Ukraine- & Nothilfe

Kino-Freuden für Ukraine-Flüchtlinge in Prien

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Vielen Dank für das Fest, wir  haben uns sehr gefreut und es war eine wichtige Abwechslung für unsere Kinder und Familien“ – mit diesen Worten bedankte sich Olga Borovskykh bei Martina und Michael Engel von Mikes Kino nach Ende des Films „Clara und der magische Drache“ in ukrainischer Sprache. Voll besetzt waren alle 186 Sitzplätze der zwei Kino-Säle von Frauen und Kindern, die in Prien, aber auch in der weiteren Umgebung Unterkunft nach ihrer Flucht aus dem kriegsgeschädigten Land Ukraine gefunden haben.  

Dass die Flüchtlinge einen komplett kostenlosen Kino-Besuch bekamen, lag daran, dass der Filmverleih das Angebot ohne Filmmiete machte, dass die Wieninger Brauerei alkoholfreie Getränke stiftete und dass Mikes Kino nicht nur auf den Eintritt verzichtete, sondern auch das Popcorn spendierte. Für dieses Entgegenkommen bedankte sich im Namen des Priener Ukraine-Helferkreises Alexander Bühler mit Blumen und Rotwein bei den Kino-Betreibern, die bereits zum dritten Male für Leute aus der Ukraine aktiv waren. So wurden im März die Filme „Bohemian“ und „Kaiserschmarrn“ gezeigt, deren Eintritts- und Spendengelder in Höhe von 1.000 Euro wurden dem Chiemgauer Helferkreis für die Ukraine zur Verfügung gestellt. Dann beteiligten sich die Priener bei einer deutschlandweiten „Kino-Hilft-Aktion“ mit einem Klitschko-Film, 350 Euro konnten dabei für die Aktion „Ein Herz für Kinder“ überwiesen werden. Diese dritte Aktion hatte für Martina Engel etwas Besonderes, denn mit soviel Besuch hatte sie nicht gerechnet, wenn sie sagt: „Gott sei Dank haben wir Niemand nach Hause schicken müssen, die Erwartung gerade bei den Kindern war groß nachdem Mike und ich mit Hilfe der Übersetzung von Viktoria und Olga die Begrüßung vornahmen“. Auch der Dank war groß, nachdem der Film zu Ende war, das zeigte sich, als die Mädchen und Burschen beim Verlassen der Kino-Säle beim Vorbeigehen immer wieder „Dankeschön“ sagten. Aufgrund des star

Deutsch-Lehrerin betreut in Franziska-Hager-Schule Ukrainische Willkommsklasse

Für Olga Borovskykh begann der Kino-Sonntag überraschend, denn sie wusste nicht, dass es ein Original-Film von einem ukrainischen Produzenten war. Sie selbst ist mit ihren zwei Kindern aus Kiew geflüchtet und hat in Eggstätt bei einer lieben Familie Obdach gefunden. Die Lehrerin für Deutsch-Unterricht in der Franziska-Hager-Schule freute sich, dass fast alle 28 Schülerinnen und Schüler aus ihrer Ukrainischen Willkommensklasse der Einladung gefolgt waren und sie sagte: „Wir haben einige Kinder aus dem zerstörten Osten der Ukraine, die Kinder sind sehr betroffen und reden wenig, da hilft ein solches Kino-Erlebnis auf dem Weg zurück in ein etwas normales Leben“. Überhaupt zeigte sich die Dolmetscherin angetan, wie freundlich sie von der Gemeinde und den Leuten aufgenommen worden sind. Freudig hat sie auch den Gewinn der Ukraine beim vortäglichen Europäischen Song-Contest verfolgt, dazu bemerkte sie: „Das Lied mag vielleicht nicht das Beste gewesen sein, aber Herz und Sympathie haben spüren lassen, dass unser Land ganz notwendig Unterstützung braucht. Solche Aktionen beflügeln, sie machen Hoffnung und sie geben Sicherheit, dass wir zusammen die Greueltaten überwinden“  – so wie im Kinofilm „Clara und der magische Drache“ das Böse überwunden und das Gute gesiegt hatte. Als weiteres Beispiel, wie den Kindern, die stark an deutschsprachigen Kursen teilnehmen, geholfen wird, nannte sie die Waldorfschule Chiemgau, die unter anderem Theater und Ausflüge anbieten. Dabei kommt es ihrem Sohn (14) und ihrer Tochter (21) zugute, dass sie bereits in der Ukraine einen Waldorfkindergarten besuchten. Auch Einladungen zum Osterfrühstücken von Gastgeberfamilien, das Priener Maibaum-Aufstellen und vieles Weitere waren und sind für die Lehrerin Bausteine für ein besseres Leben, zumal ihr Mann   in Kiew für den Kriegsdienst und zur Betreuung der alten Eltern zurückbleiben musste.

 Schwere Zeiten für Kino-Betreiber

Gleichwohl die Kino-Betreiber selbst nach gut zwei Jahren Corona schwierige Zeiten haben, entschloss sich die Familie Engel, einen kostenlosen Kino-Tag zu organisieren. Harte Kino-Zeiten deshalb, weil nach Corona bei schönem Wetter ein Kino-Besuch rarer wird und weil die Leute wieder mehr Spargedanken haben. Aber – so Mike mit seiner langen Erfahrung: „Kino ist eben Kino, weniger Kino ist auch weniger Erlebnis“. Darüberhinaus setzt er auf besondere Filme, wie ab 26. Mai den Titel „Top Gun Maverick“ mit Tom Cruise oder ab 23. Juni mit der Elvis-Biographie. Freiluft-Kinos wie in den letzten Jahren gibt es nicht mehr, der Aufwand und die Wetterabhängigkeit sind zu groß geworden, die für diese Zwecke angeschaffte Lautsprecher-Anlage wurde inzwischen für die Kino-Säle zur Optimierung der dortigen Akustik eingebaut. Für einen zweiten Ukraine-Film-Tag ist von Mikes Kino vorgesehen, einen Kinderfilm mit Bild-Sprache zu zeigen, Näheres wird mit dem Priener Helferkreis für die Ukraine noch abgestimmt.

Foto: Hötzelsperger  –  Martina und Mike Engel zusammen mit Olga Borovskykh (Mi.) im Priener Kino und mit den Präsenten, die die großzügigen Kino-Betreiber vom Priener Helferkreis bekommen haben.

Weitere Informationen: www.mikes-kino.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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