60 Musikanten aus Wildenwart füllten die Frasdorfer Lamstoahalle mit ihrem Klang und die Bühne mit ihrer Präsenz. Sie haben den ganzen Sommer geprobt, sie waren als Festmusik bei allen Veranstaltungen im Chiemgau mit dabei. Jetzt zeigten die Musiker der Musikkapelle Wildenwart, dass Blasmusik nicht nur Bierzelt- und Marschmusik ist. Eng war’s im Saal und auf der Bühne beim Jahreskonzert der Musikkapelle Wildenwart in der Lamstoahalle in Frasdorf, noch nicht einmal der sprichwörtliche letzte Platz war noch frei, weder auf der Bühne, noch im Saal. Mit dem Traditionsmarsch „Schönes Prag“ eröffnete die Musikkapelle unter der Leitung von Sebastian Graf den Abend und alle miteinander – Musiker und Zuhörer – trafen sich gedanklich noch einmal bei den vielen Festen des Sommers, beim feuchten Gaufest in Bernau und bei den Wildenwarter Waldfesten. Weiter in den K. & K. –Zeiten blieben dann die Musiker mit ihren ihre aufmerksamen Zuhörern, Johann Strauss Sohn brachte „Rosen aus dem Süden“ mit. Von Wien ging es ins viktorianische England mit „Pomp and Circumstance Nummer vier“ von Edward Elgar brachten die Männer vom Schlagwerk das Rasseln der Marschtrommeln auf die Bühne. Seit 25 Jahren führt Georg Aicher durch das Programm der Jahreskonzerte. Nach einem Vierteljahrhundert möchte er sich jetzt aufs Altenteil zurückziehen und holte sich mit Martina Huber eine ebenso scharfzüngige Klarinettistin zu Hilfe. Gemeinsam teilten sie sich die Ansagen auf. Martina Huber brillierte dann gleich noch als Solistin beim „Csardas“ von Vittorio Monti auf der Klarinette. Mit der „Slavonicka Polka“ schloss der erste Teil des Abends in der Lamstoahalle. Erstmalig bei den Großen spielten Marion Holdinger auf der Querflöte, Laura Fischer und Anna Hötzelsperger auf der Klarinette, Markus Fischer auf der Trompete, Florian Rosenwink auf dem Tenorhorn, Andreas Aicher auf dem Bariton sowie Georg Aicher auf der Basstuba, die den Aufstieg aus der Jugendkapelle in die große Formation geschafft haben.
Zum Start in den zweiten Teil wählte Sebastian Graf den „Graf Mercy Marsch“ aus dem Fundus der Egerländer aus. Dann kam mit dem „König der Löwen“ das große Bravourstück, auf das die 60 Männer und Frauen seit vielen Wochen bei vielen Proben im Wildenwarter Musikhäusl hingearbeitet hatten. „Wenn ihr genau hinhört, hört ihr die Löwen brüllen und seht die Antilopen springen“, versprach Martina Huber.
Reicher Beifall belohnte alle Spieler für die allseits bekannten Melodien von Sir Elton John. Mit den besten Songs von Frank Sinatra erinnerten die Wildenwarter an den großen Entertainer. Mit dem etwas aus der Zeit gefallenen Stück „Frühlingserwachen“ und der „Oho-Polka“ ging es noch zweimal nach Böhmen – ins Egerland und nach Prag. Mit lang anhaltendem Beifall erklatschten sich die Besucher in der Halle noch ein paar Zugaben aus dem reichen Repertoire der Wildenwarter Musikkapelle. Der Beifall in der Halle und der Ruf nach Zugaben wollte kein Ende nehmen.
Leonhard Elsner vom Bezirk Inn-Chiemgau im Musikbund von Ober- und Niederbayern überreichte Helmut Rosenwink senior (76) unter großem Beifall aller Musiker und Besucher die Urkunde und das Ehrenzeichen für 60 Jahre aktives Musizieren, Georg Aicher und Josef Fischer erhielten die Ehrennadel in Gold für 40 Jahre.
Auch um den Nachwuchs bei der Musikkapelle Wildenwart brauchen sich die Freunde der Blasmusik keine Sorgen zu machen. Im Vorprogramm zum Konzert der Großen zeigten die Mädchen und Buben der „Zwergerlkapelle“ unter der Leitung von Jugendleiterin Eva-Maria Gruber bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt ihr Können. Mit viel Probenfleiß und noch mehr Probenschweiß lernten die Musikzwergerl alles, was ein junger Musikant braucht und zeigten, dass sie ihr Handwerk schon verstehen. Schon einen Schritt weiter sind die Burschen und Mädchen der Jugendkapelle, ebenfalls unter der Stabführung von Eva-Maria Gruber. Aus ihren Reihen schöpfen die Musikanten der großen Kapelle jedes Jahr ihren Nachwuchs ab. Sie zeigten mit ihren Stücken, dass sie schon jederzeit bei den Großen mitmachen könnten. Sie erhielten – vor allem von ihren stolzen Eltern, Großeltern, Freunden und allen weiteren Besuchern – überaus starken Beifall. Damit verfügt die Musikkapelle Wildenwart mittlerweile über drei Klangkörper, die auch getrennt voneinander auftreten können und mit ihrem Namen für gute Unterhaltung garantieren.
Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg