Nach zehnjähriger Bauzeit wurde in Berlin die Verlängerung der U-Bahnlinie U5 eröffnet. Es ist das Teilstück zwischen dem Brandenburger Tor und dem Alexander Platz, das insbesondere auf Wunsch des Bundeskanzlers der Wende, Dr. Helmut Kohl, gebaut wurde. Die Inbetriebnahme fiel nicht zufällig auf den Freitag, den 04. Dezember. Es war am Tag der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute und der Tunnelbauer. Dass während der langjährigen Bauzeit keine schwerwiegenden Unfälle passiert sind, wo Bauarbeiter zu Schaden gekommen wären, mag sicherlich mitunter der Schutzpatronin zu verdanken sein. Denn seit Baustart fanden jedes Jahr am 4. Dezember zum Schutz der Tunnelbauer in den nahegelegenen Gotteshäusern, der St. Marienkirche und der St. Hedwigs-Kathedrale, Segnungen statt.
Die Eröffnung war wegen der Corona-Pandemie leider nicht so wie üblich. Es gab keine größeren Feierlichkeiten vor Ort, keine Gäste, lediglich über einen Livestream konnte man die Inbetriebnahme-Zeremonie miterleben. Auf dem U-Bahnhof „Unter den Linden“ sprachen Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, die Staatssekretärin Dr. Tamara Zieschang, vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, die BVG-Vorstandsvorsitzende Eva Kreienkamp, sowie die Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Regine Günther und die Wirtschaftssenatorin Ramona Pop, die auch von Amts wegen BVG-Aufsichtsratsvorsitzende ist. Alle hoben die Bedeutung der neuen Teilstrecke der Linie U5 für den öffentlichen Nahverkehr in Berlin hervor. Die Anbindungen des östlichen Stadtrands an das Zentrum sei für die Berliner eine große Erleichterung. Sie dankten allen, die an der Verwirklichung dieses Großprojekts mitgewirkt haben. Diesem Dank schloss sich auch der Betriebsvorstand der BVG, Dr. Rolf Erfurt, an. Er bezeichnete die U-Bahn als Rückgrat der Mobilität im öffentlichen Nahverkehr Berlins und zeigte sich optimistisch bezüglich deren weiterem Ausbau.
Höhepunkt war die Übergabe der Betriebserlaubnis von Senatorin Regine Günther an die BVG. Punkt 12 Uhr stellte dann die Wirtschaftssenatorin Ramona Pop zusammen mit dem Betriebsvorstand Dr. Rolf Erfurt am U-Bahnhof „Rotes Rathaus“ die Signale auf Grün. Durch den Lückenschluss ist die U5, die nun zwischen Hönow und dem Hauptbahnhof verkehrt, mit 22 Kilometern die zweitlängste U-Bahnlinie der Hauptstadt, nach der U7. Sie verbindet praktisch den Osten Berlins mit dem Zentrum. Ursprünglich war die Inbetriebnahme im Jahr 2017 geplant. Doch der hohe Grundwasserpegel im Bereich der Museumsinsel hatte Schwierigkeiten bereitet. Dies zu meistern, war eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, so Jörg Seegers, Geschäftsführer Technik der BVG Projekt GmbH. Erst durch die Vereisung des Baugrunds konnte sich die Tunnelbohrmaschine „Bärlinde“ vorarbeiten. Dieses außergewöhnliche Bohrgerät war eine Spezialanfertigung der badischen Firma Herrenknecht, mit einem Schneidrad von 6,70-Meter Durchmesser.
Von den drei neuen U-Bahnhöfen sind zunächst nur die Bahnhöfe „Unter den Linden“ und „Rotes Rathaus“ eröffnet worden. Die Fertigstellung des dritten U-Bahnhofs „Museumsinsel“ wird noch bis zum Sommer 2021 dauern. Der U-Bahnhof Rotes Rathaus, entworfen von Architekt Oliver Collignon, gleicht einem Festsaal unter der Erde, angelehnt an das wiederentdeckte Deckengewölbe des mittelalterlichen Berliner Rathauses. Markant sind die sieben „Pilzkopfstützen“ in der Mitte der Gleise, sowie die Gestaltung von Wand und Boden mit weiß-schwarzem Terrazzo. Dem U-Bahnhof „Unter den Linden“ kommt eine besondere Bedeutung zu. Er befindet sich an der Kreuzung zur Friedrichstraße. Folglich bildet er ein Umsteigekreuz zwischen der U5 und der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden U6. Prof. Axel Oestreich und Ingrid Hentschel waren die Architekten des Bahnhofs. Beide haben bereits den U-Bahnhof Brandenburger Tor gestaltet. Mit einem ähnlichen Konzept haben sie auch den neuen U-Bahnhof entworfen. Schwarze tragende Säulen und weißer Terrazzo-Boden bilden ein zeitloses Ensemble. Die Hintergleiswände wurde von der, in unmittelbarer Nachbarschaft befindlichen Humboldt Universität wissenschaftlich gestaltet. Demzufolge bekam dieser U-Bahnhof auch den Beinamen „Wissenschaftsbahnhof“.
Mit dem Lückenschluss der U5 ist somit nach der kürzlichen Eröffnung des Flughafens Berlin-Brandenburg-Willy-Brand BER ein weiteres spektakuläres Verkehrsprojekt der Bundeshauptstadt erfolgreich in Betrieb gegangen.
Bericht und Fotos (mit Fotogenehmigung der BVG-Pressestelle): Helmut Amberger Freier Berichterstatter der Samerberger Nachrichten und Vorsitzender vom Verein der Bayern in Berlin e.V.