Leitartikel

Keltenreich Alaunen bis zu den Römern im Chiemgau

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Die faszinierende Geschichte der Kelten und ihres Reiches erstreckt sich von den geheimnisvollen Alaunen bis zu den einflussreichen Römern im Chiemgau. Die folgende Aufzeichnung von Hans Langbauer aus Grabenstätt, die aus dem Archiven der Bayerischen Niederschriften extrahiert wurde, liefert einen guten Einblick in diese bedeutende Ära.

Es ist ungefähr 5000 Jahre her; in den weiten Steppenlandschaften Zentralasien kam ein findiger Mensch darauf, dass man wildlebende Pferde nicht nur essen sondern auch reiten konnte. Plötzlich waren er und seine Freunde in der Lage, nicht nur immens weite Strecken zurückzulegen, sie konnten die Tiere auch als Lastenträger einsetzen. Das verschaffte den Menschen eine bis dahin nicht gekannte Mobilität: man konnte reisen und in ganz neuer Art und Weise auch Kriege führen.

Die Kurgen-Leute (genannt nach den von ihnen hinterlassenen Grabhügel) machten sich zuerst Richtung Kaukasus und Schwarzen Meer auf, landeten schließlich vor ca. 4.200 Jahren in Anatolien und Griechenland, von wo aus sie vor 3000 Jahren aufbrachen, um den Rest „Europa“ mit ihrer Anwesenheit zu beehren. Aus dieser „Aunjetitzer Kultur“ gingen schließlich die Italiker Illyrer – Veneter und die – „Kelten“ hervor.

Aus der Aunjetitzer Kultur entwickelte sich vor ca. 2.700 Jahren die Hallstatt Kultur, reiche Salzfunde genannt das weiße Gold ließen die dort ansässigen Sippen ein ausgedehntes Handelsnetz ausbauen, gleichzeitig stießen die Nachkommen der eigenen Urahnen – die Skythen – vom Schwarzen Meer her bis nach Mitteleuropa vor und hinterließen ein gesellschaftliches und wirtschaftliches Chaos. Die Hallstatt-Zeit ging unter, mit den Beginn der „La Tene Zeit“ um ca. 450 vor Christus spricht man von den eigentlichen „Kelten“.

Erkennungszeichen der Kelten

Die frühesten Erwähnungen der Kelten stammt aus der griechischen Literatur. Der griechische Historiker Herodet erwähnte im 5. Jh. v. Chr. ein Volk namens „Keltoi“, dass in der Nähe des Schwarzen Meeres lebte. Die Römer nannten später alle Stämme, die sich als Kelten bezeichneten die Gallier.

Die keltische Kultur in einem Gebiet, das sich von Mitteleuropa über Westeuropa bis nach klein Asien erstreckte. Sie waren ein Volk, das sich durch eine gemeinsame Kultur auszeichnete. 3. Jh. v. Chr. hatten sie ein ausgedehntes Gebiet erobert, das sich von Spanien bis in die heutige Türkei erstreckte. Die keltische Kultur war sehr unterschiedlich und vielseitig. Es gab keine einheitliche politische Struktur, sondern viele verschiedene Stämme, die jeweils ihre eigene politische Organisation hatten. Die Kelten waren jedoch bekannt, für ihre Kriegskunst und ihre Kunstfertigkeiten. Sie waren be-rühmt für ihre Waffenschmiedekunst und Ornamentik. Die keltische Kultur hatte auch einen großen Einfluss auf die römische Kultur. Die Römer kämpften lange gegen die Kelten und eroberten schließlich ihr Gebiet. Aber sie übernahmen auch viele keltischen Ideen und Traditionen. Ein Beispiel dafür ist die keltische Kunst, die sich in der Römischen Kunst widerspiegelt. Mit Hilfe ihrer Fähigkeiten und den vorhandenen Rohstoffen gelang es den Kelten, ein weit verzweigtes Handelsnetz aufzubauen. Die Völker des Mittelmeerraumes versorgten sie mit Handels- Keltenwagen bereits um 500 v. Chr. waren wie Bernstein und Zinn. Laut dem römischen Autor Plinius

