Kardinal Reinhard Marx hat sich bei einer Begegnung mit Geflüchteten aus Sierra Leone im Münchner Westend gegen eine Ungleichbehandlung von Flüchtlingen ausgesprochen. „Es gibt keine verschiedenen Klassen von Flüchtlingen“, sagte der Erzbischof von München und Freising mit Blick auf die tausenden von Menschen aus der Ukraine, die angesichts des Kriegs in ihrem Land in Deutschland Zuflucht suchen. „Die anderen sind da etwas vergessen.“ Die Bilder aus der Ukraine seien „wirklich schrecklich, die können wir nicht vergessen“, sagte Marx. Hier sei Hilfe und Unterstützung für die Menschen gefordert. Umgekehrt dürfe darüber aber nicht das Leid in anderen Teilen der Welt vergessen werden.
Marx besuchte ein Protestcamp am Georg-Freundorfer-Platz, in dem Menschen aus Sierra Leone auf ihre prekäre Situation aufmerksam machen. Obwohl sie zum Teil schon seit mehreren Jahren in Bayern leben, dürfen sie keine Arbeit aufnehmen. Ihre Hoffnung setzen die Flüchtlinge auf den sogenannten Spurenwechsel, der im Koalitionsvertrag der Berliner Regierungsparteien vorgesehen ist. Der Kardinal nannte den „Spurenwechsel“ eine „gute Idee“. Dieser böte „mehr Chancen für gut Integrierte“. „Wir können nicht alle politischen Probleme lösen, aber wir können Solidarität zeigen“, sagte Marx. „Wir stehen mit Euch zusammen und wollen deutlich machen: Wir lassen Euch nicht alleine.“ Nach dem presseöffentlichen Treffen am Georg-Freundorfer-Platz fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit eine vertrauliche Begegnung zwischen dem Erzbischof und den Flüchtlingen in der Kirche St. Rupert statt. Im dortigen Pfarrheim haben die Menschen aus Sierra Leone eine Koch- und Duschmöglichkeit und eine Toilette. (uq)
Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat
Foto: Andrea Major (Impression, aufgenommen auf Frauenchiemsee)