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Zum Ursprung der Klöpfelsinger in der Vorweihnachtszeit

Das Klöpfelsingen ist ein jahrhundertealter Brauch, der vor allem in der Alpenregion seinen Ursprung hat. Die ersten schriftlichen Belege datieren vom späten 15. Jahrhundert, damals galten die drei Donnerstage vor Weihnachten als „Glückbringende Tage”. Eine besondere Funktion wurde den nicht unbedingt „vom Glück verwöhnten” zugesprochen: Arme, Kinder und Kranke erfuhren laut christlicher Überlieferung eine besondere Gnade. Sie waren diejenigen, die das Kommen des Heilands vorhersagen konnten.

Somit übernahmen vor allem Kinder und ärmere Leute die Aufgabe, die Dorfbewohner auf die bevorstehende Geburt Christi einzustimmen. Und zwar jeden Einzelnen, indem sie von Hof zu Hof zogen und überall ihre Lieder sangen. Sie handeln auch heute noch vom Christuskind und in den Texten sind traditionell Segenswünsche für die Bauersleut´ sowie deren Knechte und auch Tiere einbezogen, die eine gute Ernte für das neue Jahr bringen sollen. Das Ganze im Sinne der Adventszeit und mit der Hoffnung verbunden, dass die Herzen milder gestimmt seien. Um möglichst nicht erkannt zu werden, beschmierten die Klöpfelsinger ihre Gesichter mit Ruß und verkleideten sich in abgenutzten Lumpengewändern. Manch einer hat wohl auch seine Stimme entsprechend verstellen wollen. Als Dank für ihre musikalischen Darbietungen bekamen die Sänger Naturalien in Form von Nüssen, Äpfeln, „Kletznbrot” und später auch Geld.

Unabhängiges Unterfangen privater Initiative

Frau Marianne Loidl und Frau Gudrun Schilandus, selbst Mütter von zwei Kindern, leiten die Koordination und Organisation der Klöpfelsinger in Nußdorf seit fünf Jahren. Sie sprechen von wertvollen Synergie-Effekten, die entstehen. Es ist nicht nur die Freude am Singen, Verkleiden und Weiterführen der Tradition, auch dürfen die Kinder teilhaben an einem Herzensprojekt von Hans Fritsch, einem Nußdorfer Bürger, der sich seit Langem in Kenia engagiert. So halten die Kinder nicht nur Naturalien als Früchte ihrer Arbeit in Händen. Erfreuliche Nachrichten erreichen die Nußdorfer immer wieder, im März dieses Jahres brachte Hans Fritsch ein Dankesschreiben des Schulleiters der „Mercy Academy” in Diani Beach mit. So heißt die private Schule, die mit seiner Hilfe aufgebaut wurde, und die er in den Wintermonaten besucht. Es wurden auch Fotos gemacht: „Ein großes Dankeschön an die Klöpfel Kinder und andere für Eure freundliche Unterstützung“, steht auf einem Plakat geschrieben, das eigens für ihre bayerischen Spendensammler und -geber gemalt wurde, umrahmt von den Schulkindern in ihren Uniformen, im Hintergrund gelbe Schulbusse. Die Tankfüllung für ein Schuljahr ist jeweils garantiert durch die Zuwendungen, das Einzugsgebiet der Schule umfasst ca. 20 Kilometer. Lebhaft gestaltet sich der Austausch und vor allem unbürokratisch kann Hilfe geleistet werden – jeder Cent kommt an, so das Credo der Beteiligten.

„Wir ziehen daher, so spät in der Nacht”

Im Vorfeld werden jedes Jahr die Lieder mit den jungen Sängern eingeübt – die Altersklasse bewegt sich zwischen 7 und 13 Jahren bei den Mädchen, die Jungs sind teilweise auch mit 16 Jahren noch begeisterte Klöpfelsinger. Mamas und Papas begleiten im Hintergrund das Geschehen und wo ein Kindergartenkind mitgehen möchte, ist ein älteres Geschwisterkind mit in der Gruppe. Nicht mehr nur an Donnerstagen „ziehen sie daher” – inzwischen ist man wetterbedingt auch auf die anderen Werktage ausgewichen. So ist man flexibler und muss nicht zu Hause bleiben, wenn es allzu ungemütlich wird. Wenn also auch dieses Jahr wieder kleine Kindergruppen umherziehen und singen werden, nehmen sie dankbar eine Spende für die kenianische Schule, aber auch gerne etwas Süßes für sich selbst an.

Text: cl – Bildrechte: Hans Fritsch (Bilder Kenia) / Gudrun Schilandus (Bilder Nußdorf)

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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