sollen zudem „Frauenkleider“ in Rom hoch begehrt gewesen sein. Unter den Gütern, die von den Kelten importiert wurden, waren Wein – Bronzegefäße und weitere Luxusartikel aus dem Süden. Schon sehr früh konnten sie diese Waren mit Geld bezahlen, da sie seit etwa 300 v. Chr. selbst Münzen prägten, die griechischen Vorbildern nachempfunden wurden. Die Kelten waren aber nicht nur gewiefte Geschäftsleute, sondern auch geschickte Handwerker. Ihr können zeigten sie unter anderem als Töpfer und Weber sowie in der Glasproduktion und Lederverarbeitung. Sie setzten bereits erste Maschinen ein, wie etwa Drechselbänke – vier und zweirädrige Wagen und Drehmühlen.

Die Kelten – Volksgruppen auf Wanderschaft durch Europa

Die Kelten lebten einst in ganz Mitteleuropa. Von Anatolien bis nach Irland hinterließen sie Spuren ihrer Kultur. Sie bauten Städte, führten Handel und prägten Münzen, doch schriftliche Überlieferungen aus keltischer Feder gibt es nur wenige.

Die Kelten waren weder ein homogenisches Volk, noch eine europäische Ur-Gemeinschaft, als die bisweilen verklärend bezeichnet werden waren nie zentral organisiert, hatten nie einen von allen Seiten akzeptierten Führer oder gar einen Staat. Die meisten Überlieferungen sind zwar wenig schmeichelhaft für die Kelten, einige antike Werke liefern aber den noch wichtige Erkenntnisse über Bevölkerungsstrukturen und Bräuche. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kelten ein faszinierendes Volk sind, das eine bedeutende Rolle in der europäischen Geschichte gespielt hat, bleibt ihre Kultur und ihr Einfluss auf die europäische Geschichte unvergessen.

Das Alaunenreich mit 13 keltischen Stämmen ca. 200 v. Chr. unter den keltischen Könige Cinibilus und Voccio gegründet. Unter Führung der Noriker waren 13 keltische – illyrische Stämme zum Königreich Norikum ernannt.

Einige Stämme sind bekannt:

  • Ambidraven,
  • Ambilinen,
  • Ambisoter,
  • Helvetier,
  • Laianken,
  • Noriker,
  • Saevaten,
  • Uperaken.

Dieser Alaunenstamm waren sehr Kriegserfahren, selbst die Römer hatten von diesen gefürchteten Krieger Respekt, und konnten das Alaunenreich nicht besiegen.

Die keltischen Viereckschanzen wurden lange Zeit falsch gedeutet

Tatsächlich haben die Kelten bei uns hier in Süddeutschland mannigfache Zeugnisse ihres Daseins hinterlassen. „Keltenschanzen“ die man früher sogar „Römerschanzen“ nannte, haben ihren Namen aus der damals fehlgedeuteten Herkunft. Man nahm an, dass die Verteidigungsanlagen aus der Römerzeit waren.

Dass sie Überreste der Kelten sind, ist inzwischen anerkannt, aber die Gelehrten streiten immer noch über deren Zweck.  Der Limes (Donau) lag ja schließlich ca. 100 km nördlich des keltischen Claudio Grabnastat. Erst in der Geschichtsforschung des 19. und früheren 20. Jh. wurde klar, dass sie weder von den Römern stammen, noch Verteidigungsanlagen waren. „15. v. Chr. unterwerfen die Römer im Alpenfeldzug die keltischen Raeter und Vindeliker. „37 n. Chr. endet auch für unsere Gegend (Chiemgau) endgültig die Keltenzeit mit der Besetzung des Norikums bis zur Donau durch Claudius. (Claudius Römischer Kaiser 40 – 54 n. Chr.) Mit dieser Besetzung unterjochte er das gesamte Norische Reich.

Das keltische Claudio nahe dem Chiemsee ist in einer Karte der keltischen Vindeliker zu sehen. Auch Claudius 37-54 machte dieses Claudium it Municip zu einer Soldatenstatt. Juvavum (Salzburg) wurde zu dieser Zeit nur zu einer Stadt erklärt. Dieses Municip wurde durch einen Praeator besetzt.

Das keltische Alaunenreich mit den Stammesname Alauni ist historisch belegt, diese keltische Volksgruppe lebte im Gebiet des heutigen Chiemgau und Salzburger-Gau.

