Landeskomitee-Vorsitzender Unterländer fordert Einsatz der Kirche bei gesellschaftlichen Herausforderungen wie Pandemiebekämpfung, Klimawandel, sozialer Gerechtigkeit und Digitalisierung
Der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Joachim Unterländer, sieht die Pandemiebekämpfung, den Klimawandel, den Einsatz für soziale Gerechtigkeit sowie die Digitalisierung als zentrale Herausforderungen, „die kirchliches Handeln auf allen Ebenen verlangen“. Im Zusammenhang mit der Pandemiebekämpfung etwa sei entscheidend, „dass auch die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen stärker in den Fokus genommen werden“. Zudem müssten „weltweite Antworten auf den Klimawandel“ gefunden werden, wobei sich die Chance ergebe „kirchliche Positionen an führender Stelle einzubringen“. Zur sozialen Gerechtigkeit sagte Unterländer, sie sei „für die Menschen aktueller denn je, wie auch die jüngste Bundestagswahl gezeigt hat“. Nicht zuletzt müsse auch bei den Themen Digitalisierung und künstliche Intelligenz gelten: „Diese im Sinne der Menschen zu begleiten, ist unsere Aufgabe“, so der Vorsitzende in seinem Bericht bei der digital veranstalteten Herbstvollversammlung des Laiengremiums am Samstag, 13. November.
Unterländer forderte in seinem Bericht mit Blick auf die Corona-Pandemie, man dürfe sich „nicht nur auf ein Krisenmanagement beschränken“, sondern müsse den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern, der „durch Lockdowns trotz starker gegenteiliger Bemühungen in den vergangenen Jahren gelitten hat“. Hierbei habe sich Kirche besonders einzubringen. Damit wieder mehr Normalität möglich werde, appellierte der Vorsitzende an alle Bürgerinnen und Bürger in Bayern „sich gegen Corona impfen zu lassen, sofern sie gesundheitlich nicht daran gehindert sind“. Das Gesundheitssystem, mit dem sich das Landeskomitee bei der Herbstvollversammlung schwerpunktmäßig befasste, brauche laut Unterländer „einen grundlegenden Humanisierungscheck, der die Ganzheitlichkeit der menschlichen Gesundheit stärker in den Mittelpunkt stellt“. Zugleich drückte er den Wunsch aus: „Unsere Gesellschaft muss in den Zeiten der Pandemie empathischer werden!“
Anlässlich des Synodalen Wegs der Kirche in Deutschland, „der vor allen Dingen zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle auf der Basis der MHG-Studie, konstituiert wurde“, forderte Unterländer, dieser müsse „unumkehrbar sein“. Der Synodale Weg „bietet für alle Menschen in der Kirche eine große Chance, Menschen auf- und mitzunehmen“. Das Landeskomitee der Katholiken unterstütze diesen Weg, und es sei zu hoffen, „dass die vor kurzem gestartete weltkirchliche Synode diese Entwicklung bestätigen wird. Wir wollen dazu jedenfalls einen Beitrag leisten.“
Im Rückblick auf Aktivitäten des Landeskomitees in den vergangenen Monaten erinnerte der Vorsitzende an den Austausch mit der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde für München und Oberbayern, Charlotte Knobloch. Bei dem Treffen mit anschließendem Synagogenbesuch sei „übereinstimmend der Wunsch vorhanden“ gewesen, „dass gerade die katholischen Laiengremien vom Pfarrgemeinderat angefangen bis hin zu den Diözesanräten den Austausch zu den örtlichen Gemeinden und Synagogen suchen sollten“. Daneben hob Unterländer einen ökumenisch abgehaltenen „Digitalen Dämmerschoppen“ anlässlich des Ökumenischen Kirchentages hervor. Vor dem Hintergrund der Diskussion über den angebotenen Amtsverzicht von Kardinal Reinhard Marx betonte Unterländer, „dass es sich um eine Mahnung zur vollständigen Aufarbeitung der Missbrauchsfälle handelte“. Dieses persönliche Zeichen der Mahnung dürfe aber „nicht nur zur Verbesserung der Verwaltung führen – das wäre zu wenig“. Unterländer betonte: „Wir und das gesamte katholische Bayern brauchen Kardinal Marx auch für die Synodalität und die gesamte konsequente Umsetzung hoffentlich zu treffender Beschlüsse beim Synodalen Weg.“
Neben Unterländer berichteten weitere Präsidiumsmitglieder des Landeskomitees. Monika Meier-Pojda wies auf Herausforderungen hin, die während der Coronakrise besonders sichtbar geworden seien. „Dazu zählen steigende Mieten und Energiepreise, die für viele Menschen nicht mehr tragbar sind.“ In diesem Zusammenhang sei „sehr wichtig, dass das Landekomitee der Katholiken sich hier, wie schon in Form eines Gesellschaftspolitischen Forums, in die Diskussion einbringt.“ Die Sicherstellung der Finanzierung der katholischen Verbände auf Landesebene stehe ebenfalls auf der Agenda des Landeskomitees. Die Verbände leisteten „aus christlichem Selbstverständnis Unterstützung und Hilfe, die direkt ankommt. Um diese wichtige Leistung auch in Zukunft erbringen zu können, sind allerdings ausreichend Mittel aus dem Überdiözesanen Fonds notwendig“, so Meier-Pojda. Von der sich abzeichnenden Regierungskoalition auf Bundesebene seien „spannende Vereinbarungen zu erwarten, auf die es aber ein besonderes Augenmerk zu richten gilt“, etwa mit Blick auf Themen wie assistierten Suizid oder die Schwangerschaftskonfliktberatung. Elfriede Schießleder betonte die Bedeutung des Synodalen Wegs und beklagte zugleich einen Mangel „an erkennbarem Reformwillen“, vor allem auch mit Blick auf die Rolle der Frau. Zugleich hob sie die Notwendigkeit von Gremien wie dem Landeskomitee hervor, das „Räte, Verbände, kompetente Einzelpersonen versammelt, um die Probleme unserer Zeit als engagierte Christen anzugehen“. Christian Gärtner sprach von einem „positiven Gefühl“ nach der zweiten Synodalversammlung des Synodalen Wegs. Es habe eine „massive, breite Zustimmung“ zu allen Vorlagen gegeben und auch eine Mehrheit der Bischöfe unterstütze die Richtung des Synodalen Wegs. (hs/ck)
Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat
Foto: Hötzelsperger – Blick in die Theatinerkirche in München