Die Zerbrechlichkeit des Menschen steht im Mittelpunkt des diesjährigen Gottesdienstes zum „Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler“, den der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, am Mittwoch, 22. Februar, um 18 Uhr im Münchner Liebfrauendom feiert. Einen künstlerischen Akzent im Gottesdienst setzt die Arbeit „Sdraiati“ („Die Liegenden“) der italienischen Künstlerin Ilaria Igliani. Die Künstlerin hat während der Corona-Pandemie ein Ritual entwickelt: Jeden Tag formte sie aus einem Klumpen Keramikmasse eine kleine, wenige Zentimeter große, menschliche Figur. Die „Sdraiati“ repräsentieren den Gemütszustand der Generation der Kulturschaffenden, der während der Einschränkungen durch die Pandemie in ihrem Heimatland besonders zu spüren war: Die Keramikkörper versinnbildlichen das Gefühl, isoliert und in der Zeit eingefroren zu sein.
Die „Sdraiati“ bringen dabei ganz grundsätzlich die Erfahrung des Menschen zum Ausdruck, dass das Leben fragil ist. „Das verwendete Material und die Größe der Figuren betonen die Zerbrechlichkeit. Eine Metapher für das menschliche Wesen, klein und verletzlich“, so Ilaria Igliani. Teil der Installation ist ein Video, das die Künstlerin bei der Herstellung einer der Figuren zeigt. Die Schauspielerin Franziska Ball liest dazu den von Igliani verfassten Text „Ritual“. Musikalisch gestaltet wird der Gottesdienst zum Aschermittwoch durch die Capella Cathedralis, Instrumentalisten und Domorganist Ruben Sturm unter Leitung von Domkapellmeisterin Lucia Hilz mit Musik von Mathias Rehfeldt (*1986), Wolfram Buchenberg (*1962), Melchior Franck (1580-1639) und Orlando di Lasso (1532-1594). Der Gottesdienst wird zeitgleich im Internet übertragen, unter anderem unter www.erzbistum-muenchen.de/stream. Die Kollekte kommt dem Monsignore-Fellerer-Fonds zugute, der Künstlerinnen und Künstler in Notsituationen unterstützt. Die Tonfiguren-Installation ist bis zum Fünften Fastensonntag, 26. März, in der Bartholomäuskapelle des Liebfrauendoms zu sehen.
Der „Aschermittwoch der Künstler“ wurde von dem katholischen Schriftsteller und Diplomaten Paul Claudel nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris begründet. Er wird mittlerweile in mehr als 100 Städten weltweit gefeiert. Mit dem Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit, eine Zeit der Umkehr und Buße, in der sich die Gläubigen auf das Osterfest vorbereiten. Zu den Gottesdiensten an diesem Tag gehört der Ritus der Aschenauflegung. Die Geistlichen zeichnen den Gläubigen ein Kreuz aus Asche auf die Stirn und sprechen dabei einen Vers aus dem Buch Genesis: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“ oder aus dem Markus-Evangelium: „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium“. (uq)
Bericht und Bilder: Erzbischöfliches Ordinariat