Zur Geschichte:

Die Alaunen wurden nach der weitgehend friedlichen Okkupation „Noricum“ bzw. der Sicherung von dessen Außengrenzen durch die Römer ab 15, v. Chr. Sukzessive romanisiert und später germanisiert – bajuwarisiert. Begründet wurde der damalige römische „Alpenfeldzug“ des Tiberius als Sicherung gegen Überfälle raetischer Stämme. – Die Kelten waren zunehmend in die Zange zwischen immer mächtiger werdenden Römern und sich ausdehnenden Germanen geraten. Zur Zeit der römischen Eroberung des Alpenraumes waren aber schon die einstigen nördlicheren keltischen großen „oppida“ seit etwa 50 Jahren verlassen und die Gegend menschlich offenbar ausgedünnt. Möglicherweise hängt das mit dem von Gaius Julius Caesar bereits beschrieben Angriff der Boier auf Noricum um 58 – 57 zusammen, der zwar abgewehrt werden konnte. Wobei sich dann bojische Aussiedler den Helvetiern angeschlossen hatten, in Gallien einfielen und von Caesar besiegt wurden. Die süd-bayerische Heimstettener Gruppe, vor allem der Kelten und Raeter im Allgäu, zeigt, dass es aber auch nach der Besetzung eine einheimische Komponente gab, die sich erst sukzessive romanisieren ließ.

Offenbar waren die Alaunen wie generell das Königreich Noricum als römischer Rohstofflieferant schon durch die bestehende Handelsbande mit Rom zu gut ökonomisch vernetzt, bzw. sahen die Flachland-Alaunen auch keine militärische Chance mehr gegen die Römer. – Das Königtum in Noricum wurde auch noch bis in die Zeit des Kaiser Claudius 41 – 52 n. Chr. belassen und erst dann als eigene römische Provinz deklariert.

Dieser Darstellungsspektrum spannt einen Bogen von der späten Bronzezeit (ca. 1200 – 800 v. Chr.) über die Eisenzeit (Hallstattzeit 800 – 450/475 und LaTene-Zeit 450 – 15. v. Chr. bis zu den Kelto-Romanen Ende des 1. Jahrhundert vor und dem 1. Jahrhundert nach Christi.

„Noricum“ war bei den Römern die allgemeine Namensbezeichnung für Österreich ob und unter der Enns am rechten Donauufer bis an den Kahlenberg, für Salzburg, einen Teil Steiermark, für ganz Kärnten, ein Stück des östlichen Tirols und einige Bezirke Bayern. (Chiemgau) Das ganze linke Donauufer gehörte nicht zum Noricum, sondern war nach römischen Begriffen „Barbarenland“, es war ein Teil der von den Römern wohl durchstreif-ten, doch niemals dauernd besessenen Magna Germania.

Der Innstrom gegen Abend, die Donau gegen Mitternacht, der Kahlenberg gegen Morgen, die Alpenkette gegen Mittag bildeten das „„Noricum“„ natürliche Grenzen. In Tirol Raetien verlieren sich dieselben im Unterinn und dem Pustertale.

Noricum ist ein keltischer Name und bedeutet nach der besten Auslegung Nordreich. Noricums Einwohner hießen anfangs „Noroper“ später „Noriker“.

Wie bereits beschrieben waren Noricums Ur-Einwohner Kühne Abenteurer und Wanderer aus Asien, thuseische Euganäer, aus Süd Tirol vorgerückt, und ilyrisch- pannonische Volksstämme, darunter besonders die Stordisker. Dreihunderttausend biturgische Kelten verlassen ihre Wohnsitze in „Gallia Aquitanica“ und ziehen nach Italien. Ein Teil derselben bleibt in Italien und erobern später Rom, der andere aus Skordikern, Tauriskern und Boiern bestehend, wendet sich dem illyrischen Busen des adriatischen Meeres zu, bahnt sich durch die wiederstrebenden Völker der Alpen den Weg nach dem herzynischen Waldgebirg und in die Donauländer Noricum und Pannonien, und vermischt sich hier mit den Urbewohnern.

