Wie kann ein Durchwuchs von Zwischenfrüchten ohne Pflug verhindert werden?“ – diese Frage stellen sich viele Landwirtinnen und Landwirte seit Inkrafttreten der neuen bayerischen Erosionsschutzverordnung. Der geforderte Zwischenfruchtanbau und die gleichzeitigen Einschränkungen zu Saatzeitpunkt und Bodenbearbeitung im Frühjahr stellen für die Landwirtschaft eine große Herausforderung dar. Darin sind sich Praktiker einig. Bei einer zweitägigen Praxisvorführung Mitte April in Traunwalchen und Leustetten wurden deshalb auf zwei Demonstrationsbetrieben verschiedene Alternativen zum Pflug vorgestellt, die eine konservierende Bodenbearbeitung ermöglichen und die Vorgaben der bayerischen Erosionsschutzverordnung einhalten.
Knapp 140 Teilnehmer folgten der Einladung des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) Oberbayern und des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Traunstein. Acht verschiedene Maschinenhersteller stellten ihre Geräte auf dem Demonstrationsbetrieben von Frank Janetzky und Konrad Holzhauser vor, insgesamt wurden über 5000 m² Acker bearbeitet. Michael Kirchstetter vom AELF Traunstein verdeutlichte zu Beginn der Veranstaltung die Notwendigkeit, sich mit den Alternativen zum Pflug auseinanderzusetzen. „Pflugeinsatz ist nach wie vor möglich, aber nur mit zusätzlichen Erosionsschutzmaßnahmen.“ Die Einstufung in die Gefährdungsklassen des Erosionsrisikos (K-Wasser 0, 1 und 2) ist nicht unumstritten. Obwohl manche Flächen bisher keine nennenswerten Abschwemmungen hatten, wird sich deren Risiko in Anbetracht zunehmender Wetterextreme erhöhen. Die Alternativen zum Pflug sind sogenannte „nicht wendende“ oder auch „konservierende“ Bodenbearbeitungen. Diese helfen dabei bei Starkniederschlägen die Wassermengen besser aufzunehmen und anschließend ins Grundwasser durchzuleiten.
Fast alle Landtechnikfirmen haben mittlerweile eigene bauliche Lösungen für diese konservierende Bearbeitung entwickelt. Beim Feldtag wurden an zwei Standorten, Leustetten und Traunwalchen, sieben Grubber in ihrer Arbeit in Zwischenfrucht-Mischungen sowie im Kleegras verglichen. Zudem konnten die Arbeitsweisen von Spatenmaschine, Bodenfräse und Kurzscheibenegge in Aktion beobachtet werden. Besonders interessant für die Teilnehmenden war das flache Abschneiden und die Zerkleinerung der Vorfrüchte. Insbesondere bei dicht wachsenden Gräsern soll das Wieder-Anwachsen möglichst verhindert werden, um der Hauptkultur keine Konkurrenz bzgl. Nährstoffe und Platzangebot zu machen.
„Die Scharform sowie deren Stellung zum Boden entscheidet darüber, wie gut die Wurzeln der Bestände abgeschnitten werden“, betonte der Landwirt Frank Janetzky, dessen Grubber sich dem Vergleich stellte. Johann Posch vom Maschinenring Traunstein ergänzte: „Wesentlich ist es, das Grüne von der Wurzel zu trennen. Im Idealfall bewegt man wenig Erde.“ Eine trockene Witterung nach der Bearbeitung ist ideal, um die Zwischenfrüchte und deren Wurzeln auszutrocknen. Die Niederschläge der kommenden Tage können den Erfolg auf den beiden Betrieben noch stark beeinflussen. Nachdem die Arbeit der Maschinen im Kleegras in Aktion beäugt wurde, gab es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch die Möglichkeit für einen Austausch untereinander. Franz Gmaindl, Gewässerschützer des AELF Traunsteins, betonte, dass sich einige Techniken auch in Gemeinschaften organisieren ließen. Raphael Röckenwanger vom Maschinenring Traunstein ermutigte die Landwirte neue Wege zu gehen: „Nach tausenden von Jahren Landwirtschaft gibt es immer noch neue Herausforderungen. Da hilft nur: Ausprobieren.“
Die Flächen in Traunwalchen sowie in Leustetten sind beschildert und können weiterhin besichtigt werden. In den kommenden drei Wochen wird eine Fotodokumentation der Parzellen erstellt, um langfristige Erfolge erkennbar darzustellen. Weitere Informationen werden über die Homepage des AELF Traunsteins veröffentlicht. Weitere Informationen rund um die Initiative boden:ständig sind unter www.boden-staendig.eu/ zu finden.
Foto & Text: AELF Traunstein