Kardinal Reinhard Marx gratuliert dem Ehrenvorsitzenden des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese München und Freising, Alois Baumgartner, zu dessen 80. Geburtstag am Sonntag, 22. August. Marx würdigt Baumgartner als „selbstbewussten Repräsentanten der Räte und Verbände in unserer Erzdiözese und weit darüber hinaus“. Der Jubilar habe „das Christstein immer als Politisch-Sein verstanden“ und „im Kontext der Katholischen Soziallehre das gesellschaftliche und kirchliche Leben leidenschaftlich, aber auch kritisch geprägt und andere zu Engagement motiviert“. Während seines Wirkens als Diözesanratsvorsitzender habe sich Baumgartner insbesondere für die Belange der Familien und für eine solidarische Gesellschaft eingesetzt.
Der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese, Hans Tremmel, würdigt Baumgartner als „inspirierenden Menschen und Katholiken, der sich mit seinem intellektuellen und tatkräftigen Einsatz für das Laienapostolat und für ein besseres Miteinander verdient gemacht hat“. Die vorhandenen Möglichkeiten von Partizipation und Mitentscheidung habe er genutzt, ohne mit dem Status Quo zufrieden zu sein. Auch habe sich Baumgartner „nie gescheut, für mehr Demokratie in der Kirche einzutreten“, so Tremmel. Baumgartner habe „nicht zuerst gefragt, was Kirche und Gesellschaft für ihn tun können“, sondern stets „seine Mitverantwortung an der Ausgestaltung von Kirche und Gesellschaft wahrgenommen“. Katholikinnen und Katholiken, die in diesem Sinne handelten, brächten nun auch den so wichtigen Synodalen Weg voran.
Der emeritierte Professor für Christliche Sozialethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München hatte den Diözesanrat von 1998 bis 2010 geleitet. Dabei war Baumgartner die Förderung des gesellschaftspolitischen Engagements von Räten und Verbänden ein Anliegen. Als Diözesanratsvorsitzender thematisierte er unter anderem die Kritik an der Zunahme von prekären Arbeitsverhältnissen und erinnerte mit Blick auf die Katholische Soziallehre daran, dass die Arbeit Vorrang vor dem Kapital habe, dass also der arbeitende Mensch nicht nur als Kostenfaktor zu sehen und ein „gerechter Lohn“ zu zahlen sei.
Der 1941 in Mühldorf am Inn geborene Baumgartner war nach seinem Studium der Philosophie, Theologie und Volkswirtschaftslehre in München und Münster zunächst ab 1968 als Referent des Diözesanrats tätig, bevor er ab 1970 als Leiter des Synodenbüros der Erzdiözese München und Freising an der Vorbereitung der Gemeinsamen Synode der deutschen Bistümer in Würzburg mitwirkte. 1976 promovierte er in christlicher Sozialethik mit einer Arbeit über „Sehnsucht nach Gemeinschaft. Ideen und Strömungen im Sozialkatholizismus der Weimarer Republik“ und wurde Assistent am Institut für Moraltheologie und Christliche Sozialethik der Katholisch-Theologischen Fakultät der LMU München. Von 1982 bis 1992 war Baumgartner hauptamtlich als Geschäftsführer des Landeskomitees der Katholiken in Bayern tätig. 1992 wurde er Professor für Christliche Soziallehre und Allgemeine Religionssoziologie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 1994 bis 2006 war er Professor für Christliche Sozialethik an der LMU München. Von 2008 bis 2010 war er Mitglied des Präsidiums des Zweiten Ökumenischen Kirchentages. 2007 wurde Baumgartner von Papst Benedikt mit dem St. Silvesterorden ausgezeichnet. Alois Baumgartner ist verheiratet und hat zwei Kinder und mehrere Enkelkinder.
Bericht und Foto: Erzdiözese München und Freising