222 v. Chr. eroberten die Römer unter M. Claudius Marcellus und E. Scipio Oberitalien. Das Königreich der Gallier wurde getötet. Der von den Kelten verlassene Insubrien und Teil Ligurien bildeten von jetzt an die römische Provinz „Gallia Cisalpina“, und die Alpen sind nun die Grenzen des römischen Reichs. Die entronnenen Kelten flüchten zu ihren Stammesgenossen ins Hochgebirge.

Verwaltungsbeschluß der 13 keltischen Stämme über das Alaunenreich:

  • Alles Land der Kelten ist in größere Distrikte und in kleinen Gauen geschieden
  • Jeder Stamm ist innerhalb seiner Marken ein freier und unabhängiger Staat, von den Häuplingen regiert
  • Den gesamten politischen Einrichtungen liegt hauptsächlich die Gauverfassung zu Grunde
  • Jeder in eine Gaugenossenschaft Aufgenommene ist frei und rechtsfähig
  • Die Ratsversammlung der Edlen und in besonderen Fällen die Gauversammlung besorgt die Rechtspflege, Gesetzgebung, den Erwerb von Grundeigentum, Beschlüsse über Krieg und Frieden, so wie alle öffentliche Geschäfte.
  • Gesamtbürgschaft aller Freiern und freies Grundeigentum bei jeder Familie, deren Oberherr der Hausvater mit der Schutzpflicht seiner Verwandten und der Haftung für das Gesinde ist.
  • Erbrecht, nach dem Prinzipe der Kontiguität mit dem Vorrechte des Mannesstamm. Strenge Standesunter-scheide: Freie (das herrschende Volk) Unfreie, das gemeine Volk unter hartem Druck der Mächtigen
  • Des Volkes Oberhaupt ist der „König“, mit der obersten, nicht aber mit der öffentlichen Gewalt
  • Der Adel, die Häuptlinge und reichsten Grundbesitzer, und die Könige und Volk herrschende Druidenkaste besteht nach vielfachen Abstufungen
  • Je vornehmer und reicher ein Adliger ist, desto zahlreicher sind seine Hambach (Dienstnamen)
  • Die Kelten sind ein tapferes im nachmaligen Krieg mit den Germanen anfangs sich behauptendes, später aber von diesen besiegtes und verdrängtes Volk. Dieselben Eigenschaften erweisen sie auch im Kampfe mit den nach langem Widerstande die bezwingenden Römern. Vor Germanen haben die Kelten, obgleich nach der Abstammung und den Sitten und Gebräuchen Verwandt, doch einen weit höheren „Kulturzustand“ voraus.
  • Die Religion der Kelten entartet von der ursprünglichen Verehrung einer unsichtbaren Naturgottheit sehr bald in den ausgedehntesten Polytheismus, doch besteht dabei Glaube an Unsterblichkeit, an ein Paradies (Walhalla), an die Vorsehung und an Seelenverwandten.  Dem keltischen Götzendienste fallen Tiere und Menschen als Opfer. Da die Nacht heilig ist, so werden gottesdienstliche Zusammenkünfte des Nachts beim Vollmonde in Eichenwälder (auch die Eiche ist heilig) gehalten. Im norischen Keltenlande, so wie in Iberien sind aber die in Großbritanien und Frankreich noch heutzutage vorhandenen Druidentempel.
  • Die Druiden und Druidinnen sind Religionslehrer, Sternendeuter, Ärzte, Gesetzgeber und Richter, Lenker und Beherrscher des Volkswillen, und im reellen Besitz der königlichen Gewalt. Außerdem gibt es Wahrsager und Barden, d.i. Dichter und Sänger, zugleich Friedensunterhändler und Herolde. Des Volkes Aberglaube wird durch Wehr- und Weissagen, durch Zaubersprüche, Talismane usw. gepflegt.  Bis zur Einführung des Chris tentums ist Totenverbrennung und die Beisetzung der Asche in Urnen, dann aber mit Tieren (den liebsten Pferde oder Hunde) üblich. Von zahlreichen Gottheiten ist „Belenus“ (Appolo), als Schutzgottheit der Eisenminen, beständig und vorzüglich zu Aquelea verehrt, Noricums Nationalgottheit. Auch Hesus und Tentates, so wie der Myrthra sind im Noricum verehrt.
  • 279 v. Chr.  Überbevölkerung im „Rorichum“ und in „Pannonien“ zwingt die Kelten zur weiteren Ausbreitung. Nachdem dem „Sambaschule“, einem ihrer Führer, das Vordringen bis Thrakien gelungen war, und seine Scharen auf diesem Raubzuge reiche Beute gemacht hatten, versuchte ein größeres Keltenherr unter derselben Ausführung des „Ceretheus, Aeichorius, Belgius und Brennus“ einen Einfall in Mazedonien. Allein hier widerstand ihn der Grieche „Sosthenes“ mit Mannhaftigkeit.  Teils geschlagen, teils entmutigt, schickten sich die Kelten, mit vielfachen Raube beladen, zum Rückzuge in ihre Heimat an. Nur Brennus kann sich mit den Ausgang dieser Unternehmungen nicht zufrieden geben.  Im gelüstete nach Griechenland, wie jenem anderen Brennus, der die insurbischen Gallier befehligte, Roms Eroberung vorgeschwebt hatte. Im Jahre 279 v. Chr. bricht demnach Brennus an der Spitze eines Heeres von „200.000 Bewaffneten“ auf, und fällt über Pannonien, Thrazien und Mazedonien ziehend, in Griechenland ein. Den Paß von Termopyläa umgeht er, zieht geradewegs auf „Delphi“ los, und plündert und verbrennt die Stadt und den Tempel. Jetzt erheben sich die Griechen, und stürmen von allen Seiten über die Verwegenen her. Durch das Schwert der Griechen und durch außerordentliche Elementarereignisse, welche gleichzeitig eintreten, wird der größte Teil des Keltenheeres vernichtet. Brennus verwundet, gibt sich selbst den Tod.  Testosagische Bolsaer und Skordisker, welche dem Untergange ihrer Stammesgenossen erinnern, wählen auf ihren Rückzuge Wohnsitze in Pannonien.

