Ukraine- & Nothilfe

Kabarettist Christian Springer in Übersee

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Gesteckt voll war der Saal im Gasthaus D´Feldwies, als der aus Funk und Fernsehen weithin bekannte Kabarettist Christian Springer über das hoch aktuelle Thema „Demokratie und Toleranz“ sprach. Veranstaltet wurde der Abend von der Aktionsgemeinschaft (AG) „Übersee ist bunt“, der sowohl viele Privatpersonen in Übersee als auch  die Ortsverbände sämtlicher politischer Gruppen im Ort angehören. Ihr Sprecher, Volker Eidner, erklärte bei der Begrüßung, dass 75 Jahre nach Schaffung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland viele demokratischen Grundsätze in Frage gestellt werden. Die persönlichen Freiheiten der Bürger würden in vielen Ländern wie Frankreich, Italien, Ungarn, Russland, aber auch Österreich, den USA und der EU immer mehr eingeschränkt. „Wehret allen undemokratischen, menschenverachtenden Anfängen!“ rief Eidner, beantwortet vom tosenden Applaus im Saal.

In ihrem Grußwort für die Gemeinde Übersee freute sich zweite Bürgermeisterin Margarete Winnichner über den enorm guten Besuch dieser Veranstaltung. Erstaunliches berichtete sie über das bunte „Völkergemisch“ in der Gemeinde: heute habe Übersee rund 5000 Einwohner, darunter Menschen aus 47 Nationen. Gerade am der Veranstaltung Tag sei es die 48. Nation dazu gekommen, nämlich Personen aus Somalia. Nur ein Dorf wie Übersee mit einer guten, gefestigten Demokratie könne das stemmen.

 Null Toleranz gegen Rassisten

„Ich bin schon auch für keine Toleranz – gegen Nazis, Antisemiten, Rassisten etc.“ begann Christian Springer seinen mitreißenden Vortrag, der wegen des für Deutschland mehrfach wichtigen historischen Daten von 8. und 9. November oftmals nicht zum Lachen war, sondern gespickt von Beispielen zu dem zunehmend hör- und spürbaren extremistischen Gedankengut, das den gefährlichen Nährboden für Diktatur, Menschenverachtung und Intoleranz gibt, dem man sich alle freiheitsliebenden Demokraten entschieden entgegenstellen sollten. Seit 100 Jahren oder länger stehe wissenschaftlich fest, dass „es keine Rassen gibt und wir uns zu null, null, null Prozent unterscheiden“, sagte Springer. Rassisten seien „einfach dumme Arschlöcher“ und keine Menschen, mit denen man sich auseinandersetzen müsse, denn das habe keinen Sinn. Ein Satz, der vor 100 Jahren genauso wie heute erklinge, nämlich „Berlin muss weg“ scheine ihm, Springer, höchst bedenklich. „Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich“, zitierte er Kurt Tucholsky und andere vor ihm. Heute sei höchste Vorsicht geboten, denn Rechtsextremisten hätten Zeit. Sie versuchten langsam und beharrlich überall Einfluss zu gewinnen – am Schluss ende die Einflussnahme von Extremisten immer mit Mord und Totschlag, so Springer. Man denke immer, so schlimm werde es schon nicht, aber wie man in der NS-Zeit sah, komme es so schlimm wie vorausgesagt und noch schlimmer.

Viele Politiker nahm Springer aufs Korn, seinen Intimfeind Markus Söder, der sich je nach der politischen Lage wende und drehe wie ein Fähnchen im Wind, die AfD natürlich, aber mindestens ebenso das neue „Bündnis Sara Wagenknecht“, deren Größenwahn, die Partei nach sich zu benennen, sogar Napoleon übertreffe. Er kenne Sara gut aus der Zeit, als er 1991 die PDS zusammen mit Gregor Gysi und ihr in München gegründet habe. Damals sei sie mit 21 Jahren überzeugte Stalinistin gewesen, was sie seiner Meinung nach heute noch genauso sei und Russland in die Hände arbeite. Christian Springer sprach fast zwei Stunden lang auf dem Podium voller  Überzeugung und mit höchstem Engagement, so dass die Zuhörer mitgerissen wurden, was sich im häufigen Zwischenapplaus Luft machte. Abschließend stellte er kurz sein neues, zusammen mit Kerstin Schweiger herausgegebenes Buch „Bayerischer Mob – wie die Gewalt in die Politik einzog“.

Vor und nach der Performance von Christian Springer begeisterte die musikalische Gestaltung des Abends durch die Traunsteiner Band „Café Olé“ mit Christof Langer, Thomas Stadler und Bernhard Hechter, die versiert, temperamentvoll und abwechslungsreich auf Kontrabass, Ziach, Klarinette und weiteren Instrumenten unterhielten. Nach dem Vortrag war der Abend natürlich noch lange nicht zu Ende und diskutiert wurde in kleinen Kreisen privat weiter. Springer signierte sein neues Buch, das reißenden Absatz fand. Ein beeindruckender Abend, den die AG „Übersee ist bunt“ unbedingt wiederholen sollte.

Bericht und Fotos: Christiane Giesen

Christian Springer am Rednerpult im Gasthaus D´Feldwies.

Zweite Bürgermeisterin Margret Winnichner, Christian Springer und der Sprecher der Interessengemeinschaft „Übersee ist bunt“ Volker Eidner.

Die Musik des Abends,  die Band „Café olé“ begeisterte die Zuhörer.      

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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