Kardinal Reinhard Marx hat im Rahmen seiner Predigt zum Jahresende am Sonntag, 31. Dezember, im Münchner Liebfrauendom Christinnen und Christen dazu aufgerufen, sich für die Demokratie einzusetzen. Der Erzbischof von München und Freising erinnerte die Anwesenden daran, dass die Stärke dafür im Glauben zu finden sei: „Die Kraft kommt aus dem Gebet.“
Kardinal Marx äußerte, dass er „in großer Sorge in das kommende Jahr“ hineingehe. Da seien zum einen die Kriege „vor unserer Haustüre“, aber auch die Gefahr, die von autoritärem Denken, Populistinnen und Populisten sowie Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretikern für die Demokratien ausgehe – in Europa, aber auch weltweit: „Ich bin außerordentlich beunruhigt darüber.“ Gleichzeitig beschäftige ihn die Kirchenmitgliedschaftsstudie der Evangelischen Kirche in Deutschland 2023, die deutlich gezeigt habe, dass die Menschen sich zwar zunehmend soziales Engagement von der Kirche wünschten, die Bedeutung der Glaubenspraxis, der Gottesdienste und des Gebets, jedoch immer geringer schätzten. Es sei nicht die richtige Reaktion, „den Kern des christlichen Glaubens aufzulösen, für eine reine karitative und soziale Tätigkeit.“ Diese seien zwar auch Aufgabe der Kirche, aber eben nicht nur.
Um die genannten Herausforderungen auf gesellschaftlicher Ebene wie auch im Privaten zu bewältigen, sich ihnen mit Zuversicht zu stellen, bräuchten Christinnen und Christen die Stärke aus dem Glauben. „Ich bin überzeugt, dass gerade die Kraft des Gebets von außerordentlicher Bedeutung ist“, erklärte Marx, denn „im Gebet öffnet sich ein neuer Horizont“. Es sei wichtig, „dass wir entdecken und erleben, dass wir im Gottesdienst Kraft finden“ und dabei erfahren, dass Gott mit uns gehe. Er lade deshalb alle Gläubigen ein, im neuen Jahr das Gebet zu suchen, etwa in Form des täglichen Vaterunser, und im Zwiegespräch mit Gott neue Hoffnung zu schöpfen. (fho)
Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat – Foto: Hötzelsperger