Allmählich rücken andere Keltenstämme aus Italien nach, und bevölkern fast alle österreichischen Provinzen. Japoden setzen sich in den Kraineralpen am Poik und Karst und an der Kulp fest, und gründen „Metullum“ „Bendum“ – „Monetium“ und andere Städte.

Die „Pyrrusten“ finden sich im Pustertale und in Pannonien, und „Ambitraven“ an den Donauufern.

Am Brenner sitzen die „Breoner“ – im Pinzgau die „Bisontier“ – im Lungau die „Lingoner“.

Die „Isarci“ wohnen beim Zusammenfluss der Etsch und Eisack, die „Brirenses“ verbreiten sich durch das Tal von Taufers, bis ins „Brixental“. Von Brixen abwärts in Süd Tirol (Raetien) wohnen „etruskische Völker-schaften“ mit den Kelten vermischt.

Um Hallein und Reichenhall siedeln sich die Hallaunen (Hal-Salz). Von der Traun bis zum Chiemsee hinauf wohnen die „Sevazer“.

Den Hausruckgreis beziehen die „Ruguster“, aber um Schwanastadt werden die „Suaneten“ gefunden. Abwärts nach Niederösterreich sind die „Garnuter“ gezogen. Sie wohnen zuerst um Hainburg, Petronell und Deutsch Altenburg, und gründeten die keltische Hauptstadt „Garnuntum“. Abkömmlinge von ihnen sind „Garner“, welche später nach Kärnten, Krain und Istrien vordringen.

Im „cetischen Gebirge“ und an der Donau sind „Azalier und Boier“ sesshaft, ober ihnen aber wohnen die „Vinden“ – „Vindonen“ mit den „slawischen Viniden“ – „Wenden“ in Krain nicht zu verwechseln.

Die keltischen „Vinden“ gründen „Vindobona“ oder „Vindomina“ (d.i. Wien).

Wie „Garnuntum“ so ist auch „Laurecum“ (Lorch und Enns) eine uralte keltische Gründung.

