Die Pfingstbotschaft, „das Heil grundsätzlich für alle Menschen zu verkünden“, ist laut Kardinal Reinhard Marx „unvereinbar mit Nationalismus, mit Hass gegen andere, mit Ausgrenzung und Unterdrückung“. So werde auch „eine pfingstlich erneuerte Kirche zu einem wichtigen Zeichen der Hoffnung inmitten einer Welt, die Orientierung und Halt verliert und sich immer stärker bewegt hin zu Egoismen, zum Imperialismus, zu Eroberungsfantasien, zur Beherrschung anderer, zur Unfreiheit“, erklärt der Erzbischof von München und Freising laut Manuskript in seiner Predigt am Pfingstsonntag, 5. Juni, im Münchner Liebfrauendom.
Pfingsten bedeute, die „Welt mit neuen Augen zu sehen und die Spuren der neuen Schöpfung, der messianischen Zeit, des Anbruchs des Reiches Gottes zu entdecken und davon zu erzählen“, führt der Kardinal aus. Diese neue Sicht der Dinge sei „kein ,Spezialwissen‘ einiger weniger“, sondern „drängt nach außen, es soll – wie Jesus in der Bergpredigt gesagt hat – ‚allen leuchten‘“, sagt Marx. Damit stehe Pfingsten im Widerspruch zu „engherzigem Partikularismus oder Konfessionalismus“, vielmehr gehe „der universale Blick auf alle Völker, alle Kulturen, auf die ganze Schöpfung“.
Diesem Geist entsprechend müsse auch innerhalb der Kirche „jede Spur von Gegeneinander, von Abgrenzung, von Ständegesellschaften, wo die einen sich über die anderen erheben, überwunden werden“, ist Marx überzeugt. Es seien grundsätzlich „alle eingeladen, am österlichen Mahl teilzunehmen, alle die sich nach der Begegnung mit dem auferstandenen Herrn sehnen und ihr Leben von ihm her neu sehen wollen“. Angesichts all der Transformationen und Erschütterungen, die auch die Kirche erlebe, „sollten wir dem pfingstlichen Geist trauen, der uns neu sehen lässt, dass Gott, der Jesus von den Toten auferweckt hat, der Vater aller Menschen ist, der nur vom Menschen her und mit den Menschen zusammen und im Blick auf alle Menschen verstanden werden kann“, betont Kardinal Marx.
Pfingsten sei zudem eine „Einladung aufzubrechen in eine je neue Epoche auch des Christentums. Nicht allein im Blick zurück finden wir den Weg in die Zukunft, sondern in der Neugierde und Offenheit für die größeren Möglichkeiten Gottes“, sagt der Erzbischof. Dementsprechend habe eine Reform der Kirche „nichts mit ,Abschaffen‘ und ,Anpassen‘ zu tun oder mit einer rein negativen Sicht der Vergangenheit, sondern mit der Hoffnung, mit dem Schatz der Tradition Neues zu wagen, das uns vom Geist Gottes gezeigt wird“. (ck)
Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat
Foto: Hötzelsperger