Leitartikel

Interview mit Volker Heißmann

Veröffentlicht von Christina Rechl

Eine Faschingssitzung ohne rappelvollen Saal ist wie eine vegane Bratwurst.

Volker Heißmann (* 10. März 1969 in Fürth), stand bereits mit 5 Jahren auf der Bühne. Mit seinem komödiantischen Talent machte er rasch Karriere. Nach einigen Zwischenstationen eröffnete er im Jahr 1998 mit seinen Kollegen Martin Rassau, Michael Urban und Marcel Gasde die Comödie Fürth.
Fastnacht in Franken ist eine Prunksitzung des Fastnacht-Verbandes Franken, die seit 1988 in Veitshöchheim bei Würzburg stattfindet. Sie wird vom BR Fernsehen als Live-Sendung ausgestrahlt (immer am Freitag in der Woche vor Weiberfastnacht) und ist dort seit 1991 die erfolgreichste Sendung überhaupt. Zu den prägenden Künstlern gehören Volker Heißmann und Martin Rassau.
Im März 2017 wurde Volker Heißmann gemeinsam mit Martin Rassau beim ersten Bayerischen Dialektpreis mit einem Sonderpreis geehrt. Im Juni 2018 erhielt er den Bayerischen Verdienstorden. Ebenfalls 2018 ernannte ihn die Initiative Kulturerbe Bayern zusammen mit Martin Rassau zum Kulturerbe Bayern-Botschafter.

Frage:
In der Wahrnehmung der Fernsehzuschauer sind Ihre Auftritte mit Ihrem Kollegen Martin Rassau als „Waltraud und Mariechen“ legendär. In dieser Rolle treten Sie seit 1997 regelmäßig bei „Fastnacht in Franken“ auf. Nach der unseligen Corona-Zwangspause jetzt wieder ein Live-Auftritt in Veitshöchheim. Wie erging es Ihnen damit?
Eine Faschingssitzung ohne rappelvollen Saal ist wie eine vegane Bratwurst. Kann man mal machen, muss aber nicht sein. Für uns als Komödianten ist es ja auch sehr wichtig, eine direkte Resonanz vom Publikum zu erhalten, um zu wissen, wie ein Gag angekommen ist. Von daher freuen wir uns unglaublich darauf, endlich wieder in dieser einzigartigen Atmosphäre unsere Späße machen zu dürfen und den Politikerinnen und Politikern dabei ins Gesicht zu schauen. Wenn das dann vor dem Lachen einen kurzen Anflug von Entsetzen zeigt, haben wir alles richtig gemacht!

Frage:
Ihr künstlerisches Schaffen deckt aber ein noch viel breiteres Spektrum ab. Mit welchem Programm stehen Sie aktuell auf der Bühne?
Im Frühjahr, vom 11. April bis Ende Mai, spielen wir einen echten Klassiker: „In geheimer Mission“ hatten wir schon vor über 20 Jahren im Programm. Da Martin und ich heuer unser 40-jähriges Bühnenjubiläum begehen und außerdem die Comödie Fürth ihren 25. Geburtstag feiert, haben wir uns gedacht, es wäre ein schöner Anlass, ein Stück aus den Anfangstagen unseres Hauses rundzuerneuern und in modernisiertem Gewand zu spielen. Im Sommer sind wir dann mit unserem „Weißen Rössl“ in Bad Kissingen zu sehen. Und parallel läuft auch noch quer durch Deutschland unsere Tournee mit dem aktuellen Programm „Ausgelacht“.

Frage:
Ihre Karriere ist eng verbunden mit Ihrer Heimatstadt Fürth. Dann haben Sie mit vier Freunden in der Nachbarstadt Nürnberg die „Kleine Komödie“ gegründet. Was hat Sie dann wieder zurück gezogen nach Fürth?
Wie Sie schon gesagt haben – Fürth ist unsere Heimat. Es war immer unser Wunsch, ein eigenes Theater dort zu betreiben, wo wir alle aufgewachsen sind. Es mag vielleicht für den ein oder anderen seltsam klingen, aber je länger und weiter ich von zuhause weg bin, desto mehr sehne ich mich nach Fürth zurück, nach der Gustavstraße, dem Stadtpark oder der Kärwa. Heimat ist kein Ort, sondern ein Gefühl, heißt es ja eigentlich. Für mich stimmt aber beides. So sehr ich beispielsweise München mag, Wien liebe oder New York faszinierend finde: Ich könnte nie woanders meinen Lebensmittelpunkt haben als in Fürth, wo die Wege kurz und die Herzen groß sind.

Frage:
Neben der künstlerischen Arbeit haben Sie aber auch noch unternehmerisches Geschick bewiesen und aus dem aus dem stadthistorisch bedeutsamen, aber sanierungsbedürftigen Berolzheimerianum, die erfolgreiche Comödie Fürth entwickelt. Die Comödie ist von Beginn an ein privat geführtes Unternehmen ohne staatliche Zuschüsse. Wie konnte das gelingen?
Mit viel Fleiß, Wagemut und ganz viel Glück. Wir Vier – neben Martin auch noch unsere beiden Mit-Gesellschafter Michael Urban und Marcel Gasde – haben damals jung und blauäugig wie wir waren einen aberwitzigen Kredit nahezu ohne Sicherheiten aufgenommen, den man heutzutage wahrscheinlich niemals mehr von einer Bank bekommen würde. Wir wussten aus Nürnberg, wo wir zuletzt im damaligen Stadtparkcafé einen Raum für unsere Stücke angemietet hatten, dass wir einige Menschen unterhalten können mit dem, was wir machen. Dass wir aber in unserem eigenen Haus schon nach einigen Jahren über 100.000 Besucher pro Jahr zählen konnten, das ließ sich nicht planen. Vielleicht waren wir einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort – so etwas wie die Comödie Fürth gab es eben in der ganzen Region nicht. Schnell hat sich das auch unter renommierten Kollegen herumgesprochen, und dann wurde es irgendwann ein Selbstläufer, dass auch große Stars wie Dieter Hallervorden, Monika Gruber oder jetzt Harald Schmidt bei uns auftreten wollten. Wir sind froh und dankbar, dass alles so gekommen ist, aber es hätte natürlich auch schiefgehen können. Dann würden wir heute vermutlich immer noch unsere Schulden abstottern und eher keine Witze erzählen.

