Leitartikel

Königstreue ehren Marcus Spangenberg

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Ein Blick zurück nach vorne: Historiker Marcus Spangenberg erhält von den Königstreuen Regensburg eine hohe Auszeichnung

Dass König Ludwig II. sehr viele Menschen fasziniert und zahlreiche Verehrer hat, erleben die Führer im Schloss Herrenchiemsee täglich. Auch der Regensburger Ludwig-II.-Biograf Marcus Spangenberg spürt das unmittelbar, wenn er einmal im Jahr für die Bücherei Prien rund 50 Personen in einer Sonderführung das „bayerische Versailles“ auf besondere Art und Weise näherbringt (die diesjährige Führung „Sonnenkönig und Schneerahmtörtchen“ am 1. August ist bereits ausverkauft). Dafür und „wegen seiner Wertschätzung für Bayern, seiner Bekanntheit weit über Bayerns Grenzen hinaus und als der König-Ludwig-Experte“, so der Verein der Königstreuen Regensburg, wurde Spangenberg in diesem Jahr von diesem Verein die „Traditionskette“ verliehen. Die Laudatio hielt Fritz Pustet, Verleger des traditionsreichen Verlages Friedrich Pustet in Regensburg, in dem Bücher von Spangenberg erschienen sind.

Die Monarchie in Bayern ist seit mehr als 100 Jahren Geschichte. Bayern ist eine Demokratie und unterstreicht dies seit 1945 durch den deutschen Namen für Republik: Freistaat. Die von 1180 bis 1918 regierende Familie Wittelsbach hat sich aus dem aktiven politischen Handeln zurückgezogen und ist gleichwohl bis heute eine wichtige gesellschaftspolitische Instanz, vor allem dank des über 90jährigen Familienoberhaupts Franz Herzog von Bayern. Von ihm geht ein wenig monarchischer Glanz aus. Diesen wollen auch zahlreiche König-Ludwig- und Königstreue-Vereine im gesamten Freistaat hegen und pflegen, obwohl sie sich grundsätzlich in ihren Satzungen zur Demokratie bekennen. Der neu aufgestellte Verein der Königstreuen in Regensburg hat mit Marcus Spangenberg als neuem Träger der „Traditionskette“ besonders deutlich zum Ausdruck gebracht: Wurde bisher vorrangig die Kette an Politiker und prominente Persönlichkeiten verliehen, beschloss die neue Vorstandschaft, die Traditionskette ab sofort alle zwei Jahre an Personen zu verleihen, die sich für Regensburg und Bayern einsetzen oder einen starken Bezug dazu haben. Da der Verein „für die Erinnerung an eine Zeit steht, welche die wunderschöne Heimat Bayern bis heute prägt – also die Zeit, in der das Königshaus Wittelsbach regierte und die Traditionen eines Freistaates entstanden, die bis heute nachwirken –, fiel in diesem Jahr die Wahl auf Marcus Spangenberg“, bestätigt die erste Vorsitzende des Vereins, Karin Amann.

Sie überreichte daher am letzten Samstag unter dem weiß-blauen Himmel in Regensburg die „Traditionskette“ mit den Worten „Die Salvatorkette wird an Personen verliehen, die nach Auffassung der Königstreuen für Kultur, die Pflege der Geschichte und für das Brauchtum in Regensburg und Bayern besondere Leistungen erbracht haben.“ Der Ausgezeichnete möge diese Kette von nun an „für zwei Jahre in Ehren halten und bei möglichst vielen Gelegenheiten in aller Öffentlichkeit mit Freude tragen“. Ob es dazu auch im Chiemgau kommen werde, ließ Marcus Spangenberg auf Nachfrage offen. Es würde davon abhängen, zu welcher Art von Veranstaltung er eingeladen werde. Für die Führung am 1. August sei die Kette jedenfalls doch etwas zu schwer.

Es war an Fritz Pustet, aus einer langjährigen Erfahrung mit dem Autor Marcus Spangenberg, eine weitere Begründung für die Ehrung zu formulieren: „Muss jemand, wenn er denn derart tief in die Welt Ludwigs und seiner Schlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee eintaucht, nicht fast automatisch zum Monarchisten werden? Nein, ganz im Gegenteil. Eine solche Metamorphose des überzeugt auf der Grundlage der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehenden Marcus Spangenberg hätte seinem Helden Ludwig nicht gutgetan, denn abgöttische Verehrung, gar Verklärung, birgt die Gefahr, den differenzierenden Blick zu verlieren oder gar betriebsblind zu werden. Stets behält Marcus Spangenberg in seinen Büchern, Aufsätzen, Radio- und Fernsehbeiträgen die distanzierte und kritische Sichtweise des Wissenschaftlers bei. Das verbietet nicht, dass er sich durchaus mit großer Sympathie seinem Helden nähert. Ja Sympathie zur Figur ist geradezu die Voraussetzung, dass die forschende Neugier anhält, die wiederum neue Sichtweisen eröffnet und sozusagen Fleisch an die Rippen des Verstorbenen bringt.“

Beitrag/Fotos: Königstreuen Regensburg / Staudinger Pressefoto / altrofoto / Bernhard Maier

Zu Marcus Spangenberg:

Marcus Spangenberg, geboren 1968 in Bad Godesberg (heute ein Stadtteil von Bonn), ist Kunsthistoriker und Journalist. Noch vor Abschluss seines Studiums der Kunstgeschichte, Geschichte und Klassischen Archäologie in Bonn und Regensburg wurde er stellvertretender Chefredakteur der „KUNSTZEITUNG“.

