Richtiges Bauerntheater gibt es in Prien seit 1919, also seit nunmehr 104 Jahren. Das 100jährige Jubiläum mit dem anspruchsvollen Stück „Der Geisterbräu“ erinnerte in vorzüglicher Weise auf das lange Bestehen und Wirken der Priener Theaterer. Corona machte anschließend wieder einen Strich durch die Rechnung für die Freuden auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Doch der Neuanfang ist beim Priener Bauerntheater gelungen, hat aber auch seine Wehwehchen – davon zeugte die überaus gut besuchte und harmonische Jahresversammlung im Restaurant/Cafe Luitpold direkt am Chiemseeufer in Prien-Stock.
Freude und rückblickende Dankbarkeit überwogen, insbesondere bei den vielen inzwischen zusammengekommenen Bühnen- und Vereinsjubiläen. Ganze 75 Jahre der gut 100 Vereinsjahre ist Hilde Scheck Mitglied beim Priener Bauerntheater. Wie Theatervorsitzender Franz Fritz bei der Übergabe der Ehrenurkunde informierte, war Hilde Scheck bereits mit 16 Jahren bei der früheren Priener Heimatbühne aktiv und sie weiß natürlich viel zu Erzählen. Dies gilt aber auch für die weiteren Geehrten, das waren an diesem Abend Wilma Walter für 60 Jahre Mitgliedschaft (sie dankte dafür in Gedichtsform), Hannerl Winzek und Schorsch Fischer senior für 50 Jahre Mitgliedschaft, Ingrid Mrotzek für 45 Jahre der Vereinstreue , Brigitte Sperger für 40 Jahre (mit zusätzlicher Goldener Ehrennadel des Verbandes Bayerischer Amateurtheater) sowie für 25 Jahre Mitwirken, das für Gabi Pfündl, Anneliese Bauer, Schorsch Fischer junior und Lorenz Stockinger neben einer Urkunde auch noch die Silberne Ehrennadel des Bayerischen Theaterverbandes zur Folge hatte.
1965: JHV mit 5 Mitgliedern und 100 Mark in der Kasse
Eingangs hieß Vorsitzender Franz Fritz besonders die Ehrenmitglieder Erwin Mrotzek und Rainer Winzek willkommen. Beide hatten im Laufe der Versammlung noch einen aktiven Part. Winzek als Kassenprüfer, der der Kassenführerin Liesi Fischer eine einwandfreie Führung der Kasse bescheinigte. Und Erwin Mrotzek, der dem Vorsitzenden in Erinnerung brachte, dass er selbst die 5. Person war, als im Jahr 1965 die Mitgliederversammlung durchgeführt wurde und 100 Mark in der Kasse waren. Zuvor sagte Vorstand Franz Fritz, dass die derzeit 86 Mitglieder einen Altersdurchschnitt von 54 Jahren haben, dazu ergänzte er: „Im Jahr 2008 war unser Altersdurchschnitt noch 48 Jahre, im Jahr 2015 lag er bei 51 Jahren. Das zeigt uns einmal mehr, dass wir älter werden. Auch wenn ich altersmäßig derzeit genau im aktuellen Altersschnitt liege, so bitte ich doch um Verständnis, dass ich im nächsten Jahr meinen bereits angekündigten Verzicht bei den Neuwahlen wahrmachen will“.
In den verschiedenen Rechenschaftsberichten wurde es deutlich: Aktive Spieler zu finden, die gerne die Mühen des Probens und Einstudierens zur Freude des Publikums auf sich nehmen, finden sich immer wieder. So waren mit Sebastian Obermüller und Lorenza Hell zwei junge Nachfolger Bestandteil des Erfolgs bei den letzten Einstudierungen. Für die Vereinsführung allerdings wird die Suche weitergehen. Und noch was: die gestiegenen Kosten für die Miete des Chiemseesaales für Proben und Aufführungen überstrapazieren die Kasse des ehrenamtlich geführten Vereins. „Dank der Gemeinde und eines Kulturzuschusses sowie des Entgegenkommens des Priener Trachtenvereins können wir die Ausgaben unter anderem für einen auch bei Proben notwendigen Saaltechniker etwas mildern, aber die Osteraufführungen wollen wir dennoch nicht angehen“ – so die Bauerntheater-Berichterstatter. Zweiter Bürgermeister Michael Anner erläuterte die Sicht und Zwänge der Gemeinde und der Prien Marketing GmbH und erntete hierfür auch Verständnis. „Ziel bleibt“ – so der Konsens –„Gemeinsam eine Lösung auf Dauer zu finden“. In diesem Sinne werden für die Weihnachtszeit in diesem Jahr bereits die Fühler nach Bühnenstück und Rollenverteilung ausgestreckt.
Damit ein Verein wie das Priener Bauerntheater auf Dauer und über oft nicht einfache Zeiten in humorvoller Weise weiter aktiv und rührig sein kann, davon berichteten Vorstand Franz Fritz und Schriftführerin Monika Stockinger ausführlich. Ihre Berichte galten den zuletzt gelungenen Aufführungen „Alles, bloß Theater“ sowie „Alles fest im Griff“ und ihr Dank galt der Familie von Klaus Kollmannsberger für die Gastfreundschaft bei einem Grillfest, Sepp Furtner (er wurde an diesem Abend von Brigitte Sperger vertreten) für dessen umsichtigen Spielleitungen sowie den vielen Leuten vor, hinter und auf der Bühne, die zum nachhaltigen Erfolg des Priener Bauerntheaters beigetragen haben und beitragen werden.
Fotos: Hötzelsperger – Eindrücke von der JHV der Priener Bauerntheaters im Restaurant-Cafe Luitpold