Frage:
Im Programm der Comödie Fürth finden sich aber nicht nur „Waltraud und Mariechen“. Es wurden auch noch weitere erfolgreiche Eigenproduktionen realisiert. Was waren Ihre größten Erfolge?
Eines der größten Highlights war sicherlich unser „Käfig voller Narren“, den wir 2015 das erste Mal aufgeführt haben. Das war bis dahin unsere aufwändigste Produktion, mit einem zwölfköpfigen Ensemble und einem gigantischen Bühnenbild. Wir sind damals für unsere Verhältnisse enorm ins Risiko gegangen, aber der Erfolg war so überwältigend, dass wir den „Käfig“ danach noch zwei Mal ins Programm aufgenommen haben. Auch die „Lustige Witwe“, die wir bis vor Kurzem zusammen mit wunderbaren Kolleginnen und Kollegen spielen durften, war ein echtes Ausrufezeichen. Unser nimmermüder Dauerbrenner ist aber unsere Weihnachts-Parodie „Grinskistlasmargd“, die heuer im Herbst wiederkommt und bald ins 25. Jahr geht.

Frage:
Seit 2014 residiert auch noch das Grüner Brauhaus ganz in fränkischer Tradition in der Comödie Fürth. Hand aufs Herz: Wie schmeckt Ihnen das Bier?
Ehrlich gesagt bin ich vor allem ein großer Liebhaber fränkischer Weine, aber natürlich passt das „Grüner“ perfekt zu unserem Theater. Außerdem wird nur für uns die Sorte „Naturtrüb“ eingebraut, die wirklich hervorragend zu einem Schäuferla oder einem Schnitzel schmeckt und dazu ein perfektes Feierabendbierchen nach dem letzten Vorhang abgibt…

Frage:
Vor einem halben ist Landtagspräsidentin a.D. Barbara Stamm gestorben. Sie war Mitglied unseres Bayernbunds und hat in unserem Landesbeirat mitgewirkt. Bei Fastnacht in Franken 2019 haben Sie für diese Ikone der fränkischen Fastnacht „Was wäre Franken ohne Dich?“ gesungen. Die Emotionen nicht nur bei Barbara Stamm, sondern auch allen anderen im Saal und an den Bildschirmen waren gigantisch. Bei vielen sind Tränen geflossen. Damit haben Sie ihr ein Denkmal gesetzt. Wie kam es zu dieser Idee? https://www.br.de/mediathek/video/fastnacht-in-franken-2019-abschiedslied-fuer-barbara-stamm-av:5c7082f37ac55c0017793c9e.
Barbara hat unsere Karriere von Anfang an begleitet. Sie kannte uns und hat uns damals dem BR für Veitshöchheim vorgeschlagen, sonst wären wir vermutlich nie in die Sendung gekommen. In all den Jahren danach ist sie eine enge persönliche Freundin und Ratgeberin auf ganz vielen Ebenen geworden. Deswegen war es uns seinerzeit ein Bedürfnis, uns auf diese Weise vor einem Millionenpublikum bei ihr für ihr Wirken auch für die fränkische Fastnacht zu bedanken. Wenige Wochen vor ihrem Tod sind wir uns nochmal begegnet, und sie hat in einem langen Gespräch all die wunderbaren gemeinsamen Jahre Revue passieren lassen. Das hat mich sehr berührt, weil ich denke, dass sie sich so ganz persönlich von mir und uns verabschieden wollte. Sie fehlt uns sehr!

Frage:
Sie sind seit einigen Monaten Präsident der SpVgg Greuther Fürth. Wie starten Sie das Projekt „Wiederaufstieg in die Bundesliga“?
(lacht) Zunächst geht es darum, dass wir uns in der Rückrunde stabilisieren und den Aufwärtstrend unter unserem neuen Trainer Alexander Zorniger fortsetzen, um nicht mehr in Abstiegsgefahr zu geraten. Die Bundesliga ist natürlich immer ein Traum. Man muss jedoch auch so ehrlich sein zu sagen, dass ein Verein wie die Spielvereinigung nur dorthin gelangen kann, wenn wirklich alles zu 100 Prozent zusammenpasst, außerdem eine ordentliche Portion Matchglück dazukommt und sich kein Leistungsträger länger verletzt. Es wäre also vermessen, den Aufstieg als konkretes Ziel für die nächsten Jahre auszugeben, aber wehren würden wir uns logischerweise auch nicht dagegen. Generell gilt aber, dass ich mich aus den sportlichen Belangen der Lizenzspielerabteilung weitestgehend herauszuhalten versuche. Dafür haben wir tolle Fachleute wie Holger Schwiewagner, Rachid Azzouzi und eben Herrn Zorniger an Bord, die alles dafür tun, damit der Profifußball in dieser Stadt eine sichere Zukunft hat.

Auf den Brettern, die für Volker Heißmann die Welt bedeuten.

 

Fotos und Text: Weiß-Blaue Rundschau, Bayernbund   – WBR-Redakteur Fritz Lutzenberger stellte die Fragen an Volker Heißmann zusammen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fotos und Text: Bayernbund


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Christina Rechl

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