Kultur

Konzert-Einladung: Altes Rathaus Laufen

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Am 20. Oktober um 20 Uhr findet in Laufen im Rottmayrsaal im Alten Rathaus ein Konzert mit der armenischen Sängerin Rita Garlock-Movsesian, die im Kulturamt in Laufen arbeitet, statt. Mit ihr auf der Bühne musizieren der aus Ägypten stammende Perkussionist Amir Wahba und der Gitarrist Martin Kelner.

Im Gespräch mit der Heimatzeitung erzählt Rita Garlock von ihrer visionären Botschaft:

Hinter jeder Melodie stecken Emotionen, die überall auf der Welt vorhanden sind, wie Liebe, Trauer, Sehnsucht oder Leidenschaft. „Das ist auch meine Arbeit im Kulturamt Laufen, wo ich Künstlern von woanders begegne“, sagt sie. Den Musiker Martin Kelner hat sie gefragt, ob er die Melodien ihrer Heimat auf westliche Art harmonisieren würde. Daraus ist das Projekt „Flarmenia“ – eine Wortschöpfung aus Flamenco und Armenia –  entstanden. Darin sind nicht nur armenische Lieder, sondern auch die arabische Kultur, die der andalusischen nahesteht, enthalten. Mit dieser Vision versucht sie auch, mit Experimentiergeist anderen Künstlern zu begegnen, sie zu vermitteln und für sie eine Bühne zu finden. So können neue Formen der Musik entstehen. Durch ihre Teilnahme bei „The Voice of Middle East and the North of Africa“ (eine Parallelsendung zu „The Voice of Germany“) und über soziale Medien ist Omar Bashir auf sie aufmerksam geworden, und Rita Garlock hat danach gemeinsam mit ihm Konzerte künstlerisch gestaltet. Omar Bashir stammt aus der Bashir-Dynastie, mit Munir Bashir an der Spitze, der im Irak eine Schule für die die mittelöstliche Musik und die Oud (arabische Laute) gegründet hat.

Sein Sohn Omar Bashir gründete die internationale Kultureinrichtung „Nahawand“ und pflegt einerseits dieses Erbe aus Mesopotamien und kombiniert es gleichzeitig auf moderne Art und Weise mit andalusischen Rhythmen. Die Flamenco-Gitarre ist sozusagen die Tochter des Oud, erklärt Rita Garlock. Das Ensemble unter der Leitung von Omar Bashir hatte die Sängerin spontan zum Konzert am 25. August im Theater am Spittelberg in Wien eingeladen. Dort wurde ihr durch die „Nahawand-Institution“ nach ihrem Auftritt eine Auszeichnung überreicht, um zu würdigen, dass sie seit 30 Jahren fern ihrer Heimat ihre Ursprungskultur verbreitet und eine Brücke baut zwischen den Kulturen in Ost und West, zwischen ihrer Identität und den Musikrichtungen, die sie in der Fremde umgeben. Ritas Aktivitäten spiegeln die Vision und die Mission von „Nahawand“ wider und werden von dieser unterstützt. Dabei hat Rita Garlock erkannt, dass Heimat tatsächlich überall sein kann. In Bagdad hat sie einen Maibaumtanz mit bayerischen Trachten und der bayrischen Küche erlebt. Heute teilt sie ihre Kultur mitten in Bayern mit den Menschen.

Warum sie ihr Land verlassen hat? In der armenischen Diaspora in Bagdad ist sie aufgewachsen und hat eine Musik- und Gesangsausbildung genossen. Ende 1989 hat sie der Liebe wegen ihre Heimat verlassen und lebte ab 1992 in Salzburg und ab 2015 in Laufen. In Salzburg hat sie sich musikalisch weitergebildet, musste aber erkennen, dass in dieser Musikpraxis das gefehlt hat, was ihre Seele ausmacht. So begann die Suche nach ihrer Identität und nach einem Platz in der neuen Heimat, wobei sie die Präsentation ihrer Ursprungsmusik zunächst daran hinderte, in ihrer neuen Umgebung wirklich anzukommen und sich zugehörig zu fühlen. Doch dann und durch viele Kooperationen mit gleichgesinnten Künstlern, die in ähnlicher Weise ihr Schicksal teilen, half ihr ihre Musik, sich auch hier allmählich immer heimischer zu fühlen. Das Wichtigste ist es, kreativ zu bleiben, die Initiative zu ergreifen und eben Brücken zu bauen, blickt sie in die Zukunft. „A Nation that loses ist Music loses ist Dignity“ („Eine Nation, die ihre Musik verliert, verliert ihre Würde“), ist sie mit Munir Bashir überzeugt. Dieser Spruch steht auf der Trophäe, die ihr in Wien überreicht worden war. Ihr nächster Herzenswunsch ist eine Zusammenarbeit mit Volksmusikanten.

Bericht: Brigitte Janoschka – Fotos: Privat / Janoschka

Foto (privat): Im Theater am Spittelberg nach der Preisverleihung: Rita Garlock-Movsesian voller Freude.

2244 (Janoschka): Die Trophäe mit der Anerkennung durch Munir Bashir (1930-1997) und seine Dynastie.

 

 

 

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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