Heute gehen wir wieder einmal auf Entdeckungstour – ein Ziel im Chiemgau, wo wir noch nicht waren: die Gräbenalm bei Reit im Winkl in den Bergen nördlich des Weitsees.
Unsere Wanderung beginnt nahe dem Masererpass beim Einstieg Weißgraben. Der schmale Weg geht vorbei an der Pankratius Quelle (Wasserversorgung von Reit im Winkl) und den Bach entlang, ständig leicht bergauf. Begleitet vom Geplätscher und Gemurmel des Wildbachs, der sich an einer etwas steileren Stelle wasserfallartig seinen Weg ins Tal sucht, kommen wir zu einer Bank, wo wir eine kurze Trinkpause machen, denn es ist sehr heiss. Weiter geht´s bis unser Weg auf eine Forststraße stößt, auf der wir bald das Gräbenalmgebiet erreichen.
Am Aufstieg ist uns nur eine Frau entgegengekommen, eine hat uns bei der kurzen Rast überholt. Im Gräbenalmgebiet kommt uns eine Familie mit Kindern entgegen, die Überholerin liegt in der Wiese und träumt. Es ist wunderschön hier oben, Schusternagerl blühen. Östlich der Alm ragt der Stuhlkopf, ein kleiner Gipfel über dem Weitsee, den kaum einer kennt, in die Höhe. Vor uns sehen wir das Dürnbachhorn.
Der Almbauer ist mit dem Auto heroben und ist dabei eine Viehtränke zu erneuern. Er erzählt uns, daß früher zwei Kaser im Gräbenalmgebiet standen, der Zenz-Kaser und der Wiedhölzlkaser. Jetzt steht nur noch der Zenzkaser. Der „Zenzhof“ in Reit im Winkl ist der Heimhof der Gräbenalm, die privat und auch außerhalb Corona-Zeiten nicht bewirtschaftet ist.
Zwei Wanderer sitzen neben dem Zenzkaser auf einer Bank. Ich frage sie, ob es hier irgendwo einen Ausblick auf den Weitsee gibt. Sie kennen sich aus und erklären uns, dazu müssten wir auf den Stuhlkopf aufsteigen, gut 250 Höhenmeter, zuerst weglos, dann mit gut erkennbaren Trittspuren, aber es gibt keine Markierung und der Aufstieg erfordert Orientierungssinn,Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Der Blick auf den Weitsee vom Gipfel, der kein Gipfelkreuz hat, sei grandios.
Wir verzichten auf den Abstecher, es schaut nicht ganz ungefährlich aus. Es ist uns auch zu heiss heute, auch die ursprünglich geplante Rundtour über Weitsee, Pötschalm und Entfeldmühle schlagen wir uns aus dem Kopf. Nach einer Brotzeit auf der Hausbank wandern wir daher gemütlich auf dem Aufstiegsweg zurück zum Ausgangspunkt.
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Auch beim Abstieg begegnen uns nur zwei Wanderer. Wir sind uns einig, es war eine lohnende Tour zu einem stillen, unspektakulären, aber ganz besonderen Ort. Wir wollen wiederkommen, im Herbst muss es besonders schön sein, wenn im Dreiseengebirt, dem „Klein Kanada“, der Indian Summer herrscht – dann machen wir auch die ganze Runde.
Bericht und Fotos: Günther Freund