Von 1997 bis 1999 war der gebürtige Bad Godesberger freier Journalist für verschiedene Medien in München und Regensburg. Er ist Pressesprecher des Regensburger Standortes eines internationalen DAX-Unternehmens. Zugleich setzt er seine Kenntnisse als Vorstandsvorsitzender der Regensburger Kulturstiftung der REWAG ein. Seit dem Jahr 1978 beschäftigt er sich mit Ludwig II., wobei dessen architektonische Schöpfungen und die Rezeption des bayerischen Monarchen im Vordergrund stehen. Neben seiner viel beachteten Ludwig-II.-Biografie „Der andere König“ (Verlag Friedrich Pustet), die bereits ihre fünfte Auflage erreichte und ins Englische übersetzt wurde, veröffentlichte Marcus Spangenberg weitere Bücher und schrieb mehrere Aufsätze zum Themenbereich Ludwig II.

So erschien beispielsweise im Jahre 2000 im „Bayerischen Jahrbuch für Volkskunde“ (Akademie der Wissenschaften) ein grundlegender Aufsatz über die Vermarktung des bayerischen Königs. Im Katalog zur Bayerischen Landesausstellung 2011 erschien die erste Untersuchung über die Gründe der weltweiten Popularität von Schloss Neuschwanstein („Wie keines, das ich je gesehen!“ Neuschwanstein: Geburt einer Ikone). Auch mit dem Aufsatz über die Denkmäler Ludwig II. (Campus-Verlag Frankfurt) betrat der gebürtige Rheinländer Neuland. Ebenso stellte der Autor 2018 erstmals die Entwicklungsgeschichte eines „königlichen Themenparks“ rund um Schloss Linderhof vor: Unter dem Titel „Linderhof. Erbautes und Erträumtes im Gebirge“ erschien das Buch ebenfalls im Verlag Pustet. Bereits seit vielen Jahren hält der Autor im Auftrag von Kulturinstitutionen, Verbänden und historischen Vereinen viel beachtete Vorträge. Bisheriger Höhepunkt war eine Vortragsreise durch Japan im Oktober 2005 zu Ludwig II. und Richard Wagner, die aufgrund des großen Erfolges im Herbst 2007 fortgeführt wurde.

Die bisherigen Träger der Traditionskette:

2005: Regensburger Oberbürgermeister Hans Schaidinger

2006: Phillip Graf von und zu Lerchenfeld, MdL (verstorben)

2007: Staatsminister Erwin Huber

2008: Bay. Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein

2010: Bay. Ministerpräsident Horst Seehofer

2012: Gloria Fürstin von Thurn und Taxis

2014: Franz Beckenbauer (verstorben)

2016: Markus Söder als Finanz- und Heimatminister

2018: Ilse Aigner, Präsidentin des Bayerischen Landtages

Der Verein „Die Königstreuen e. V. Regensburg“:

Die Königstreuen e.V. Regensburg wurde 1987 gegründet. In der am 27. Mai 1987 beschlossenen Satzung sind als Aufgaben des Vereins die Pflege des Brauchtums und der Geschichte, die Erforschung der Bedeutung der Oberpfalz zur Zeit der bayerischen Könige, die Heimatpflege und Heimatkunde aufgeführt. Der Verein ist aufgrund dieser Vereinsziele als gemeinnütziger Verein anerkannt. Zur Brauchtumspflege und zum heimatlichen bayerischen Geschichtsbewusstsein gehört auch die Erinnerung an die bayerischen Könige aus dem Hause Wittelsbach, die im Rückblick auf die damalige Zeit Verehrung genießen. Dies gilt ganz besonders für König Ludwig II., der für den Verein nicht nur ein „Märchenkönig“ ist, sondern durchaus in seiner realen geschichtlichen Bedeutung als König, der immer den Frieden im Inneren und Äußeren angestrebt habe, in das allgemeine Bewusstsein gerückt werden soll. Dem Verein ist es zudem ein wichtiges Anliegen, in Regensburg kulturelles Engagement zu zeigen und dazu beizutragen, die Vergangenheit Regensburgs im Bewusstsein der Regensburger Bürger und Bürgerinnen zu bewahren und lebendig fortzuführen. Seit 2023 setzt der Verein seine Gemeinnützigkeit ein, um mit Spenden Gutes zu tun und Freude zu bereiten. So werden beispielsweise Aktivitäten für Kinder des Thomas-Wiser-Hauses in Regenstauf, eine fachlich anerkannte Einrichtung für Heilpädagogik und Therapie, unterstützt.

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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