„Ruckzuck zruck“ einen Werbespruch für Zeitreisen hat der Gleisgeist Giacomo da Capo (Moritz Hecker) mit auf die Bühne des Aschauer Kolpingtheaters im Duxer Stadl gebracht. So ein Gleisgeist ist nicht an herkömmliche Dimensionen gebunden, sondern kann auch durch die Zeit reisen, allerdings nur rückwärts. Ein Gleisgeist gehört zur gleichen Familie, wie die Klabautermänner, die Kutschenwichtel und die Fahrradfeen – er ist, wie der Name sagt, ein Spezialist für das Eisenbahnwesen, so wie der Klabautermann für Schiffe der Kutschenwichtel für Kutschen und neuerdings auch für Autos und die Fahrradfeen für die Zweiräder. Doch ist ein Gleisgeist halt doch etwas Besseres, als ein nasser Klabautermann oder eine schwitzende Fahrradfee. So ist es für ihn die Höchststrafe, dass er drei Jahre als Strafe für die Grundprinzipien der Gleisgeister bei den Fahrradfeen mitarbeiten und mit ihnen falsch in die Einbahnstraße und gegen den allgemeinen Verkehr fahren musste.
Dabei wollte er doch eigentlich nur Gutes tun, wollte helfen, doch die harte Strafe beim Erwischt werden war vorhersehbar. Seit die Aschauer im Duxer Stadl die „Gleisgeisterei“ in der Komödie von Ralph Wallner zeigen, geht es turbulent zu in den zeitlichen Dimensionen der Bühne des Kolpingtheaters. Eines Nachts tauchte Giacomo da Capo am stillgelegten Bahnhof von Niederhinterbergkirchenthalhausen auf und dann wurde alles anders. Denn der Gleisgeist Giacomo da Capo hat viele ungeahnte Fähigkeiten, eine davon ist es die Zeit zurückdrehen zu können und damit alle Beteiligten wieder auf „Los“ zu setzen. Eine weitere Fähigkeit ist sein italienischer Charme: er hat als Mischling zwischen Mailand und Miesbach (oder war es Florenz und Freising) ein Faible für schöne Frauen und „Amore“. Daher will er aus lauter Romantik und Hilfsbereitschaft den Standl-Hans (Florian Thalhammer), der am verwaisten Bahnsteig einen Kiosk betreibt, helfen, sein Liebesglück zu finden. Durch einen dummen Zufall erkennt Hans, dass der Fremde durch die Zeit reisen kann. Er zwingt ihn, ihm zu helfen, seinen großen Fehler in der Vergangenheit zu korrigieren. Denn der Hans hat vor drei Jahren verpasst, seiner großen Liebe Mona (erstmals im Ensemble Marleen Graf) seine wahren Gefühle einzugestehen. So wurde sie damals die Frau des Bürgermeisters (Markus Aicher) und damit Frau Bürgermeisterin. Aber hätte Hans noch mal die Chance von damals – so glaubt er – dann würde bestimmt alles ganz anders werden. Und die Chance kommt – die Zeit wird zurück gedreht und mit ihr das Schicksal aller auf der Bühne. Denn auch in Niederhinterbergkirchenthalhausen lebt man nicht alleine. Zahlreiche Personen tummeln sich beim Standl und auf dem Bahnhof: Der Weichen-Wastl (Wolfgang Grill) und die Schranken-Susi (Premiere für Kathi Steiner), zwei Landstreicher, denen es vor gar nichts graust, suchen immer wieder die Station heim. Ihre Suche nach verwertbaren Lebensmitteln im Abfallkorb ist alleine das Eintrittsgeld wert. Immer wieder gab es Szenenapplaus für die beiden. Dazu kommen die Ursel (Alexandra Frank) und die Brunhilde (Gitti Pelzl), die beide unterschiedliche Interessen am Hans haben. Und da ist auch noch das Radieserl-Reserl (Regina Hündl-Gruber), sie wartet schon seit Jahren am stillgelegten Bahnhof auf ihren Sohn. „Er ist ganz was hohes, ein Veterinär oder ein Arzt oder ein Major“, genau weiß sie es auch nicht. Als Giacomo da Capo nun die Zeit zurückdreht wird alles ganz anders bei den Einwohnern von Niederhinterbergkirchenthalhausen. Reicher Beifall dankte den bestens aufgelegten Schauspielern für ihre Leistung auf der Bühne, die beiden Regisseure Marianne Neumüller und Markus Aicher hatten sie bestens auf den Abend vorbereitet. Empfehlung für die Zuschauer: am Besten selber hingehen und anschauen, weitere Aufführungen sind am Mittwoch, 14. Juni, Donnerstag, 15. Juni, Samstag, 17. Juni, Dienstag, 20. Juni, Donnerstag, 22. Juni, Freitag, 23. Juni und Samstag 24. Juni jeweils um 20 Uhr im Duxer Stadl. Einlass und Bewirtung ab 18.30 Uhr; Kartenvorverkauf bei der Tourist Info Aschau, Telefon 08052-90490, Tourist Info Sachrang, Telefon 08057-909737, in allen bekannten Vorverkaufsstellen von München Ticket und im Internet unter www.muenchenticket.de <http://www.muenchenticket.de/guide/tickets/po1b/Tulfer+Dorfbuehne.html> ; Restkarten gibt es außerdem – soweit vorhanden – an der Abendkasse.
Fotos & Text: Rehberg