Gleich in zweifacher Weise aufgetischt wird traditionell bei der Zusammenkunft der Jagdgenossenschaft Atzing. Einmal kulinarisch zum Jagdessen, zu dem die Jägerschaft einlädt und zum Anderen durch aktuelle Informationen seitens der Jagdgenossen und der Jäger, die auch im vergangenen Jahr ein gutes Miteinander pflegten. Themen bei der gegenseitigen Aussprache waren nicht nur das Rehwild, dessen Abschusszahlen erfüllt wurden, sondern auch Biber, Luchs, Wildschweine und auch der Wolf. Dieser hinterließ nämlich im Atzinger Revier vor einigen Monaten einen Verdachtsfall, der bis heute nicht aufgelöst werden konnte.
Wie Michael Schlosser, zusammen mit seinem Bruder Martin seit dem vorigen Jahr Jagdpächter für die beiden Jagdbögen, mitteilte wurde zwischen dem Ort Gaishacken und dem Salinweg ein Reh gerissen und morgens von einem Spaziergänger entdeckt. Anhand der Spuren und weiterer Erkenntnisse war der Reh-Riss noch ganz frisch. Der verständigte Jäger und für das Revier zuständige Michael Schlosser nahm vom toten Tier Teile und fror diese ein. Sein Ziel war es, eine amtliche Untersuchung zu erreichen, doch bei den Anfragen an die Untere Jagdbehörde (LRA Rosenheim) und an das Bayerische Landesamt für Umwelt in Hof (Sachbearbeitung Wildtier-Management) wurde trotz beigefügter Fotos eine Untersuchung abgelehnt. Seitens der Jägerschaft wurde ein Wolfs-Biss nicht ausgeschlossen. „Die zu untersuchenden Teile des Reh-Kadavers habe ich gleich eingefroren, sie könnten auch jetzt noch untersucht werden“ – so Michael Schlosser bei der Zusammenkunft der Jagdgenossen in Atzing. In der Nähe des Priener Weilers Griebling war ein weiterer Reh-Riss, dieser könnte –so der Verdacht- eventuell von einem durchziehenden Luchs sein. Wildschweine, die auch im Chiemgau und im Landkreis Rosenheim immer stärker wahrgenommen werden, wurden im letzten Jahr innerhalb des Atzinger Reviers allerdings nicht gesichtet.
Ein weiteres tierisch verursachtes Ungemach ist für Jäger und Jagdgenossen der Biber, der seit 10 Jahren entlang der Prien und neuerdings auch ziemlich heftig bei der Thalkirchener Achen sein Unwesen treibt. Trotz der enormen Schäden bleibt der Biber streng geschützt, eine „Entnahme“ ist nur auf Antrag und in ganz besonders akuten Fällen möglich. Darauf wies auch Jagdvorstand Hans Rauch hin, der sich freute, dass sich überaus viele Jagdgenossen mit ihren Frauen und Altenteilern zur Zusammenkunft im Atzinger Vereinshaus einfanden. Die Berichte von Vorstand Rauch, von Schriftführer Thomas Mayer und von Kassier Franz Zierer machten deutlich, dass es aus den Reihen der Jagdgenossenschaft und Jäger viele Bemühungen um Wald und Wild waren. Unter anderem war eine Waldbegehung von Mupferting hinab zur Thalkirchener Achen mit Revierförster Ulrich Guggenberger, die heurige Waldbegehung soll in Richtung Siegharting führen. Für die vor Wildbiss schützenden Clips der Jungbäume wurde bekanntgegeben, dass solche noch bei der Jägerschaft vorrätig sind und dass zukünftig neue, natürlich abbaubare Clips Verwendung finden sollen. Die Finanzen der Jagdgenossenschaft waren nach Auskunft der Prüfer Willi Feichtner und Konrad Huber in Ordnung, Kassenbewegungen ergaben sich durch die Verleihung des Holzspalters (Ausleihe zukünftig wegen der Haftungs-Ansprüche nur noch möglich, wenn die technische Ordnung schriftlich bestätigt wird) und des Hoch-Entasters sowie durch die Ein- und Auszahlung der Jagdpacht. Vorstand Hans Rauch und Jäger Michael Schlosser appellierten abschließend noch an die Bauern, dass diese Wiesenstreifen an den Wäldern frei von Odel und Dünger halten mögen. Priens Dritter Bürgermeister Alfred Schelhas (die Gemeinde ist aufgrund von Waldbesitz auch Jagdgenosse) würdigte in seinem Grußwort die Anstrengungen von Bauern und Jägern und er bat die Freizeitsportler (Jogger, E-Bike- und Mountain-Bike-Fahrer), sich auf ausgewiesenen Wegen und nur bei Tageslicht in den Wäldern aufzuhalten. Aus den Reihen der Jägerschaft wurde noch ergänzt, dass nach wie vor das Problem freilaufender Hunde besteht. Albert Niedermayer als stellvertretender Vorstand bedankte sich bei Hans Rauch für dessen umsichtige Führung der Genossenschaft und er machte noch einige Ausführungen und Gedanken zum Gleichgewicht in der Natur. Nach der Versammlung ließen sich Gastgeber und Gäste gleichermaßen das von Richard Grosse wohl zubereitete Hirsch-Gulasch sowie Kaffee und Kuchen von den Jägers-Frauen schmecken. Bekannt gegeben wurde noch, dass die beiden Jagdpächter Michael und Martin Schlosser in ihren beiden Jagdbögen von den sogenannten „Mit-Gehern“ Peter Stoib, sowie Leopold, Paul und Michael Schlosser senior begleitet werden, neu dazu gekommen ist in diesem Jahr noch Michael Schlosser junior.
Fotos: Hötzelsperger – 1. Blick in die Zusammenkunft der Jäger und Jagdgenossen im Vereinshaus Atzing 2. Das im Vorjahr aufgefundene und gerissene Reh bei Gaishacken mit Wolfs-Verdacht.