Kultur

Kloster Seeon: Neue Ausstellung

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Im Mesnerhaus von Kloster Seeon, Kultur- und Bildungszentrums des Bezirks Oberbayern, werden von 12. Oktober 2024 bis 9. März 2025 Werke des Künstlers Franz Rudolf Wanka (1908 – 1976) gezeigt. Die Ausstellung nimmt das künstlerische Schaffen und das persönliche Leben Wankas in Seeon und Obing ab 1945 bis in die sechziger Jahre in den Fokus. Anhand vieler Originale, die Wanka u. a. im damaligen Flüchtlingslager „Schloss Seeon“ mit minimalsten Mitteln schuf, gelingt ein spannender Einblick in eine Zeit, die von Umsturz und Wandel radikal geprägt und dennoch ein hoffnungsvoller Neubeginn war. Seine Motive zeigen Landschaften rund um Seeon und Obing, Stillleben und verschiedene Portrait-Zeichnungen.

Geboren wurde Franz Rudolf Wanka 1908 im böhmischen Neumarkt (heute Úterý, Tschechien). Nach dem Besuch des Realgymnasiums und der Kunstgewerbeakademie in Teplitz-Schönau folgten eine Ausbildung zum Chemiker und ein Studium für Violine am Konservatorium in Prag. Durch Reisen nach Paris und Italien fand er zur Malerei. 1929 immatrikulierte er sich zunächst an der Wiener Akademie, ein Jahr später an der Prager Akademie. Der Ausbruch des zweiten Weltkriegs 1939 unterbrach abrupt Wankas erste Schaffensperiode als professioneller Kunstmaler. Nach dem Kriegsdienst in Frankreich, Polen und Russland geriet Wanka zu Ende des Krieges in Gefangenschaft bei Darmstadt, kam kurz darauf nach München und von dort in das Flüchtlingslager im ehemaligen Kloster Seeon. Eine Rückkehr in die böhmische Heimat war nach 1945 nicht mehr möglich. Ebenso mussten die Werke aus seiner Anfangszeit zurückbleiben und sind bis heute verschollen. Von 1947 bis 1957 lag der Mittelpunkt des künstlerischen und familiären Lebens in Obing, wo er eine Flüchtlingswohnung bezogen hatte. Ab 1957 lebte und arbeitete Wanka in München, wobei es ihn ab 1964 wieder in den Chiemgau in ein zusätzliches Atelier nach Kienberg zog. Franz Rudolf Wanka starb 1967 in München. Er hinterließ ein umfangreiches Werk, dessen Würdigung und Pflege bis heute von seinem Sohn Knut Wanka wahrgenommen wird.

Der Lebensweg des Künstlers Franz Rudolf Wanka kann stellvertretend für viele Menschen stehen, die in den Wirren der frühen Nachkriegszeit 1945/1946 in das ehemalige Kloster Seeon kamen, um im dortigen Flüchtlingslager vorübergehend Unterkunft zu finden. Gleichzeitig ist Franz Rudolf Wankas Weg ein besonderer, ein individuelles Schicksal – wie auch das jedes einzelnen Menschen, der in „Schloss Seeon“ wie es damals auch hieß, in den Wirren der frühen Nachkriegszeit 1945/1946 Zuflucht suchte. Das erfolgreiche Kunstschaffen des gebürtigen Böhmen Wanka war durch den Krieg komplett vernichtet worden und fand in Seeon einen Neuanfang. Im Chiemgau begründete Wanka mit Gleichgesinnten die Künstlergruppe „Roter Reiter“, die sich der Klassischen Moderne verpflichtete und so eine Anknüpfung an den im Nationalsozialismus verfemten Expressionismus der Vorkriegszeit fand.

In zahlreichen Einzel- und Kollektivausstellungen im In- und Ausland fanden die Werke von Franz Rudolf Wanka auch nach seinem Tod immer wieder die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit, beispielsweise anlässlich der jährlichen Großen Kunstausstellung im Haus der Kunst in München sowie in Ausstellungen in Traunstein, Trostberg, Bad Reichenhall, Rosenheim, München, Lindau, Konstanz, Aachen, Bad Mergentheim, Prag, Wien und Zürich. Neben privaten Sammlungen befinden sich Einzelwerke in öffentlichem und privatem Besitz.

Die Ausstellung im Seeoner Mesnerhaus (Klosterweg 15) ist täglich von 10 – 12:30 Uhr und 13:30 – 17 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Ab November ist die Ausstellung dienstags wegen Ruhetag geschlossen. Mehr Infos zur Ausstellung unter www.kloster-seeon.de/kultur-erleben/ausstellungen oder unter www.franz-rudolf-wanka.de.

Rahmenprogramm zur Ausstellung:

Sonntag, 10.11.2024 und Sonntag, 26.01.2025, jeweils 17 Uhr

Vortrag und Führung durch die Ausstellung

Knut Wanka, der Sohn von Franz Rudolf Wanka, gibt im Mesnerhaus Einblick in das besondere Leben seines Vaters und sein künstlerisches Schaffen.

Eintritt frei! (Anmeldung erbeten unter kultur@kloster-seeon.de)

Bericht und Bilder: Kloster Seeon

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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