Weitere Geschichte:

  • Die Wende vom 2. Jh. zum 1. Jh.: Politische Konsolidierung, ab ca. 200 v. Chr. Entstehung des regnum Noricum: wurde mit den 13 Stammeszonen gebildet.
  • 150 v. Chr.: Freundschaftsvertrag zwischen Rom und dem keltischen Königreich Noricum: beiderseitiges Niederlassungsrecht und Handelsrecht. Zugesagte Waffenhilfe (z.B. Eingreifen der Römer, als Germanen in Noricum erschienen) Kimbern und Teutonen-Zug. Organisation des norischen Königreichs: unbekannt, einzige Information aus Münzprägung. Daraus lässt sich schließen, dass mehrere Fürsten dieselbe Münzstätte benutzten, lässt am Stammesbund denken; Kernpunkt zweifellos im Süden (Raum Zollfeld), dort wohl auch Sitz des Teilstammes der Norici.
  • Um 120 – 115 v. Chr. fielen in Noricum die germanischen Stämme der Kimbern, Ambronen und Teutonen-Zug ein. Die vorher von den Boiern im Böhmischen Kessel, den Skordiskern am Balkan und schlußendlich Tauriskern abgewehrt worden waren. Im Jahre 113 v. Chr. erlitt bei Noreia ein römisches Heer eine vernichtende Niederlage. Ein darauffolgendes Gewitter wurde von den Germanen als schlechtes Omen gedeutet, woraufhin die Invasoren Noricum verließen, und nach Westen zogen. Durch den Druck der Germanen, insbesonders der Sueben, gerieten im Norden und Nordosten die Boier in Nachbarschaft Noricums (im Gebiet des späteren Regnum Vannianum – Marchfeld – Weinviertel – Wiener Becken), wobei Pressburg ihr wichtigstes Oppidum war.
  • Um 58 v. Chr. versuchten die Boier, Noricum zu erobern, erlitten aber eine vernichtende Niederlage. Im Pakt mit den Tauriskern bedrohten sie dann über Jahre hinweg das Noricum, bis ihr Reich von den Dakern zerstört wurde.  Infolge der Niederlage der Boier gegen die Draker wurde der Donauraum angegliedert oder in Abhängigkeit gebracht, die Macht Noricums reichte bis ins Wiener Becken und nach Böhmen und Westungarn, so gelang den Norikern die letzte überregionale Machtbildung der Festländer.
  • Im Jahr 49 v. Chr. schickte der norische König Voccio Caesar 300 adelige Reiter als Unterstützung im Bürgerkrieg gegen Rom.
  • „Noricum wurde im Jahr 15 v. Chr. Teil des römischen Reichs und war somit das letzte keltische Königreich, dass unter römische Herrschaft kam. „Frei blieben nur die Gebiete in Schottland / Caledonia / Irland / Hibernia“.

Man geht davon aus, dass Noricum aufgrund der guten Verhältnisse mit den Römern zunächst als halbfreies Prodektorat und später als offizielle römische Provinz ohne größere Kämpfe dem Imperium angegliedert wurde. Das Noricum verlor dabei einige Gebiete im Osten an die neu eingerichtete Provinz Pannonien: der Wienerwald wurde mit der Grenze im Nordosten, auch gingen norische Ortschaften an der alten Bernsteinstraße von Carnuntum nach Aquileia an die Provinz Pannonien über. Die Donau wurde endgültig zur Nordgrenze und der Innstrom zur Westgrenze mit der Provinz Raetien.  Als römische Provinz Noricum umfasste das Gebiet Ober-und Niederösterreich südlich der Donau, Kärnten, Salzburg, Steiermark und den Bayerischen Chiemgau mit Teile Tirols. Nach den von 166 bis 180 n. Chr. stattgefundenen Kriegen gegen die Markomannen bis zum Ende der Römerzeit war in Lauriacum (Lorch bei Enns) die Legio II. Italica stationiert, deren Kommandant auch Stadthalter der Provinz war. der 488 n. Chr. von Odoaker angeordnete Abzug der Römer beendet die Verbindung unseres Gebiets (Chiemgau) zu Rom. Eindrucksvolle Berichte aus dieser Zeit liefert Vita Severini. Zunächst behielt das Noricum eine eingeschränkte Autonomie als tributpflichtiges Fürstentum. Erst unter den Kaiser Claudius wurde es um 40 n. Chr. eine römische Provinz.

