„Weihnachten ist das Fundament unserer Zivilisation“ – Kardinal Marx ruft dazu auf, das „Fest des Lebens und der Hoffnung“ lebendig zu halten – Nach Ansicht von Kardinal Reinhard Marx ist „Weihnachten das Fundament unserer Zivilisation“. Diese These möge zugespitzt sein, doch mit der Weihnachtsbotschaft, dass Gott „der Bruder aller Menschen geworden ist im Kind von Bethlehem“, werde verdeutlicht, dass „alle Menschen Brüder und Schwestern“ sind, sagt der Erzbischof von München und Freising laut Manuskript in seiner Weihnachtspredigt an Heiligabend, Freitag, 24. Dezember, im Münchner Liebfrauendom.
„Wir gehören zu einer Menschheitsfamilie. Wir haben eine Würde, die wir uns nicht gegenseitig zugesprochen haben, weil wir einer bestimmten Nation angehören oder einer bestimmten Gruppe oder Religion, sondern einfach weil wir Menschen sind“, erklärt Marx. Keine Botschaft unterstreiche das „radikaler und umfassender als die Botschaft von Weihnachten“. Trotz oder gerade angesichts aller Krisen und der Diskussion um die sinkende Bindung der Menschen an die Kirche ruft der Kardinal dazu auf, Weihnachten als „Fest der Hoffnung und des Lebens lebendig zu halten“. Als „ein Fest der gewaltlosen Veränderung der Welt“ unterstreiche Weihnachten, dass „nicht der Krieg der ‚Vater aller Dinge‘“ sein solle, sondern „die Liebe und die Solidarität aller Menschen“. Das möge in Zügen utopisch klingen, räumt Marx ein, aber „ohne eine solche Botschaft des Friedens kann unsere Kultur nicht wirklich menschendienlich sein“. Zwar gebe es wie jetzt in der Ukraine „eine gerechtfertigte Verteidigung, sogar mit Waffen“, so Kardinal Marx. Aber der Krieg dürfe „nicht das letzte Wort behalten, und jede Kriegsrhetorik, die die Opfer auf allen Seiten relativiert, widerspricht der weihnachtlichen Botschaft. Ich sehe, wie die Spirale der Gewalt sich weiter fortsetzt.“ Weihnachten unterstreiche, „dass jedes menschliche Leben kostbar ist, ein großes Geschenk, eine Gabe und eine Aufgabe“. Deshalb müsse das Leben „geschützt und entfaltet werden vom ersten Augenblick an bis zum Ende des irdischen Lebens“, betont der Erzbischof. Er kritisiert „Tendenzen in der öffentlichen und politischen Debatte, die den Schutz des Lebens relativieren wollen, bis hin zu den Diskussionen um einen möglichen assistierten Suizid“. Diese Debatten könnten zu „Verwerfungen führen, die das Fundament unserer Zivilisation berühren: dass jedes menschliche Leben kostbar und unantastbar ist!“ Marx ist überzeugt, dass „ohne Weihnachten unsere Zivilisation auf eine abschüssige Bahn geraten kann“. Zugleich könnten an einer „‚Weihnachtskultur‘“, die die Würde jedes einzelnen Menschen unterstreicht, „alle mitgestalten: Gläubige, Suchende, Zweifelnde, Christen und Nichtchristen“. (ck)
Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat – Foto: Hötzelsperger