Schleching/Unterwössen Der Funke der Begeisterung –bei den Musikern und beim Publikum- sprang sofort beim ersten Stück über. Das Jubiläumskonzert „160 Jahre Musikkapelle Schleching- wurde vom Nachwuchs eröffnet. Die „Jugendkapelle Schleching“ dirigierte Daniela Küfner in Vertretung von Marlene Noichl. Gegründet erst im letzten Jahr auf Initiative des Musikvereins, haben sich zwölf Musikbegeisterte junge Menschen zwischen zehn und fünfzehn Jahren zusammengefunden. Marlene Noichl von der Musikschule Grassau hat die Leitung übernommen und die Mitglieder der Blaskapelle kümmern sich mit viel Geduld und Freude um die jungen Musiker:innen. Die sagen auf dem Konzert ihre drei einstudierten Stücke selbst an und beginnen mit „Heut is a scheena Dog“ von der Gruppe La Brass Banda, das sorgte gleich für gute Stimmung und das Publikum sparte nicht Beifall. Bei der fröhlichen Komposition „When the Rhinos do the Rhumba in the Rain“ im Latin Style konnten die Schlagzeuger ihr Können zeigen. Weitere Soloeinlagen einzelner Instrumente bei dem Titel „To reach the Summit“ überzeugten so, dass die Zuhörer eine Zugabe forderten. Es gab einen Marsch, der extra von Sebastian Noichl für die Jugendkapelle komponiert wurde und vielleicht ja inspiriert war von der neuen und verbesserten Taktung des ÖPNV mit dem Titel „Im Bus nach Schleching“. Der Auftritt gab ein beeindruckendes Beispiel für das Engagement und den Ehrgeiz junger Menschen, die ihre Leidenschaft für Musik teilen und anderen Freude bereiten möchten. Die Gäste im alten Bad in Unterwössen waren begeistert und sicher können sich Musikliebhaber auf zukünftige Auftritte freuen.
Begrüßung durch den Vorstand
Der Vorstand der Musikkapelle, Georg Mix, begrüßte das zahlreiche Publikum in der ausverkauften Achentalhalle, das von Nah und Fern angereist war. Er meinte, es gibt an diesem Abend vier Gründe, um zu feiern: 100 Jahre nach dem ersten, 70 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg und zehn Jahre nach der Wiedervereinigung der beiden Kapellen in Schleching und natürlich primär die 160 Jahre des Bestehens. Durch den Abend führte Muck Bauer mit launigen Ansagen. Auch er freute sich über den vollen Saal mit einem gut gelaunten Publikum und vielen Ehrengästen, er fühlte sich aufgeregt und leicht unter Druck durch die zahlreichen Musiker-Kollegen aus anderen Kapellen und kündigte ein vielfältiges und überraschendes Programm an. Wie sich das gehört für eine Blechmusi gab es zum Auftakt einen Marsch, bei dem alle Instrumente im Einsatz waren, gefolgt von einer Polka mit dem passenden Titel „Gruß an Schleching“. Instrumentengewaltig wurde das Publikum in den Bann gezogen, die gute Akustik in der Achentalhalle ließ die Töne angenehm schweben, die Zuhörer konnten es wahrlich genießen.
Auf das nächste Stück „Nachtschwärmer“ wurden die Gäste mit einem kurzen Witz von Muck Bauer eingestimmt: „Gehen zwei Musikanten an der Wirtschaft vorbei“. Er meinte, das hat der Komponist Carl Michael Ziehrer um die Jahrhundertwende geschrieben und es bringt alle Stimmungen eines nächtlichen Ausflugs musikalisch zusammen. Eröffnet wurde mit Getrommel, Gesang und Pfeifen in fröhlicher Marschmusik, die dann in einen langsamen dreiviertel Takt übergeht und sogar Kuhglocken eingesetzt werden. Muck Bauer meinte dann dazu, dass es ja eher unüblich ist, bei einem Konzertwalzer zu singen und darum haben sie sich Hilfe bei Profis geholt. Bei einer Sängerin, die auf den Bühnen dieser Welt zuhause ist, bei Martina Hetzenauer aus Kössen. Bei der folgenden Polka „Genieß dein Leben jeden Tag“ sang sie im Duett mit Kapellmeister Walter Reisenauer. Das Publikum klatsche begeistert mit.