Georg Rohrecke Salzburg schreibt dazu: Unsere Ostalpen insbesondere der Bereich zwischen Hohen Tauern und Salzkammergut, waren nicht nur so etwas wie ein Schmelztiegel und ein „Labor“ sondern auch buchstäblich das „El Dorado“ des Keltischen, dass gerade deshalb schlußendlich auch die unermessliche Begehrlichkeit der hochgerüsteten südlichen Nachbarn, der beutehungriger Römer erweckte, die unter dem Kommando des antiken Kriegsverbrechers „Caesar“ zwischen den Jahren 51 bis 58 v. Chr. bereits die Kelten Galliens millionenfach niedergemetzelt und riesigen Gewinn daraus gezogen hatten. Ähnliche Beute erhoffte sich sein Nachfolger und Großneffe „Gauls Octavius“ der sich später großspurig „Augustus der Erhabene“ nennen lies. Er vervollständigte konsequent und für unsere Vorfahren, und uns folgenschwere Imper-ialistischen Erbschaft seines macht- und goldgierigen Vorgängers. Mit Roms Griff nach den Gold- und Eisenschätzen des keltischen Noricums (Salz hatten die Eroberer selbst aus dem Meer zu weit geringeren Produktionskosten), mit der römischen Besatzung der heutigen österreichischen Ostalpen (incl. Raetien und Pannonien) im Jahre 15 v. Chr. endet schließlich die offizielle Zeit der Kelten in Zentraleuropa – auch wenn sie, wie wir heute leicht nachweisen können, sogar noch sehr weit über das halbe Jahrhundert römischer Besatzungszeit hinaus wirken sollte.

Das Noricum wurde von den Römern in den folgenden Jahrhunderten mit einem dichten Fernstraßennetz überzogen soweit es nicht vorher schon bestand. Zahlreiche Meilensteine und andere archäologischen Funde legen Zeugnis ab. Die besterforschte römische Straßenstation Noricums ist in „Immurium Moosham Bundesland Salzburg“, am Südfuß des Radstädter Tauern.

Bei der unter „Kaiser Diokletian“vorgenommenen Verwaltungsreform wurde Rorichum der Diözese Illyra zugeschlagen. Die Provinz selbst wurde „Noricum Ripense“ (Ufer-Noricum) gemeint ist das Donauufer und Noricum Mediterraneum (Binnen-Noricum) geteilt.

Die keltische Lebensweise und Kultur hat sich in diesen rund 500 Jahren römischer Herrschaft stark verändert, ging aber nicht restlos verloren, d.h. wir wurden romanisiert.Vor allem in unsere Gesellschaft übergegangen und bis heute erhalten geblieben, ist das grenzenlose Macht- und Besitzstreben römischer Senatoren.

Dieses Streben, in anderen Ländern wirtschaftlich und politisch die Oberhand zu erlangen, um diese zu unterwerfen, bezeichnet man als Imperialismus, ein Übel das seit der Römerzeit nicht mehr enden will.

Kleine Zeitaufstellung:

  • 385 v. Chr. Belagern die Kelten das Kapitol in Rom
  • 379 v. Chr. sind keltische Söldner bis Sizilien vorgedrungen
  • 335 v. Chr. sind die Kelten bei Alexander den Großen
  • 295 v. Chr. besiegen die Römer das Keltenherr
  • 279 v. Chr. Plündern die Kelten Delphi
  • 250 v. Chr. Besiedelten die Kelten die Ostalpen (Noricum)
  • 255 v. Chr. Endet mit der Schlacht von Telamon die keltische Expansion
  • 120 v. Chr. Südgallien wird römische Provinzen
  • 113-101 v. Chr. durchziehen die Kimbern und Teutonen das Keltengebiet Südd.
  • 58-51 v. Chr. Zerfällt die keltische Welt in Gaius Julius Caesars bello Gallico
  • 49-44 v. Chr. Tobt in Rom der Bürgerkrieg und eskaliert i.d. Ermordung Caesars
  • 15 v. Chr. Unterwirft Rom im Alpenfeldzug die kelt. Raeter und Vindeliker
  • 40 n. Chr. Endet auch für unsere Gegend (Chiemgau) das Ufernoricum endgültig die Keltenzeit mit der Besetzung des Donausüdufers durch die Römer-schanzen unter Kaiser Claudius

Text und Bildmaterial: Hans Langbauer, Grabenstätt

Anhang: Artikel mit Bebilderung als pdf


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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