Kardinal Reinhard Marx hat dazu aufgerufen, die Arbeit der Kirche stärker an den Menschen und ihren Fragen und Sorgen auszurichten. Die Kirche müsse „hören, von der Not der Menschen ausgehen, nicht von unseren Problemen und von unseren Überlegungen, wie wir uns und unsere Traditionen am Leben erhalten“, sagte der Erzbischof von München und Freising bei einem Gottesdienst am Weltmissionssonntag, 24. Oktober, in München. Die Weitergabe des Glaubens könne nicht gelingen, „wenn nicht der Mensch mit seinen eigenen Fragen und Sorgen in die Begegnung mit Christus hineinkommt“, so Kardinal Marx. „Und die Kirche hat den Auftrag, diesen Raum zu bilden für die Begegnung mit dem auferstandenen Herrn. Das ist Mission, das ist Evangelisierung!“
Mission bedeute „sicher nicht, dass wir eine Wahrheit haben, die wir anderen einfach übergeben, und sie müssen nur gehorsam unserer Wahrheit folgen. Das ist nicht der Weg, den Jesus geht“, sagte der Erzbischof. „Wenn wir dem Herrn gehorsam sein wollen, dann haben wir Menschen einzuladen, zu Jesus zu kommen.“ Die Geschichte der Evangelisierung solle „eigentlich eine Geschichte der großen Einladung an die Menschheit sein, dieser Person Jesus von Nazareth nachzuspüren, nachzugehen, und in der Begegnung mit ihm ein Leben zu finden, das über alles hinausgeht.“
Dabei stünden Mission und der Dialog der Religionen nicht gegeneinander, betonte Kardinal Marx. „Dialog, das heißt: Wir respektieren die Suche jedes Menschen, in seiner Religion, in seiner Kultur. Wir sind Freunde. Aber wir als Christen möchten dazu einladen, dass man Jesus begegnet.“
Der Festgottesdienst im Münchner Liebfrauendom bildete den bundesweiten feierlichen Abschluss für den Monat der Weltmission im Oktober. Er wurde vom internationalen katholischen Missionswerk missio und der Erzdiözese München und Freising gemeinsam gestaltet und stand unter dem Motto „Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun“ (Gal 6,9). Zu Gast waren Vertreterinnen und Vertreter aus dem Senegal, die im Monat der Weltmission zu Austausch und Begegnung in die Erzdiözese München und Freising gekommen waren. Benjamin Ndiaye, Erzbischof von Dakar, und André Guèye, Bischof von Thiès, feierten den Gottesdienst gemeinsam mit Kardinal Marx. Zu Gast war auch Khalif Mountaga Tall, der gemeinsam mit Bischof Guèye vom gelingenden interreligiösen Dialog im Senegal berichtete. Musikalisch wurde der Gottesdienst von dem senegalischen Ensemble „Keur Moussa“ und der Münchner Dommusik gestaltet.
Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat
Foto: Hötzelsperger – Kardinal Marx beim Gottesdienst anl. 100 Jahre Verein Pfarrhaushälterinnen