Man nehme einen Spätherbsttag am Chiemsee mit bayrisch blauem Himmel und klirrender Kälte und besuche auf der Fraueninsel den Christkindlmarkt mit all seinen Schmankerln und Besonderheiten, und schon fällt der übliche Stress der Vorweihnachtszeit ab. Das größte Schmankerl am ersten Adventswochenende war der klassisch-bayrische Advent im Münster Frauenwörth, einem „altehrwürdigen Kraftort“, wie Kirchenmusikerin und Organisatorin Andrea Wittmann in ihrer Begrüßung feststellte. An der großen Orgel auf der Empore eröffnete sie die Konzertstunde mit gewaltig-festlichen Improvisationen über bekannte Adventlieder – wie „Macht hoch die Tür“, „Es kommt ein Schiff gefahren“, „Wir sagen euch an den lieben Advent“ und „O Heiland, reiß die Himmel auf“ – mit jeweils zum Lied passenden, eindrucksvollen Registrierungen.
Durch die Jahrhunderte ließ Andrea Wittmann das Programm wandern. Sie sorgte mit dem Basso continuo auf dem Cembalo für das verlässliche Fundament für die strahlenden Solistinnen Claire Elizabeth Craig, Sopran und Astrid Monika Hofer, Alt, sowie Florian Beer an der Violine. Leicht zurückhaltend fügte sich der Kontrabass von Simon Angerpointner in das Ensemble. Die Renaissance-Werke voller Ausdruckskraft von Heinrich Grimm (1593-1637) und Johann Heinrich Schein (1586-1630), die barocken Kompositionen, wie das Duett „Laudamus te“ aus dem „Gloria“ von Antonio Vivaldi (1678-1741) und „He shall feed his flock“ von Georg Friedrich Händel (1685-1759), das Mariengebet „Sub tuum praesidium“ („Unter deinen Schutz und Schirm“) von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) aus der Klassik, Felix Mendelssohn-Bartholdys (1809-1847) romantisches „Ich harrete des Herrn“ aus dem „Lobgesang“, „Panis angelicus“ von César Franck (1822-1890) und „Will die Nacht herniedersinken“ und „O du stille Zeit“ von Cesar Bresgen (1913-1988) waren alle sehr niveauvoll gestaltet und stellten die Stationen des Innehaltens dar, die eine große Ruhe im Kirchenraum verbreiteten. Durch die Musik und die damit verschmelzenden biblischen Psalm-Texte entstand eine meditative Stille bei den Besuchern, so dass die Bedeutung von Weihnachten Einzug halten konnte. „Machet die Tore weit“ von Heinrich Grimm lud dazu ein, ebenso wie „Nun komm, der Heiden Heiland“ und „Vom Himmel hoch, da komm ich her“. Die verbindenden Worte von Andrea Wittmann trugen ebenfalls viel zur Besinnlichkeit bei.
„Gemeinsam zu singen, das verbindet“, war sie sich sicher und lud alle Zuhörer mit „Tochter Zion“ ein, zu einem großen, wohlklingenden Chor zu verschmelzen. In den Strophen dieses Adventsliedes wird das kommende ewige Friedensreich Jesu Christi besungen. Und diesen Frieden wollte Andrea Wittmann den Herzen der Zuhörer übergeben und zugleich in die Welt hinaus senden.
Nächstes Kirchenkonzert am 7. Dezember um 14 Uhr – Mehr Info unter www.fraueninsel-christkindlmarkt.de
Foto: Simon Angerpointner (von links), Claire Elizabeth Craig, Andrea Wittmann, Astrid Monika Hofer und Florian Beer erfreuen mit adventlicher Musik im Münster auf der Fraueninsel.
Foto & Text: Brigitte Janoschka