Kirche

Kardinal Marx zu Religion und Klimaschutz

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Marx: Religionen bieten ethische Grundlegung für Klimaschutz  -Grußwort zur Eröffnung der Ausstellung „Wir sind Schöpfung“ in der ehemaligen Karmeliterkirche

München, 7. Oktober 2024. Nach Ansicht von Kardinal Reinhard Marx können und sollen Religionen Vorbild im Engagement für Klimaschutz sein und „die spirituelle und ethische Grundlegung dafür liefern“. Bei der Eröffnung der Ausstellung „Wir sind Schöpfung – Bewahrung der Schöpfung in den Traditionen der drei Weltreligionen“ sagt der Erzbischof von München und Freising am Montagabend, 7. Oktober, laut Manuskript: „Als religiöse Menschen, Christen, Juden, Muslime, sind wir davon überzeugt, dass Gott, der Schöpfer von allem, uns die Verantwortung aufgetragen hat, nachhaltig zu leben, verantwortlich mit den Ressourcen umzugehen.“ Er mahnt, dass Menschen zwar Teil der Schöpfung seien, aber: „Die Schöpfung gehört uns nicht. Vielmehr ist sie uns anvertraut; sie ist nicht einfach nur ein Gebrauchsgegenstand, sie ist kein Objekt unserer Herrschaft.“

Marx erläutert, dass die Bibel direkt im ersten Kapitel, gleichsam programmatisch, von der Gottesebenbildlichkeit des Menschen spricht. Im Koran werde dieser Begriff zwar nicht verwendet, aber gesagt, Gott habe den Menschen als Statthalter auf Erden eingesetzt. Dies interpretierten viele zeitgenössische muslimische Theologinnen und Theologen im Sinne der Verantwortung vor Gott und für die Schöpfung. „Es gibt in diesem Punkt also zwischen den prophetischen Religionen Judentum, Christentum und Islam ein gemeinsames Fundament, dessen Potential wir, so meine ich, noch längst nicht ausgeschöpft haben“, so der Kardinal in seiner Ansprache.

Angesichts dessen, dass die Angehörigen dieser drei Religionen mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachten, werde klar, „was sie gemeinsam bewirken könnten“, sagt der Erzbischof. „Freilich gibt es einzelne gemeinsame Initiativen, aber die sind doch, wenn ich es recht sehe, noch sehr zarte Pflänzchen und es scheint, als seien den Religionsgemeinschaften andere Dinge oft vordringlicher“, erläutert er und fragt: „Aber was ist vordringlicher als die Bewahrung unserer Lebensgrundlagen und die Einheit der Menschheitsfamilie?“ Kardinal Marx erinnert beispielsweise an das Fasten, das es als religiöse Übung in allen drei Religionen gebe. Dies könne „auch im Sinne des bewussten Verzichts und der Genügsamkeit praktiziert werden“. Als bereits bestehende Initiativen würdigt Marx die Ökumenische Schöpfungszeit und den Ökumenischen Weltgebetstag für die Schöpfung.

Der Kardinal appelliert, weiter gemeinsam an einer „Kultur der Achtsamkeit“, wie es Papst Franziskus sagt, im Umgang mit der Schöpfung und im Umgang miteinander zu arbeiten, und hofft, dass diese Ausstellung einen Beitrag dazu leisten möge – „gerade in einer Zeit, da der interreligiöse Dialog durch die schrecklichen Ereignisse in Israel, Gaza und Palästina so belastet ist“. Am Abend des 7. Oktober, an dem sich der Überfall der Hamas auf Israel jährt, sagt er: „Wir dürfen nicht aufhören, Kontakt zu halten zu denen, die bereit sind, Gewaltanwendung und Terrorismus im Namen Gottes zu verurteilen. Das muss die Grundlage von Begegnungen sein: Freiheit und Frieden, Verantwortung und Hoffnung zeigen den Weg in die Zukunft!“ (glx)

Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat   – Foto: Hötzelsperger

 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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