Dem Frasdorfer Kirchturm geht es nass ein! Nach sieben – zum Teil umfangreichen – Notfallreparaturen in den letzten 15 Jahren ergab sich neben der ständigen Gefahr für Kirchen- und Friedhofsbesucher durch herabfallende Schindeln und Schieferplatten auch ein nicht mehr tragbares Risiko für die Handwerker bei den Reparatur- und Renovierungsarbeiten, wenn man die Arbeiten noch weiter verschoben hätte. Bei einer ausführlichen Baubegehung durch Sachverständige des Ordinariats und der Frasdorfer Pfarrgemeinde wurden erhebliche Schäden in der Holzkonstruktion des Kirchturms und der Turmspitze festgestellt, mehrere Tragbalken der Zwischenböden waren verfault und morsch, so dass der Turm gesperrt werden musste. Die Schiefereindeckung des Turmhelmes war an mehreren Stellen von Hagelkörnern so beschädigt, dass Wasser in den Turm, in die Dachkonstruktion und in das gesamte Gebälk eindringen konnte.
Um noch größere Schäden zu verhindern und die Standfestigkeit zu erhalten, stellte die Kirchenverwaltung Frasdorf vor drei Jahren einen Antrag auf Sanierung der Kirchturmspitze und entsprechende Zuschüsse an das Erzbischöfliche Ordinariat. Zurzeit liegen im Erzbistum München und Freising jedoch sehr viele Zuschussanträge vor und es ist sehr schwierig, in die Liste der Bauvorhaben mit entsprechender Priorität aufgenommen zu werden.
Umso größer war die Erleichterung für den Pfarrverband Oberes Priental und die Frasdorfer Pfarrgemeinde, dass das Ordinariat fühttps://www.samerbergernachrichten.de/166425-2/r die Pfarrkirche St. Margaretha in Frasdorf die vorgeschlagenen Baumaßnahmen genehmigte: die Arbeiten beginnen mit einer statischen Ertüchtigung des Tragwerkes, mit einer grundlegenden Renovierung der Turmspitze und des Turmdaches sowie aller Geschoßebenen (Holzbalkendecken) im Turm und der Neudeckung des Turmhelmes mit Schiefer. Das Ordinariat übernimmt 85 Prozent der Gesamtkosten. Der Restbetrag ist von der Pfarrei aus Eigenmitteln zu finanzieren. Die Frasdorfer Kirchenverwaltung freut sich auf jede Spende, die den Kirchturm erhalten hilft.
Der Kirchturm unmittelbar neben der Autobahn ist eine wichtige Wegmarke für die vielen Lastwagenfahrer, die ihn täglich passieren. „Die bayerischen Kirchtürme sind für uns Fernfahrer das, was die Leuchttürme an der See für die Seefahrt sind. Auch in einer Zeit, da sich die meisten nur noch auf ihr Navi verlassen, nutzen wir diese Landmarken und freuen uns darauf, dass wir nur noch ein paar Kilometer nach München, Salzburg oder Innsbruck haben, wenn wir diesen nadelspitzen Kirchturm sehen“, so Fernfahrer Darius Birulis aus Litauen an der Frasdorfer Tankstelle. „Es ist gut bei Tag und Nacht diese „Leuchttürme im Binnenland“ zu haben, sie erleichtern uns das Fahren und die Orientierung. Leider kann man in Österreich durch die hohen Lärmschutzwälle fast gar nichts sehen, hier in Bayern ist die Welt noch in Ordnung“.
Wegen der umfangreichen anstehenden Baumaßnahmen musste eine Ausschreibung und Vergabe nach der Vergabeordnung Bau durchgeführt werden. Folgende Firmen erhielten den Auftrag: die Firma Stahlrohr aus München ist verantwortlich für die umfangreichen Gerüstbauarbeiten; das Gerüst wird weit ins Jahr 2021 hinein erhalten bleiben. Die Zimmererarbeiten führt die Firma Schnitzenbaumer aus Bad Feilnbach durch und für die Dachdeckerarbeiten ist wieder die Firma Wachter aus Grassau verantwortlich.
Keinen Einfluss hatten die Kirchenverwaltung und der Pfarrverband auf die Festsetzung des Baubeginnes. Die strengen Auflagen des Landratsamtes Rosenheim zum Fledermausschutz genehmigten den Baubeginn erst im Herbst, wenn die jungen Fledermäuse ausgeflogen sind. Alle weiteren Bauarbeiten dürfen zum Schutz der Nachtjäger nur im Winter ausgeführt werden und sollen im Schlafbereich der Fledermäuse bis April abgeschlossen sein. Ludwig Göttlinger war 34 Jahre lang Kirchenpfleger in der Frasdorfer Kirche und in dieser Zeit unzählige Male auf dem Turm: eine Fledermaus hat er nie gesehen. „Mäuse gab es immer wieder einmal im Turm, aber der Turm diente Fledermäusen zu keiner Zeit als Quartier, nicht als Kinderstube und nicht als Schlafquartier im Winter“.
Nachdem die Schonzeit für die Aufzucht der Kirchenfledermaus vorbei war, begannen die Gerüstbauer Anfang Oktober mit der Baustelleneinrichtung. „Diese Arbeiten stellten nicht nur den Architekten Anton Michael, sondern auch die Handwerker vor große Herausforderungen, da der Ablageplatz für das Baumaterial um die Kirche herum sehr eingeschränkt ist. Der Aufbau des Gerüstes bis zur zunächst vorgesehenen Höhe klappte hervorragend und die Zimmerer sind aufgrund der kalten Wetterlage im Turminneren schon fleißig am Arbeiten“, so Pfarrer Paul Janßen. „Wir hoffen, dass die Baustelle trotz Corona und des anstehenden Winters gut und vor allem unfallfrei verläuft und wünschen allen Baubeteiligten eine glückliche Hand für eine gelungene Umsetzung“.
Wegen der beengten Platzsituation mussten auch einige Gräber rund um den Turm mit dem Stahlgerüst „überbaut“ werden. Die Kirchenverwaltung informierte die Grabbesitzer vorab und bedankt sich für deren Verständnis und Entgegenkommen. Auch während der gesamten Bauzeit – voraussichtlich wird bis in den Sommer 2021 hinein gebaut – wird in manchen Bereichen des Friedhofs und der Kirche der Zugang nur eingeschränkt möglich sein – „wir sind sehr froh, dass die meisten Friedhofs- und Kirchenbesucher dafür großes Verständnis zeigen und geduldig auch manchmal einen Umweg nehmen“.
Bericht und Foto: Der Frasdorfer Kirchturm, eingerüstet für die ersten Ausbaumaßnahmen