Lakmé von Leo Délibe als Zugabe. Ein sehr abwechslungsreiches und unterhaltsames Konzert.

Zum Foto: Freuen sich über viel Applaus: Hubert-Hermann Lohr, Margit Eilmannsberger, Eva Leitner und Monika Nagl.

Foto & Text: Brigitte Janoschka


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Christina Rechl

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