Bei einem eher ungewöhnlichen Stück „Tango Surprise“ hatten die Musiker offensichtlich genau so viel Spaß, wie die Zuhörer mit diversen Requisiten. Ein Vöglein gab Pfeifen von sich, mit einem Feldstecher wurde es gesucht, gefunden und erschossen. Muck Bauer klärte dann auf, das Vöglein mit der Zugpfeife war Hubert Zaiser Senior und mit Augenzwinkern „der Schütze bleibt in Schleching unerkannt“. Bei der „Heimwerker Polka“ wurde für den Kapellmeister, Walter Reisenauer, gesorgt, der ja während des Konzerts die ganze Zeit stehen muss und die Musiker sitzen können. Während die Musiker spielten, bauten Martin und Flori Zaiser einen Holz-Stuhl, passend zur Musik schwangen sie den Hammer und die Kreissäge, bis sich Walter auf den neuen Stuhl setzen konnte. Fast genauso alt wie die Musikkapelle Schleching ist der Phönix Marsch von Josef Strauß, dem Sohn von Johann Strauß. Ein flotter Marsch vor der Pause.
Hollywood lässt grüßen
Im zweiten Teil des Konzerts wurde es international, ein Stück aus „Star Wars“ von dem bekanntesten amerikanischen Komponisten und Produzenten für Filmmusik, der mehrfacher Oscar- und Grammy-Gewinner ist, John Williams. Die Musikkapelle bewies damit, dass sie auch dieses Genre bestens beherrscht. Eine Überraschung folgte bei dem nächsten Konzertmarsch „Euphoria“! Der junge Komponist Martin Scharnagl war per Video-Botschaft zugeschaltet, er freute sich, dass seine Komposition auf so einem bedeutenden Jubiläum gespielt wird. Wie es der Titel schon ausdrückt, ein Stück der Lebensfreude und Hochstimmung.
Glückwünsche von vielen Seiten
Bei so viel Jubiläumsfreude begann der Schlechinger Bürgermeister Josef Loferer mit der Gratulation in Form von Glückwünschen, Dank und weiterhin viel Freude am Musik machen und für die durstigen Kehlen trug er ein Holzfass Bier auf die Bühne. Es folgten weitere flüssige Geschenke und Glückwünsche vom Trachtenvorstand d’Gamsgebirgler Andi Hell, Dieter Zander von der Musikkapelle Klingental, von Georg Haslberger von der Gebirgsschützen Kompanie Achental und vom Vorstand des Schlechinger Schützenvereins, Rudi Maldaner. Danach ging es wieder international weiter mit dem Stück „And the Waltz goes on“, das von dem britisch-amerikanischen Schauspieler und zweifachen Oscar-Preisträger Sir Philip Anthony Hopkins in jungen Jahren komponiert und von André Rieu arrangiert wurde.
Ein weiterer Höhepunkt mit Lukas Stolz und seiner Geige
Muck Bauer erzählt, dass der Kapellmeister seit Monaten in seinem Keller sitzt und die Noten für sein Orchester am Computer ausarbeitet. Auch für den folgenden Höhepunkt „You rise me up“ hat Walter Reisenauer das Arrangement geschrieben für Lukas Stolz an der Geige, Dani Küfner am Klavier und Martina Hetzenauer Gesang. Der Star bei diesem Stück war der zwölfjährige Lukas Stolz, der seit vier Jahren Geige lernt und sein Können gemeinsam mit der Kapelle und der Sängerin unter Beweis stellte. Walter Reisenauer überließ die Bühne den drei Protagonisten, stellte sich im Publikum auf einen Tisch vor der Bühne und dirigierte sein Orchester im Hintergrund. Es war zum Dahinschmelzen und die Krönung für Lukas war zum Abschluss ein dicker Kuss der Sängerin auf die Wange. Das Publikum zeigte seine Rührung mit Riesen-Applaus. Die Musikkapelle Schleching wollte sich mit einem Marsch und dem großen „Tutti Finale“ verabschieden, Kapellmeister Walter Reisenauer bedankte sich bei allen Akteuren, die zum Gelingen des Abends beigetragen haben. Aber natürlich kamen sie nicht ohne Zugaben davon. Selbst die Aufforderung mit dem Titel „Time to say goodbye“ im Arrangement vom Kapellmeister und Gesang von Martina Hetzenauer reichte noch nicht, erst mit der Volksweise „Lasset uns das Leben genießen“, bei dem die Zuhörer kräftig mitklatschten, entließen sie die Kapelle in eine Pause. Der offizielle Teil war nun beendet, aber keiner im vollbesetzten Saal wollte gehen, so gab es noch viele Stücke nach den Wünschen der Besucher. Das Stück „Amazing Grace“ war dann der emotionale Höhepunkt am Schluss, bei dem sich die Trompeter auf den Tischen im Zuschauerraum verteilten und so ein letztes Mal die Herzen der Besucher erreichten. wun
Bericht: Sybilla Wunderlich – Fotos Uwe Wunderlich – Musikkapelle Schleching mit ihrem Kapellmeister Walter Reisenauer bei ihrem Jubiläumskonzert – Jugendblaskapelle Schleching – Solist Lukas Stolz mit Geige