Land- & Forstwirtschaft

„Kleeberger Kistl“ in Ruhstorf a. d. Rott eröffnet

Im Rahmen eines Forschungs- und Innovationsprojektes hat der Arbeitsbereich Diversifizierung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) im niederbayerischen Ruhstorf a. d. Rott eine kooperative Direktvermarktung über Automaten und Vertrauenskasse aufgebaut, das „Kleeberger Kistl“. Insgesamt 15 Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter aus dem Rott- und Inntal machen bei dem Kooperationsprojekt mit und liefern Waren vom Hof direkt zum Verkaufscontainer. Nach der Eröffnung am 19. Januar 2023 können Verbraucherinnen und Verbraucher nun im „Kleeberger Kistl“ viele Lebensmittel direkt von Erzeugern aus der Region einkaufen – und das rund um die Uhr und auf Wunsch auch bargeldlos.

Das „Kleeberger Kistl“ ist ein individuell gestalteter, 18 Quadratmeter großer Verkaufscontainer, der im Gemeindeteil Kleeberg im niederbayerischen Markt Ruhstorf a. d. Rott an einer vielbefahrenen Kreisstraße aufgestellt wurde. In diesem „Kistl“ befindet sich ein Verkaufsautomat mit technischer Vollausstattung, über den kühlpflichtige oder höherpreisige Produkte wie Wurstwaren, Käse oder Honig vermarktet werden. Große, nicht kühlpflichtige Produkte wie Kartoffeln, Zwiebeln, Säfte oder Mehle können die Kunden selbst aus Regalen und Truhen entnehmen. Das Besondere: Auch diese Einkäufe werden über den Automaten abgewickelt, sodass Kunden stets die Wechselgeldfunktion und das bargeldlose Bezahlen nutzen können. Um Diebstahl und Vandalismus zu verhindern, kommen Videokameras zum Einsatz. Dank Telemetrie ist eine Fernanalyse und überwachung des Verkaufsautomaten und der Vertrauenskasse in Echtzeit möglich. Damit lässt sich nicht nur der Warenbestand jederzeit überprüfen, sondern es können auch nützliche Informationen zum Verkaufsverhalten gesammelt sowie Störungen direkt erkannt werden, wodurch Betriebs- und Serviceprozesse optimiert werden können. Die Familie Huber vom gegenüberliegenden Gasthaus Hölzlwimmer kümmert sich gemeinsam mit dem Projektteam der LfL um die Betreuung und Bestückung des Automaten, der Regale und Truhen.

„Der Begriff ‚regional‘ ist gesetzlich nicht geschützt und wird bedauerlicherweise immer wieder zu Marketingzwecken missbraucht. Umso wichtiger war es dem Projektteam des Arbeitsbereichs Diversifizierung, Regionalität im ‚Kleeberger Kistl‘ klar zu definieren und für den Verbraucher greifbar zu machen“, sagt Projektleiterin Dr. Sophia Goßner. Alle Produkte im „Kistl“ stammen von landwirtschaftlichen Betrieben aus maximal 20 km Entfernung. Damit die Kunden sich einen besseren Eindruck von ihren Lebensmittelproduzenten machen können, wird im Container jeder an der Kooperation beteiligte Betrieb über ein Display vorgestellt.

Das Projekt „Kleeberger Kistl“ wird vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten finanziert und bis Ende 2023 von der LfL wissenschaftlich begleitet. Es sollen Praxisdaten zur Direktvermarktung mit Verkaufsautomaten und Vertrauenskasse erhoben werden, mit besonderem Augenmerk auf den kooperativen Vertriebsweg mit digitalen und smarten Lösungen.

Technische Möglichkeiten wie die Telemetrie oder das bargeldlose Bezahlen werden damit einem Praxistest unterzogen und der Mehrwert für die Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter ermittelt, insbesondere im Hinblick auf einen gemeinschaftlichen Betrieb eines Verkaufsautomaten. „Ich bin davon überzeugt, dass kooperative Direktvermarktungsmodelle über Automaten und Vertrauenskasse in ländlichen Regionen einen wichtigen Beitrag zur regionalen Nahversorgung leisten können und zu mehr Wertschätzung und Wertschöpfung regional erzeugter Lebensmittel führen“, sagt Dr. Gerhard Dorfner, Koordinator des LfL-Arbeitsbereichs Diversifizierung. Die im Rahmen des Projektes gesammelten Daten und Erfahrungswerte werden in Form von Leitlinien veröffentlicht und sollen als Impulsgeber für weitere, vergleichbare Projekte dienen.

Flexible und kontaktlose Einkaufsmöglichkeiten wie die Automatenvermarktung werden immer beliebter. Laut einer LfL-Erhebung aus dem November 2022 gibt es in Bayern bereits 357 Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter mit insgesamt 512 Verkaufsautomaten, die ihre hofeigenen Produkte rund um die Uhr flexibel vermarkten. Auch für diese Form der Direktvermarktung ist ein kooperativer Vermarktungsansatz sinnvoll. So können sich Landwirte zusammenschließen, um für Verbraucher ein noch attraktiveres Produktportfolio zu schaffen.

Weiterführende Informationen:

Bericht und Foto: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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